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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Avenue, nicht weit vom Union Square entfernt. Es war schwer, sich zwischen dem Wildwood und dem Blue Smoke oben an der 27th Street zu entscheiden, doch das Neue setzte sich durch; das Neue und, was Louis anging, die Aussicht auf Bohnen, an die Steakfleisch geschnitten war. In Rippchenkneipen mochte Louis zusätzliches Fleisch zu allem, Götterspeise eingeschlossen. Wenn er schon an einem Herzinfarkt sterben sollte, dann wenigstens mit Stil.
    Diese zwei Männer, die beide schon getötet hatten, auch wenn man nur Louis als geborenen Killer bezeichnen konnte, waren jetzt meine besten Freunde. Ich hatte sie seit letztem Jahr nicht mehr gesehen, als sie sich oben im Norden des Staates New York in die Bredouille gebracht hatten und ich ihnen gefolgt war, um ihnen zu helfen. Es war nicht gut ausgegangen, und wir hatten uns seither voneinander ferngehalten; nicht aus bösem Willen, sondern weil Louis sich Sorgen wegen der Folgen machte und nicht wollte, dass ich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Heute allerdings wirkte er zufrieden und meinte, das Schlimmste wäre überstanden – beziehungsweise so zufrieden, wie Louis überhaupt wirken konnte. In Wahrheit war das schwer zu sagen. Schließlich war es nicht so, dass alle Welt mitlachte, wenn Louis lachte. Wenn Louis lachte, blickte sich für gewöhnlich alle Welt um, um festzustellen, wer hingefallen war und sich aufgespießt hatte.
    Es war immer ein unterhaltsames Spektakel, Angel und Louis beim Rippchenessen zuzusehen, weil stets eine Art Rollentausch stattzufinden schien. Louis – groß, schwarz und gekleidet wie eine Schaufensterpuppe, die beschlossen hat, zu fliehen und sich anderswo eine bessere Unterkunft zu suchen – aß seine Rippchen wie jemand, der Angst hat, man könnte ihm jederzeit den Teller wegnehmen, weshalb er so schnell wie möglich so viel wie möglich vertilgen sollte; Angel hingegen, der klein und weiß war (beziehungsweise »weißlich«, wie er es ausdrückte) und nicht nur so aussah, als hätte er in seiner Kleidung geschlafen, sondern als hätten auch noch andere Leute drin geschlafen, knabberte beinahe geziert an seinem Essen, so wie ein kleiner Vogel, wenn er denn eine Rippe in den Klauen halten könnte. Sie tranken Ale. Ich hatte ein Glas Rotwein vor mir stehen.
    »Rotwein«, sagte Angel. »In einem Rippchenladen. Weißt du, wir sind schwul, aber nicht mal wir trinken in einem Rippchen­laden Wein.«
    »Wenn ich schwul wäre, dann wäre ich vermutlich ein kultivierterer Homosexueller als ihr. Genau genommen bin ich ungeachtet meiner sexuellen Orientierung sowieso kultivierter als ihr.«
    »Isst du nichts?«, fragte Louis und deutete mit einem weitestgehend abgenagten Rippchen auf den kleinen Haufen blanker Knochen auf meinem Teller.
    »Ich habe nicht so viel Hunger«, sagte ich. »Und nachdem ich euch zwei zugesehen habe, überlege ich mir, ob ich nicht Vegetarier werden oder einfach gar nichts mehr essen soll. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit und mit Sicherheit nicht mit euch.«
    »Was zum Teufel ist mit uns nicht in Ordnung?« Angel klang zutiefst gekränkt.
    »Du isst wie eine alte Frau. Und er isst, als hätte man ihn gerade neben einem Mammut aufgetaut.«
    »Sollen wir etwa mit Messer und Gabel essen?«
    » Könnt ihr denn überhaupt mit Messer und Gabel essen?«
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung, Miss Manierlich. Die Messer hier sind scharf.«
    Louis verputzte sein letztes Rippchen, wischte sich mit einer Serviette das Gesicht ab und lehnte sich seufzend zurück. Wenn sein Herz vor Erleichterung hätte seufzen können, hätte es ein Echo ­gegeben.
    »Ich bin froh, dass ich heute Abend meine Büfetthose anhabe«, sagte er.
    »Ich auch«, sagte ich. »Wenn du deine normale Hose anhättest, hätte einer deiner Knöpfe wahrscheinlich schon jemandem das Auge ausgeschlagen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Du bist immer noch jungenhaft schlank.«
    Angel winkte dem Kellner und bestellte sich noch ein Bier.
    »Willst du uns davon erzählen?«, sagte er.
    Das meiste wussten sie bereits. Ich hatte in Maine meine Lizenz als Privatdetektiv verloren, und Aimee Price, meine Anwältin, kämpfte immer noch darum, dass ich sie zurückbekam, scheiterte aber immer wieder am Einspruch der Staatspolizei und, so schien es, vor allem eines Detectives namens Hansen. Soweit Aimee feststellen konnte, kam der Auftrag, meine Lizenz einzuziehen, von ganz oben, und Hansen war nur der Bote. Wir könnten das vor Gericht

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