Der Pakt der Liebenden
dessen, was Sie mir erklärt haben, darauf berufen, dass Sie ihn eingeladen haben.«
Ich zuckte die Achseln. Sie hatte recht.
»Und wie ist dieser zweite Besuch verlaufen?«, fragte sie.
»Hätte besser laufen können«, sagte ich.
»In welcher Hinsicht?«
»Zunächst mal hätte ich ihm nicht in den Bauch boxen sollen.«
»Ach, Charlie.« Sie schien aufrichtig enttäuscht zu sein, und ich schämte mich wegen meines Verhaltens noch mehr. Um meinen Fehler wiedergutzumachen, berichtete ich so genau, wie ich konnte, von meinem Gespräch mit Wallace, ließ aber die Frau und das Kind aus, die er angeblich gesehen hatte.
»Wollen Sie damit sagen, dass Ihr Freund Jackie Wallace ebenfalls gedroht hat?«, sagte sie.
»Ich habe ihn nicht darum gebeten. Wahrscheinlich hat er gedacht, er tut mir einen Gefallen.«
»Wenigstens hat er sich besser beherrscht als Sie. Wallace könnte Sie wegen Körperverletzung belangen, aber meiner Vermutung nach wird er das nicht tun. Er will eindeutig sein Buch schreiben, und das könnte für ihn Vorrang vor allen anderen Belangen haben, solange Sie ihm keine bleibenden Schäden zufügen.«
»Er ist aus eigener Kraft weggegangen«, sagte ich.
»Tja, wenn er auch nur irgendetwas über Sie weiß, kann er sich vermutlich glücklich schätzen.«
Ich steckte den Treffer ein. Ich war nicht in der Position, ihr zu widersprechen.
»Wo stehen wir also?«
»Sie können ihn nicht daran hindern, das Buch zu schreiben. Eine Menge relevantes Material ist öffentlich zugänglich, wie er selber gesagt hat. Wir können aber um eine Kopie des Manuskripts ersuchen, beziehungsweise uns eine beschaffen, und sie mit einem feinen Kamm durchgehen und nach Fällen von Verleumdung oder Beeinträchtigung Ihrer Privatsphäre suchen. Wir könnten dann eine richterliche Verfügung beantragen, mit der eine Veröffentlichung verhindert wird, aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass die Richter eine solche Verfügung aus Respekt vor dem ersten Verfassungszusatz im Allgemeinen nur ungern erlassen. Unsere größte Hoffnung dürften mögliche finanzielle Nachteile sein. Der Verleger hat vermutlich eine Gewährleistungs- und Schadenersatzklausel in Wallaces Vertrag eingebaut, vorausgesetzt, der Vertrag wurde offiziell abgeschlossen. Wenn man die ganze Sache richtig gehandhabt hat, wird man zum Schutz des Werks auch eine mediale Risikoversicherung abgeschlossen haben. Mit anderen Worten, wir werden nicht nur nicht verhindern können, dass der Gaul durchgeht, sondern wir werden auch nicht mehr tun können, als die Tür halbwegs zu schließen, sobald er weg ist.«
Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen.
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht ein bisschen Wein wollen?«, sagte Aimee.
»Ich bin mir sicher. Wenn ich einmal damit anfange, höre ich möglicherweise nicht mehr auf.«
»Tut mir leid«, sagte sie. »Ich werde mit ein paar anderen Leuten reden und zusehen, ob uns noch andere Wege zur Verfügung stehen, aber erhoffen Sie sich nicht zu viel. Und, Charlie?«
Ich öffnete die Augen.
»Drohen Sie ihm nicht mehr. Halten Sie einfach Abstand. Wenn er Sie anspricht, gehen Sie weg. Lassen Sie sich in keine Auseinandersetzung hineinziehen. Das gilt auch für Ihre Freunde, ungeachtet ihrer möglicherweise guten Absichten.«
Was uns zu einem weiteren Problem brachte.
»Yeah, tja, das könnte auch problematisch werden«, sagte ich.
»Inwiefern?«
»Angel und Louis.«
Ich hatte Aimee so viel über sie erzählt, dass sie sich keinen Illusionen hingab.
»Wenn Wallace erst mal rumwühlt, könnten auch ihre Namen fallen«, sagte ich. »Und ich glaube nicht, dass sie gute Absichten haben.«
»Sie klingen nicht wie Männer, die allzu viele Spuren hinterlassen.«
»Das spielt keine Rolle. Es wird ihnen nicht passen, vor allem Louis nicht.«
»Dann warnen Sie sie vor.«
Ich dachte darüber nach. »Nein«, sagte ich. »Mal sehen, was passiert.«
»Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist?«
»Eigentlich nicht, aber Louis hält sehr viel von vorbeugenden Maßnahmen. Wenn ich ihm erzähle, dass Wallace sich möglicherweise über ihn erkundigt, könnte er zu dem Schluss kommen, dass es besser wäre, wenn Wallace überhaupt keine Fragen mehr stellt.«
»Ich werde so tun, als hätte ich das nicht gehört«, sagte Aimee. Sie trank ihren Wein in einem Zug aus und schien dann zu überlegen, ob sie sich noch einen gönnen und darauf hoffen sollte, dass alles, was ich gerade gesagt hatte, aus ihrem Gedächtnis getilgt
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