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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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ist ihres.«
    Â»Liannan«, hauchte Sin, als wäre sie eine Magierin, als könne sie die Macht des Dämonen kontrollieren, wenn sie ihn beim Namen nannte.
    Merris nickte und ihre Haare kringelten sich wie ein Nest voller Schlangen.
    Â»Sie ist immer bei mir«, erzählte Merris. »Sie verleiht allem ihre Farbe. Steckt in allem. Sie flüstert mir zu, als wäre sie mein eigenes Herz. Bald werde ich nur noch das wollen, was sie will. Weißt du, dass ich, als ich noch ein Mädchen war, nichts anderes als tanzen wollte? Als ich in deinem Alter war, wollte ich keine Anführerin sein. Ich wollte nicht einmal Teil des Marktes sein. Aber als ich nicht mehr tanzen konnte, habe ich den Markt zum Inhalt meines Lebens gemacht. Und sie will weg. Jeden Morgen wache ich an einem Ort auf, der weiter weg ist, weiter weg von euch allen, und jeden Morgen denke ich mir, dass ich auch wegbleiben könnte.«
    Sin musste schlucken. Sie hatte geglaubt, sich mit Merris Handel abfinden zu können, weil es bedeutete, dass sie sie so behalten konnten, denn der Markt brauchte sie dringend.
    Dennoch war es ein Handel mit einem Dämon. Sie nahmen mehr, als man sich leisten konnte, und man bekam keine Gegenleistung.
    Merris war nicht für den Markt gerettet worden, nicht wirklich.
    Â»Aber wenn ich diese Perle hätte«, flüsterte Merris, »dann könnte ich sie wohl zum Schweigen bringen. Dann könnte ich hier bleiben und wieder ich selbst sein.«
    Hoffnung war schwerer zu schlucken als Entsetzen. Sin glaubte, ersticken zu müssen, weil der Einsatz soeben erhöht worden war und das Unmögliche plötzlich zum absoluten Muss geworden war.
    Â»Weißt du, in allen Prüfungen, die ich euch gestellt habe, hat Mae weit bessere Resultate erzielt als du und sich als stärkere Anführerin erwiesen als du es sein könntest«, fuhr Merris fort. »Manchmal glaube ich, du bist dem Markt zu nah. Du müsstest einen Schritt zurücktreten und die Sache als Geschäft betrachten. Und als etwas, für das man sterben könnte, auch das. Manchmal muss man ein Fremder sein. Ich selbst war hier einmal eine Fremde.«
    Â»Nein«, erwiderte Sin.
    Â»Ich wünschte, es wäre nicht so«, entgegnete Merris. »Du bist ins Haus des Mezentius gegangen und ungebrochen wieder daraus hervorgekommen. Du weißt genau, was ich von dir halte.«
    Sin hatte geglaubt, sie wüsste es.
    Â»Was würde es nutzen, dir den Markt zu geben?«, murmelte Merris. Sin trat näher zu ihr ans Fenster, und Merris streckte die Hand aus und streichelte ihr Haar, wie sie es früher immer getan hatte. »Wenn ich ihn dir gäbe und er würde vernichtet werden oder du würdest davon vernichtet werden, was hätte dieser Dämonenhandel dann gebracht? Ich muss die richtige Wahl treffen und ich muss es schnell tun. Ich wünschte, ich könnte dich wählen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du die Richtige bist, ich weiß nicht, ob du noch mehr Verantwortung übernehmen kannst, als du es schon getan hast, ob du Leben und Tod zu einem Geschäft machen kannst. Wenn du mir diese Perle bringst, hätten wir Zeit. Ich hätte Zeit, dich zu unterrichten. Ich möchte gerne glauben, dass du die Anführerin sein kannst, die dieser Markt braucht.«
    Sin neigte den Kopf unter Merris sanft streichelnder Hand. Sie wollte am liebsten weinen, aber sie wusste, dass Merris das nicht gefallen würde.
    Â»Ich bin die Anführerin, die der Markt braucht«, beharrte sie trotzt des Knotens, der sich in ihrem Hals bildete und zu Tränen werden wollte. »Das ist mein Platz!«
    Als sie aufsah, wurde das Gesicht ihrer Anführerin von einer tödlichen Blässe überzogen, und eine schreckliche Schönheit ergriff von ihm Besitz wie die Schatten der Nacht von der Stadt unter ihnen, wenn die Sonne untergeht.
    Mit Lippen, die sich zu einer Form bogen, die nicht ihre eigene war, hauchte Merris: »Beweise es!«

3
    Die Fieberblüte
    F rüher hatte es am Horsenden Hill einen großen Wald gegeben. Jetzt machten sich am Fuß des Hügels die Häuser von Wembley wie ein Glitzerteppich breit, aber die Bäume um den Marktplatz herum, die letzten Überlebenden des großen Waldes, waren groß und stark. An jedem gewölbten Ast schaukelte eine Laterne im Wind und warf helle magische Strahlen ins lange Gras.
    Vielleicht war Merris an einen Dämon verloren und Mae mochte die

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