Der Pakt der Liebenden
Ecke des Zimmers war ein Stuhl, auf den er sich jeden Abend setzte, um sich auszuziehen. Er ließ sich darauf nieder, um seine Schuhe und Socken abzustreifen, und manchmal blieb er dort eine Weile schweigend sitzen, die bloßen Füße auf dem Teppichboden, das Kinn in die Hände gestützt, und dachte über den Tag nach, der zur Neige ging. Meine Mutter sagte, in ihrem Traum habe mein Vater wieder auf diesem Stuhl gesessen, nur dass sie ihn nicht richtig sehen konnte. Als sie sich auf die Gestalt in der Zimmerecke konzentrierte, stand dort nur der Stuhl, aber sobald sie wegschaute, sah sie aus dem Augenwinkel, wie sich dort eine Gestalt bewegte. Sie hätte Angst bekommen sollen, aber sie bekam keine. Im Traum wurden ihr die Augen schwer. Aber wie kann ich schwere Augen haben, dachte sie, wenn ich noch schlafe? Sie kämpfte dagegen an, wurde aber vom Schlaf übermannt.
Und kurz bevor sie wegdämmerte, spürte sie eine Hand auf ihrer Stirn und Lippen, die sanft über ihre Wange strichen, und sie spürte seinen Kummer und seine Schuldgefühle, und in diesem Moment, glaube ich, fing sie an, ihm alles zu vergeben, was er getan hatte. Den Rest der Nacht schlief sie tief und fest, und trotz allem, was vorgefallen war, weinte sie nicht, als in der Kirche die letzten Gebete für ihn gesprochen wurden, und als sein Leichnam in die Erde abgelassen, die Fahne zusammengefaltet und ihr überreicht wurde, lächelte sie traurig für ihren toten Mann, und eine einzige Träne zerplatzte auf dem Boden wie ein gefallener Stern.
»Die Tochter meiner Freundin«, sagte ich, »hat Ihnen einen Streich gespielt.«
»Wirklich?«, sagte Wallace, ohne sich auch nur darum zu bemühen, nicht skeptisch zu klingen. »Sind sie noch da?«
»Nein. Sie sind gegangen.«
Er ließ es auf sich bewenden. »Das vorhin war gemein. Schlagen Sie immer ohne Vorwarnung auf Leute ein?«
»Das kommt von meiner Arbeit. Wenn ich dem einen oder anderen gesagt hätte, dass ich sie schlage, hätten sie mich vorher erschossen. Eine Vorwarnung schwächt irgendwie die Wirkung ab.«
»Wissen Sie, im Moment wünschte ich, dass jemand Sie erschossen hätte.«
»Wenigstens sind Sie ehrlich.«
»Haben Sie mich deshalb herzitiert, um mich noch mal zu warnen?«
»Tut mir leid, dass ich Sie geschlagen habe, aber Sie müssen das von Angesicht zu Angesicht hören und nicht in einer Bar. Ich werde Ihnen bei Ihrem Buch nicht helfen. Ich werde sogar alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass daraus nicht mal ein paar Kritzeleien in Ihrem Notizbuch werden.«
»Wollen Sie mir drohen?«
»Mr. Wallace, erinnern Sie sich an den Mann im Bear, der über die Motive außerirdischer Entführer gesprochen hat?«
»Durchaus. Ich bin ihm gestern sogar wieder begegnet. Er hat auf dem Parkplatz meines Motels auf mich gewartet. Ich habe angenommen, dass Sie ihn geschickt haben.«
Jackie. Ich hätte mir darüber im Klaren sein müssen, dass er im unangebrachten Bemühen, mir helfen zu wollen, die Sache in die eigenen Hände nehmen würde. Ich fragte mich, wie lange er die Motelparkplätze der Stadt abgeklappert und Ausschau nach Wallaces Auto gehalten hatte.
»Habe ich nicht gemacht, aber er ist ein Mann, den man nicht so leicht im Griff hat, und er hat zwei Freunde, neben denen er geradezu sanftmütig wirkt. Sie sind Brüder, und es gibt Gefängnisse, die sie nicht mehr aufnehmen wollen, weil sie die anderen Insassen in Angst und Schrecken versetzt haben.«
»Und? Sie wollen mir Ihre Freunde auf den Hals hetzen. Harter Bursche.«
»Wenn ich Ihnen so was Schlimmes antun wollte, würde ich es selber machen. Man kann auch anders mit dem Problem umgehen, das Sie darstellen.«
»Ich bin nicht das Problem. Ich möchte nur Ihre Geschichte erzählen. Ich interessiere mich für die Wahrheit.«
»Ich weiß nicht, was die Wahrheit ist. Und wenn ich es nach der langen Zeit nicht weiß, dann werden Sie es auch nicht schaffen.«
Er kniff verschmitzt die Augen zusammen und bekam allmählich wieder etwas Farbe im Gesicht. Es war ein Fehler gewesen, dass ich überhaupt mit ihm über die Sache sprach. Er war wie ein evangelikaler Christ, der beim Klinkenputzen jemanden findet, der bereit ist, mit ihm über Theologie zu diskutieren.
»Aber ich kann Ihnen helfen«, sagte er. »Ich bin neutral. Ich kann Sachen herausfinden. Sie müssen nicht alle in dem Buch vorkommen. Sie haben es in der Hand, wie Sie und Ihr Image dargestellt werden.«
»Mein Image?«
Er begriff, dass er einen
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