Der Pakt
»Gut.«
Sin hätte gedacht, dass ihr jede Ablenkung recht wäre, aber sie war nicht einmal sonderlich dankbar, als sie nach zwanzig Minuten Warten aus dem Auto aussteigen und Lydie von der Krankenstation abholen musste.
»Sie hatte Kopfschmerzen«, sagte die Krankenschwester. »Irgendetwas scheint sie zu bedrücken.«
Sin setzte sich während der Rückfahrt mit Lydie auf den Rücksitz, was ihr wie ein Aufschub vorkam, und sie und Alan spielten Lydie den ganzen Weg lang Theater über ihre Abenteuer im Buchladen vor.
Als sie im Lift nach oben fuhren, sah Lydie schon ein wenig fröhlicher aus. Schon durch die Wohnungstür konnten sie Toby schreien hören.
Sin stemmte sie mit der Schulter auf, sobald Alan aufgeschlossen hatte, rannte hinein und riss ihn Mae aus den Armen. Sobald er sie sah, streckte Toby verlangend die Arme nach ihr aus und klammerte sich an ihren Hals wie ein Killertintenfisch, der seine Opfer vorzugsweise erwürgt. Er heulte noch ein paarmal laut auf wie ein Seehund und rieb sein rotzverschmiertes Gesicht an ihrem Hals.
»Gott sei Dank, dass du hier bist«, sagte Mae ergeben und lieà sich an die Wand fallen. Ihr Gesicht war noch pinkfarbener als ihre Haare. »Ich hasse Kinder. Nein, Toby, so habe ich das nicht gemeint, fang nicht wieder an zu schreien. Kinder sind toll aus der Entfernung. Super! Ich liebe sie. Aus der Entfernung.«
»Er braucht nur eine frische Windel«, meinte Sin und trug ihn fort, um das zu erledigen.
Hinter sich hörte sie Mae schwach sagen: »Oh mein Gott!«
Als sie mit Toby auf der Hüfte wieder herauskam, der die Welt hinter ihrer Schulter hervor misstrauisch betrachtete, hörte sie, wie Alan im Nebenraum Nick schalt, dass er Mae nicht geholfen hatte.
»Habe ich ja versucht«, verteidigte sich Nick, der auf dem Sofa lag und eine Zeitung las. Irgendwo hatte er wohl ein T-Shirt gefunden, bemerkte Sin. »Wenn ich im Raum war, hat er noch mehr geschrien. Ich glaube, bei Kindern ist es so wie bei Tieren. Sie können meine böse dämonische Aura spüren.«
»So was will ich auch haben«, verlangte Mae, die immer noch traumatisiert wirkte.
»Zu dumm, Mavis, gehört alles mir«, erklärte Nick. »Ich kann also nicht babysitten.«
»Es wäre unverantwortlich, dich mit Toby allein zu lassen, wenn du ihn so beunruhigst«, überlegte Alan.
Nick grinste ihn kurz an. »Deshalb bist du mir auch der Liebste.«
»Aber es wäre auch unverantwortlich, nicht etwas gegen diese böse dämonische Aura zu unternehmen«, fuhr Alan immer noch nachdenklich fort. »Ich finde, als Teil meines Projekts, dich an die Menschheit zu gewöhnen, werde ich deine Dienste als Hundeführer in der Nachbarschaft anbieten.«
Nick sah von seiner Zeitung auf.
»Du weiÃt doch, dass Mrs. Mitchell nicht gerne das Haus verlässt, Nicholas«, sagte Alan. »Und sie hat diese beiden kleinen Pudel. Es wäre eine gute Tat.«
»Ich kann dich erschlagen«, grollte Nick. »Jederzeit.«
Da Mae und Alan am besten darin waren, Nachforschungen zu betreiben, gingen Nick und Sin nach kurzer Diskussion, um Essen zu machen. Bald stellte sich heraus, dass Nick darin besser war als Sin, daher wurde sie dazu abgestellt, Gemüse zu putzen.
Das wäre auch in Ordnung gewesen, hätte sie nicht Angst haben müssen, ihrer kleinen Schwester das Messer auf den Kopf fallen zu lassen. Toby saà zufrieden bei Alan und tat so, als ob er mitlesen würde, aber Lydie war bei Sin geblieben und klammerte sich an ihren Rock. Sin musste daran denken, wie es war, als Sin nach dem Tod ihrer Mutter aus dem Haus des Mezentius zurückgekommen war.
»Willst du mir beim Kochen helfen?«, fragte sie.
Lydie presste das Gesicht an Sins Oberschenkel und antwortete gedämpft: »Nein. Ich bleib hier. Ich will nicht noch mehr Ãrger machen.«
»Wovor hat sie denn jetzt Angst?«, fragte Nick gelangweilt, während er weiÃe SoÃe für die Lasagne machte.
»Die Magier könnten nach mir suchen«, erklärte Lydie ihm beleidigt.
»Ich bin ein Dämon«, antwortete Nick. »Du hast doch schon von mir gehört, oder? Dass ich jemandem die Eingeweide kochen lassen kann, nur weil ich es so will? Dämonen sind der schlimmste Albtraum der Menschheit.«
»Nick!«, warnte Sin.
»Also mach dir keine Sorgen um die Magier«, fuhr Nick seelenruhig fort. »Die
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