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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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ich es wahrscheinlich genauso machen. Aber verwechsle das nicht mit dem Wesentlichen: Will und Elaine Parker waren dein Vater und deine Mutter, und das solltest du dir nicht durch irgendwas, das du vielleicht erfährst, beschädigen lassen.«
    Er fasste mich am Arm und drückte kurz zu, bevor er mich wieder losließ.
    »Und was nun?«
    »Meine Anwältin hat die Papiere für einen Exhumierungsantrag vorbereitet«, sagte ich. »Ich könnte meine DNA mit der meines ­Vaters vergleichen lassen.«
    »Du könntest es, aber du hast es nicht getan. Dazu bist du noch nicht bereit, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    »Wann fliegst du zurück nach Maine?«
    »Morgen Nachmittag, wenn ich mit Eddie Grace gesprochen habe.«
    »Mit wem?«
    »Ein anderer Kollege und Freund von meinem Vater. Er war krank, aber seine Tochter sagt, jetzt könnte er ein paar Minuten mit mir reden, wenn ich ihn nicht zu sehr anstrenge.«
    »Und wenn du nichts von ihm erfährst?«
    »Dann mache ich Jimmy Druck.«
    »Wenn Jimmy irgendwas zu verbergen hat, verbirgt er’s gut. Po­lizistenklatsch. Das weißt du doch. Die sind wie Fischweiber – sobald mal irgendwas raus ist, lässt es sich nur schwer verschweigen. Ich weiß selbst heute noch, wer hinter dem Rücken seiner Frau rumvögelt, wer wieder säuft, wer kokst oder sich von Nutten und Dealern schmieren lässt. So ist das eben. Und nach dem Tod dieser beiden Kids hat sich die AIA das Berufs- und Privatleben deines Vaters mit Lupe und Pinzette vorgenommen, um rauszufinden, was passiert ist.«
    »Die offizielle Untersuchung hat nichts ergeben.«
    »Pfeif auf die offizielle Untersuchung. Du solltest doch besser als irgendwer anders wissen, wie so was läuft. Vermutlich hat es eine offizielle Untersuchung gegeben und eine verdeckte, eine, die aktenkundig ist und jederzeit überprüft werden kann, und eine, die heimlich durchgeführt und deren Ergebnis unter den Teppich gekehrt wurde.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass ich mich umhören werde. Man schuldet mir noch ein paar Gefallen. Mal sehen, ob es irgendwo Ungereimtheiten gibt. Unterdessen machst du, was du machen musst.«
    Er trank seinen Wein aus.
    »Und jetzt machen wir Schluss. Morgen früh fahre ich dich nach Pearl River. Ich wollte schon immer sehen, wie die Iren leben. Bin dann besser damit klargekommen, dass ich keiner bin.«

11
    Eddie Grace war kürzlich aus dem Krankenhaus in die Obhut seiner Tochter Amanda entlassen worden. Eddie war schon lange krank, und man hatte mir mitgeteilt, dass er die meiste Zeit schlief, aber anscheinend hatte er sich in den letzten Wochen etwas erholt. Er wollte wieder nach Hause, und im Krankenhaus ließ man ihn ­gehen, da man dort nichts mehr für ihn tun konnte. Schmerz­stillende Medikamente konnte man ihm in seinem eigenen Bett ­genauso gut geben wie in der Klinik, und im Kreise seiner Familie wäre er weniger ängstlich und beunruhigt. Amanda hatte mir auf meine vor­herige Anfrage eine Antwort auf meinem Anrufbeantworter hin­terlassen, in der sie mir mitteilte, dass Eddie bereit und offenbar auch in der Lage sei, sich bei ihr zu Hause mit mir zu treffen.
    Amanda wohnte an der Summit Street, unweit der St. Margaret of Antioch Church und von unserem alten Haus an der Franklin Street aus auf der anderen Seite der Bahngleise gelegen. Walter setzte mich an der Kirche ab und ging einen Kaffee trinken. Nur Sekunden nachdem ich geklingelt hatte, öffnete Amanda die Tür, als habe sie in der Diele auf mich gewartet. Sie hatte lange braune Haare, denen sie mit einer Tönung etwas nachgeholfen hatte, die aber nicht so weit von ihrer natürlichen Farbe entfernt war, dass es einen störte. Sie war klein, knapp über eins fünfundfünfzig, hatte Sommersprossen und hellbraune Augen. Ihr Lippenstift sah aus, als wäre er frisch aufgetragen, und sie roch nach einem Zitrusduft, der genau wie sie unaufdringlich und faszinierend zugleich war.
    Ich war in Amanda Grace verknallt gewesen, als wir zusammen auf die Pearl River High School gingen. Sie war ein Jahr älter als ich und trieb sich mit einer Clique herum, die auf schwarzen Nagellack und unbekannte englische Gruppen stand. Sie war ein Mädchentyp, den Sportfanatiker angeblich verabscheuten, von dem sie aber heimlich fantasierten, wenn ihre kessen blonden Freundinnen Sachen machten, bei denen ihnen ihre Freunde nicht in die Augen schauen mussten. Etwa ein Jahr vor dem Tod meines Vaters fing sie an, mit Michael Ryan zu gehen, dessen Lebensziel in

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