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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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aufs College?«
    »Yeah.«
    »Raketentechnik studierst du bestimmt nicht. Weißt du, wie tief du in der Tinte sitzt?«
    »Aber Mann«, sagte der Junge und starrte auf seine Tütchen, »das Zeug is teuer!«
    Will tat er fast leid, weil er so dämlich war. »Komm schon, du Blödmann«, sagte er. Er stieß ihn ins Wohnzimmer und befahl ihm, sich auf den Boden zu setzen.
    »Okay«, sagte Jimmy. »Alle anderen stellen sich an die Wand. Wenn ihr irgendwas habt, über das ich Bescheid wissen sollte, dann sagt’s mir jetzt, weil es dann leichter für euch wird.«
    Diejenigen, die aufstehen konnten, stellten sich an die Wand. Will stupste ein komatöses Mädchen mit dem Fuß an.
    »Komm schon, Dornröschen. Die Schlafenszeit ist vorbei.«
    Zu guter Letzt standen alle da. Will filzte acht von ihnen, nicht aber den Jungen, den er schon vorher durchsucht hatte. Nur das Mädchen mit den Strähnchen hatte etwas bei sich: drei Joints und eine Tüte mit vier Unzen Gras. Sie war sowohl betrunken als auch high, kam aber allmählich wieder runter.
    »Was ist das?«, fragte Will das Mädchen.
    »Weiß ich nicht«, erwiderte das Mädchen. Ihre Stimme klang leicht verschliffen. »Ein Freund hat sie mir gegeben, damit ich drauf aufpasse.«
    »Eine schöne Geschichte. Wie heißt der Freund? Hans Christian Andersen?«
    »Wer?«
    »Ist egal. Ist das Ihre Wohnung?«
    »Ja.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Sandra.«
    »Sandra wie?«
    »Sandra Huntingdon.«
    »Tja, Sandra, Sie sind wegen Drogenbesitzes und -handels festgenommen.« Er legte ihr Handschellen an und las ihr ihre Rechte vor, dann machte er das Gleiche mit dem Jungen, den er vorhin durchsucht hatte. Jimmy nahm die Namen der Übrigen auf und erklärte ihnen, dass sie gehen oder bleiben könnten, aber wenn er ihnen auf der Straße noch mal begegnete, werde er sie wegen Herumlungerns hopsnehmen, selbst wenn sie ein Wettrennen veranstalteten. Alle setzten sich wieder hin. Sie waren jung und verängstigt, und allmählich wurde ihnen klar, was für ein Glück sie hatten, dass sie nicht in Handschellen waren, so wie ihre Freunde, aber sie waren auch noch nicht wieder so weit bei sich, dass sie hinaus in die Nacht ziehen wollten.
    »Okay, Zeit zum Abmarsch«, sagte Will zu den beiden Gefesselten. Er wollte Huntingdon aus der Wohnung führen, und Jimmy folgte ihm mit dem Jungen, der Howard Mason hieß, aber plötzlich schien im Kopf des Mädchen irgendetwas zu funken und durch den Drogennebel zu dringen.
    »Mein Baby«, sagte sie. »Ich kann nicht ohne mein Baby weg!«
    »Was für ein Baby?«, fragte Will.
    »Meine kleine Tochter. Sie ist zwei. Ich kann sie nicht allein lassen.«
    »Miss, in dieser Wohnung ist kein Baby. Ich habe sie selber durchsucht.«
    Doch sie rangelte mit ihm. »Ich sag Ihnen doch, dass mein Baby hier ist«, schrie sie, und ihm wurde klar, dass sie ihm nichts vormachte.
    Einer der Gäste im Wohnzimmer, ein Schwarzer, etwa Mitte zwanzig und mit einem Afro für Anfänger, sagte: »Sie lügt nicht, Mann. Sie hat ein Baby.«
    Jimmy schaute Will an. »Bist du sicher, dass du alles durchsucht hast?«
    »Das ist doch nicht der Central Park.«
    »Verdammt.« Er brachte Mason wieder ins Wohnzimmer. »Du setzt dich auf die Couch und rührst dich nicht von der Stelle«, befahl er ihm. »Okay, Sandra, Sie sagen, Sie haben eine Tochter. Suchen wir sie. Wie heißt sie?«
    »Melanie.«
    »Melanie, gut. Sind Sie sicher, dass Sie niemanden gebeten haben, heute Abend auf sie aufzupassen?«
    »Nein, sie ist hier.« Huntingdon weinte jetzt. »Ich lüge nicht.«
    »Tja, das werden wir gleich rausfinden.«
    Es gab nicht viele Stellen, an denen sie suchen konnten, aber sie riefen trotzdem den Namen des Mädchens. Die beiden Cops schauten hinter der Couch nach, in der Badewanne und in den Küchenschränken.
    Will fand sie schließlich. Sie war unter dem Haufen Mäntel auf dem Bett. In dem Moment, in dem seine Hand ihr Bein berührte, wusste er, dass das Kind tot war.
    Jimmy trank einen Schluck Wein.
    »Die Kleine wollte sich offenbar ins Bett ihrer Mutter legen«, sagte er. »Vielleicht ist sie unter den ersten Mantel gekrochen, um sich zu wärmen, und ist dann eingeschlafen. Die anderen Mäntel wurden über sie getürmt, und sie ist drunter erstickt. Ich kann mich noch an den Laut erinnern, den ihre Mutter von sich gegeben hat, als wir sie gefunden haben. Er kam von irgendwo tief drinnen und klang uralt. Wie bei einem sterbenden Tier. Und dann ist sie einfach auf den Boden gesunken, die Arme immer

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