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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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trifft auf die halbe Mannschaft der Mets zu.«
    Wir zahlten und gingen hinaus in die Nacht.
    »Du kannst uns jederzeit anrufen«, sagte Angel. »Wir sind da.«
    Sie hielten ein Taxi an, und ich schaute ihnen hinterher, als sie nach Uptown fuhren. Als sie außer Sicht waren, ging ich ins Restaurant zurück, setzte mich an die Bar und trank noch ein Glas Wein. Ich dachte über den Jäger nach und fragte mich, ob er mich jagte.
    Und in gewisser Weise wollte ich, dass er kam.

5
    Der Great Lost Bear war in Portland eine Institution. Er befand sich in einem Haus an der Forrest Avenue, abseits der Touristenfallen um den Old Port, das einst eine Bar namens Bottom’s Up beherbergt hatte – mittelgroße Bands spielten dort früher, die entweder auf dem Weg nach oben oder nach unten waren oder einfach eine Phase erreicht hatten, in der es nur darauf ankam, vor einem größeren Publikum aufzutreten, vorzugsweise vor einem, das keine Flaschen schmiss, wenn sie neben den Hits auch mal einen neuen Song spielten.
    Die Bühnenbeleuchtung im Restaurant war noch da, was den Eindruck erweckte, als warteten die Gäste nur auf den Höhepunkt des Abends oder aber sie wären die eigentliche Attraktion. In der anderen Hälfte des Gebäudes befand sich früher außerdem eine Bäckerei, und um 23.30 Uhr, wenn an der Bar die letzten Runden ausgeschenkt wurden, zog der Geruch nach frischgebackenem Brot durch das Lokal und ließ den Gästen nach Küchenschluss das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Als die Bar 1979 den Besitzer wechselte, wurde sie in Grizzly Bear umbenannt, bis eine Pizzakette von der Westküste Einspruch einlegte und der Name in Great Lost Bear geändert wurde, was ohnehin einprägsamer war. Abgesehen davon, dass es dort immer hoch herging und bis spätnachts Essen serviert wurde, beruhte der Ruhm des Bear vor allem auf seinem Bierangebot: sechsundfünfzig Sorten Fassbier standen jederzeit zur Verfügung, manchmal ­sogar sechzig. Obwohl er in einem ruhigen Teil der Stadt lag, nicht weit von der University of Southern Maine entfernt, hatte er sich im Laufe der Jahre einen beachtlichen Ruf erworben, so dass jetzt auch im Sommer, als früher wenig los war, Hochbetrieb herrschte.
    Neben den Einheimischen lockte der Bear vor allem Bierlieb­haber an, zumeist Männer einer bestimmten Altersgruppe. Sie machten keinen Ärger, schlugen nicht über die Stränge und waren meistens zufrieden, wenn sie über Hopfen, Fässer und obskure Kleinstbrauereien reden konnten, von denen selbst die Barkeeper noch nie etwas gehört hatten. Je unbekannter sie waren, desto ­besser, denn unter einer bestimmten Schar von Trinkern im Bear herrschte eine Art Konkurrenzkampf. Ab und zu lenkte sie der Anblick einer Frau eine Zeitlang vom Thema ab, aber es gab ja auch noch andere Frauen. Und nicht immer saß ein Typ neben ihnen, der jede Kleinstbrauerei in Portland, Oregon, ausprobiert hatte, aber keinen blassen Schimmer von Portland, Maine, hatte.
    Ich arbeitete seit etwas mehr als vier Monaten als Barchef im Bear. Ich war nicht auf das Geld angewiesen, noch nicht, aber es konnte nichts schaden, wenn ich mir eine Arbeit suchte, während Aimee Price sich für meine Rechte einsetzte. Ich musste schließlich für eine Tochter sorgen, auch wenn Rachel mir wegen der Unterhaltszahlungen keinerlei Druck machte. Manchmal fragte ich mich sogar, ob es Rachel nicht lieber wäre, wenn ich mich überhaupt nicht um Sam kümmern würde, obwohl sie nie etwas dergleichen gesagt hatte. Ich durfte Sam jederzeit in Vermont besuchen, solange ich Rachel vorher Bescheid sagte. Trotzdem hatte ich manchmal Lust, Sam zu sehen, und fuhr spontan rüber nach Burlington. Von den missbilligenden Blicken einmal abgesehen, die mir Rachels Vater gelegentlich zuwarf, denn sie und Sam wohnten in einem Cottage auf dem Grundstück ihrer Eltern, hatten diese außerplanmäßigen Besuche bislang nicht zu Reibereien zwischen uns geführt.
    Rachel und ich hatten seit unserer Trennung ein paar Mal miteinander geschlafen, aber keiner von uns hatte die Möglichkeit einer Versöhnung zur Sprache gebracht. Ich glaubte nicht daran, nicht im Moment, aber das hinderte mich nicht, sie zu lieben. Trotzdem konnte diese Situation nicht von Dauer sein. Wir entfernten uns immer mehr voneinander. Es war vorbei, aber noch hatte das keiner von uns ausgesprochen.
    Es war ein Donnerstagnachmittag, kurz nach vier, und im Bear war es vorerst noch ruhig. Na ja, relativ ruhig. Drei Männer saßen an der Bar. Zwei

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