Der Pakt
sehe.«
Sin lief die Stufen hinauf zu ihm. Er rannte nicht, sondern lief gemächlich am Fluss entlang, während die Flammen tobten und Menschen in den StraÃen schrien.
»Ich meine, wie machst du das?«
Er schien sie gar nicht zu hören.
»Ich weià nicht, warum sie sich die Mühe gemacht haben«, sagte er tonlos.
Am Himmel über ihnen brauten sich dunkle Sturmwolken zusammen, während sich der Rauch vom brennenden Fluss geisterhaft in die Luft erhob. Sin hörte die schrillen Sirenen von Krankenwagen und Löschzügen und fragte sich, wie viele Menschen der Liste von Nick Ryves Opfern heute hinzugefügt würden.
Sie wusste nicht, ob das Durchführen unmöglicher Taten unter dem Einfluss von Panik oder Trauer die Dämonenversion von Adrenalin war oder ob sie gerade Zeuge wurde, wie Nick den Verstand verlor.
Sie hielt mit ihm Schritt, aber sie musste an Jamie und Seb denken und sah sich nach dem Schiff um.
Doch sie sah es nicht, denn als sie sich umdrehte, sah sie nur eine rauchumhüllte Gestalt, die sich vor dem rotglühenden Fluss und den schwarzen Wolken abzeichnete.
Sin holte schaudernd Luft.
»Nick. Er ist hinter uns.«
»Natürlich. Es würde nicht lange auf dem Boot bleiben«, erwiderte Nick gleichmütig.
Unfähig, dem Drang zu widerstehen, sah sich Sin erneut um, wie jeder Liebende, der geliebt und verloren hat und die Chance bekommt, den Geliebten noch einmal zu sehen, egal zu welchem Preis. Die Menschen blicken in der Hölle immer zurück.
Der Dämon stand unter einer erloschenen StraÃenlaterne und erwiderte ihren Blick. Er war viel näher als zuvor.
»Nick«, flüsterte sie eindringlich und sah sich noch einmal um.
Der Dämon stand direkt hinter ihr, sein Gesicht war dem ihren nahe genug, um sie zu küssen. Der brennende Fluss spiegelte sich in seinen Augen und verwandelte sich in den beiden schwarzen Spiegeln zu Blutströmen.
Sin schluckte einen Schrei herunter und zwang sich, wegzusehen. Sie spürte die Anwesenheit des Dämons wie einen kalten Schatten hinter sich.
»Nick, er folgt uns.«
»Spielt keine Rolle«, antwortete Nick.
»Doch, tut es! Hör mir zu â¦!«
Nick blieb stehen und sah sie an, und auch er hatte diese Dämonenaugen, Blut auf Schwarz. Sin erstarrte.
»Halt den Mund«, befahl Nick. »Halt den Mund oder ich bringe dich um. Nichts spielt mehr eine Rolle!«
Sin verstummte. Sie würde keinen selbstmörderischen Streit mit einem Dämon anfangen, sie würde nicht darüber nachdenken, was sie verloren hatte, sie würde sich nicht mehr umsehen.
Sie würde einfach weitergehen. Sie würde es ertragen, durch diese in eine Hölle verwandelte Stadt zu laufen, und sie würde zu den Kindern zurückkehren, die ohne sie hilflos waren.
Sie hielt all diese Versprechen, die sie sich selbst machte, bis auf eines. Sie sah sich um.
Nicht sehr oft während dieses langen, albtraumhaften Marsches durch Feuer und Dunkelheit, während das Feuer in der Stadt und das trübe Tageslicht verloschen, aber oft genug. Sie sah sich um und erblickte Alans Gesicht, bleich wie etwas Totes, das sie mit unendlicher Belustigung ansah.
Sobald Nick die Tür aufschloss, schob sich Sin hindurch, und Mae kam aus dem Schlafzimmer geschossen.
»Was ist passiert? Wo ist Alan?«
Natürlich erwartete Mae, dass sie Alan sicher wieder nach Hause gebracht hatten, denn schlieÃlich war sie in einer Welt aufgewachsen, in der Magie aus Märchen stammte.
»Alan ist besessen«, erklärte Sin. Ihre Kehle brannte vom Rauch, und ihre Stimme hatte schon zu sehr gelitten, um noch weiter zu brechen. Sie nahm Mae ihren schönen, dummen Glauben nicht einmal übel, sondern verspürte nur eine Art Mitleid.
Sie ging an Mae vorbei, bis sie merkte, dass sie endlich aufhören konnte, zu laufen, und lehnte sich an die Wand.
Dann sah sie, dass Mae verrückt wurde und Selbstmordgedanken hegte, denn sie rannte los und versuchte, Nick zu umarmen.
Nick wich so heftig zurück zur Tür, als hätte Mae Waffen und er sei ein normaler Mensch, einer, der beim Anblick von Waffen so viel Angst bekommt, dass er sich in eine Ecke verkriecht.
Er stieà gegen die Tür und Mae schlang die Arme um seinen Hals.
»Nick«, sagte sie an seiner Brust. Sie war so klein, dass sie ihm nicht einmal bis an die Schulter reichte. »Es tut mir so leid, Nick.«
Nicks Hände
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