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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Er sah sicher beeindruckend aus, schien sich jedoch nicht ganz wohlzufühlen. Aber schließlich waren nicht alle Männer dazu geboren, Krieger zu sein. Er war nicht hier, weil er den Wunsch hatte zu kämpfen, sondern eher, um seine Pflicht seinem Vater und seinem König gegenüber zu erfüllen, und das verdiente genauso respektiert zu werden.
    »Wir werden Euch Eure Pferde bringen«, sagte er. »Sobald die Tore offen sind, haltet nach uns Ausschau. Für jeden von Euch ist ein Platz in meinem Conroi.«
    Ich dankte ihm, und er lächelte, aber es war ein schwaches Lächeln, eines, das seine Besorgnis verriet. »Gott sei mit Euch.«
    »Und mit Euch«, erwiderte ich.
    Damit spornten wir unsere Tiere an und ritten vor das Lager, wo sich eine Menge von Männern und Pferden unter einem Banner versammelten, das einen weißen Wolf auf einem blutroten Hintergrund zeigte. Ich erkannte es als das von Guillaume fitz Osbern, der von allen Männern in England und der Normandie dem König vielleicht am nächsten stand. Ich war ihm mehr als einmal am Königshof begegnet und wusste, was für ein fähiger Befehlshaber er war, denn er hatte den rechten Flügel unseres Heers in Hæstinges angeführt, den Flügel, auf dem auch wir gekämpft hatten. Er hatte den Ruf eines harten Mannes, aber glücklicherweise hatte ich mir nie seinen Zorn zugezogen.
    Er saß auf einem Grauschimmel an der Spitze der Streitmacht und wies Männern ihren Platz an. Er war umgeben von anderen Lehnsherren, und ich erkannte sie als solche, weil in ihre Schwertscheiden kostbare Steine eingelegt und ihre Helme goldberändert waren. Wahrscheinlich hatten viele von ihnen nie eine richtige Schlacht gesehen, und falls doch, waren sie eher im Hintergrund des wirklichen Kampfs geblieben. Denn sonst hätten sie mitbekommen, dass solche Attribute sie nur für den Feind kenntlich machten und sie ihm damit eher zum Opfer fielen. Wie reich sie auch sein mochten, auf dem Schlachtfeld zählte das nichts.
    Ich versuchte mir einen Weg durch die Menge zu bahnen, auf fitz Osbern zu, weil ich hoffte, dass er mich, Wace oder Eudo wiedererkennen würde; bei unserer letzten Begegnung mit ihm waren wir allerdings in der Gesellschaft von Earl Robert gewesen, und ich war mir nicht sicher, ob er sich an unsere Gesichter erinnerte.
    »Mylord«, rief ich. Männer zu Fuß standen in unserem Weg, aber ich ritt weiter, und sie machten rasch Platz, aber nicht ohne mich zu verfluchen.
    Er drehte sich im Sattel um, und sein Blick fiel auf mich. »Was ist los?«
    »Wir sind die Männer, die Robert Malet geschickt hat«, sagte ich.
    Er schaute jeden von uns der Reihe nach an. »Ihr seid die Männer, die das Tor für uns aufmachen werden?«
    »Das ist richtig.«
    Ich nannte ihm unsere Namen, obwohl er nicht daran interessiert zu sein schien. »Ihr seid sechs«, sagte er. »Man hat mich in dem Glauben gelassen, es wären nicht so viele.« Er seufzte. »Das macht nichts. Am Fluss liegt ein Boot für Euch. Es ist nicht sehr groß, aber es sollte für Eure Zwecke reichen …«
    Er drehte sich plötzlich um, als er von hinten gerufen wurde, und ein anderer Mann kam heran, der auf beiden Seiten von zwei Rittern flankiert war. Fitz Osbern ritt auf sie zu, als hätte er uns schon vergessen, und sprang genau dann aus dem Sattel, als der andere Mann das Gleiche tat. Die beiden umarmten sich, und in dem Moment sah ich das Banner – den Löwen der Normandie –, das von einem der Ritter getragen wurde, und begriff, dass der andere Mann kein Geringerer als der König selber war.
    Er war damals ungefähr vierzig Jahre alt, hochgewachsen und gebaut wie ein Ochse, mit einem dicken Hals und einem kraftvollen Schwertarm, der viele Feinde in den Tod geschickt hatte, wie ich wusste. Seine Augen waren tiefe Schatten unter strengen Augenbrauen, und sein Gesicht war abgespannt, aber seine Haltung war selbstbewusst, wie es einem König gut anstand. Es war das erste Mal, dass ich ihn aus der Nähe sah, und obwohl ich im Lauf der Jahre vor vielen Edelleuten gestanden hatte, konnte ich nicht umhin, Ehrfurcht vor ihm zu empfinden. Denn dies war der Mann, der uns durch seinen Willen und seinen Weitblick hierhergebracht hatte, nach England, und für uns dieses Königreich gewonnen hatte. Der Mann, der gegen den Usurpator in die Schlacht gezogen war, obwohl sein Heer der Zahl nach unterlegen war, und der ihn geschlagen hatte.
    Ich gab den anderen schnell das Zeichen abzusteigen, denn es war nicht richtig, im Sattel zu bleiben, wenn

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