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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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spielen, an der Imbissbude etwas essen, den Bands auf der Bühne zuhören und sich den großen Umzug am Memorial Day ansehen. Aber selbst wenn sie sich für sich und ihr ungeborenes Kind eine solche Zukunft vorstellte, sprach sie nie davon. Vielleicht wollte sie kein Unglück heraufbeschwören, indem sie ihre Wünsche laut aussprach, oder aber – und genau das sagte Mrs. Gallagher am Telefon zu ihrem Sohn, als er eines Tages anrief, um sich nach dem Mädchen zu erkundigen  – sie sah überhaupt keine Zukunft für sich.
    »Sie ist ein nettes Mädchen«, sagte Mrs. Gallagher. »Sie ist ruhig und höflich. Sie raucht und trinkt nicht, und das ist gut. Aber wenn ich mit ihr darüber reden will, was sie vorhat, sobald das Baby geboren ist, lächelt sie bloß und wechselt das Thema. Und es ist kein glückliches Lächeln, Jimmy. Sie ist tieftraurig. Und mehr als das, sie hat Angst. Ich höre sie im Schlaf schreien. Um Gottes willen, Jimmy, warum sind diese Leute hinter ihr her? Sie sieht doch aus, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    Doch Jimmy Gallagher wusste darauf keine Antwort, und Will Parker ebenso wenig. Denn Will hatte eigene Probleme.
    Seine Frau war wieder schwanger.
    Will sah, wie sie regelrecht aufblühte, als der Geburtstermin näher rückte. Trotz der vielen Fehlgeburten, die sie schon hatte, erklärte sie ihm, dass es sich diesmal anders anfühle. Wenn er daheim war, ertappte er sie dabei, wie sie in dem Stuhl am Küchenfenster leise vor sich hin summte und die rechte Hand auf den Bauch gelegt hatte. Sie konnte stundenlang dort sitzen und zusehen, wie die Wolken vorüberzogen und die letzten Blätter langsam von den Bäumen im Garten fielen, als der Winter anbrach. Es ist fast schon komisch, dachte er. Er hatte drei- oder viermal mit Caroline geschlafen, und prompt war sie schwanger geworden. Jetzt hatte es seine Frau nach so vielen Fehlgeburten geschafft, ihr Kind sieben Monate zu behalten. Sie sah aus, als strahle sie von innen. Er hatte sie nie so glücklich und in sich ruhend erlebt. Er wusste um die Schuldgefühle, die sie jedes Mal hatte, wenn sie eine Leibesfrucht verloren hatte. Ihr Körper hatte sie im Stich gelassen. Er verhielt sich nicht so, wie er sollte. Er war nicht stark genug. Jetzt hatte sie endlich, was sie wollte, was sie beide schon so lange wollten.
    Und es quälte ihn. Er bekam mit einer anderen Frau ein zweites Kind, und das Wissen darum zerriss ihn schier. Caroline hatte ihm erklärt, dass sie nichts von ihm wollte, außer dass er für ihre Sicherheit sorgte, bis das Baby geboren war.
    »Und danach?«
    Aber genau wie gegenüber Jimmy Gallaghers Mutter verweigerte sie eine Antwort.
    »Das werden wir sehen«, sagte sie lediglich und wandte sich ab.
    Das Kind sollte einen Monat vor der Niederkunft seiner Frau zur Welt kommen. Es würden beides seine Kinder sein, doch er wusste, dass er auf eines verzichten musste, denn wenn er seine Ehe retten wollte –  und das wollte er mehr als alles andere –, dann konnte er nicht am Leben seines ersten Kindes teilhaben. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sich mehr als eine minimale finanzielle Unterstützung leisten konnte, jedenfalls nicht vom Einkommen eines Polizisten, auch wenn Caroline eingewandt hatte, sie wolle kein Geld von ihm.
    Und dennoch wollte er nicht, dass dieses Kind einfach verschwand. Trotz aller Fehler war er ein Mann von Ehre. Er hatte seine Frau vorher nie betrogen, und das schlechte Gewissen darüber, dass er mit Caroline geschlafen hatte, setzte ihm so stark zu, dass er regelrecht erschauderte. Mehr als je zuvor hatte er den Drang, alles zu beichten, aber Jimmy Gallagher redete es ihm eines Abends nach einem Feierabendbier im Cal’s aus.
    »Bist du verrückt?«, sagte Jimmy. »Deine Frau ist schwanger. Sie trägt das Kind im Leib, das ihr beide euch seit Jahren gewünscht habt. Nach all dem, was geschehen ist, habt ihr womöglich keine solche Gelegenheit mehr. Abgesehen davon, was ihr der Schock antun könnte, wird es sie fertigmachen und eure Ehe ruinieren. Du musst mit dem leben, was du getan hast. Caroline sagt, sie will nicht, dass du am Leben ihres Kindes teilhast. Sie will kein Geld von dir, und sie will nicht, dass du dich um sie kümmerst. Die meisten Männer wären froh drüber. Wenn du es nicht bist, weil du das Gefühl hast, etwas zu verlieren, dann ist das der Preis, den du für deine Sünden und für die Rettung deiner Ehe bezahlst. Hast du mich verstanden?«
    Und Will hatte ihm

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