Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
der König auf dem Boden stand. Die beiden lösten sich aus ihrer Umarmung und schritten auf uns zu.
»Mein König, dies sind die Männer, die für Euch das Tor aufmachen werden«, sagte fitz Osbern.
Ich war geistesgegenwärtig genug, mich hinzuknien. König Guillaume ragte über mir auf, mit all seinen sechs Fuß, und ich sah ihm in die Augen und erblickte das Feuer, das in ihnen lag. Ich beugte rasch meinen Kopf. Es wurde oft behauptet, dass der König eine Neigung zu Zornesausbrüchen habe, und ich hatte keine Lust festzustellen, ob das zutraf.
Er ging um uns sechs herum. »Ihr«, sagte er mit fester Stimme. Ich schaute hoch, weil ich nicht sicher war, ob er mich meinte, aber er hatte Wace angesprochen. »Wie heißt Ihr?«
»Wace de Douvres, mein König.« Wenigstens er schien nicht verwirrt zu sein.
»Dient Ihr Eurem Herrn schon lange?«
»Ich diene seinem Vater, dem Vicomte Guillaume Malet«, erwiderte er, wobei sein verletztes Auge leicht zuckte, was ich als Zeichen von Nervosität verstand. »Doch davor hatte ich meinen Diensteid dem Earl von Northumbria, Robert de Commines, geschworen.«
»Earl Robert«, sagte der König etwas leiser. »Ich kannte ihn gut. Er war ein zuverlässiger Mann und außerdem ein guter Freund. Wie lange habt Ihr ihm gedient?«
»Seitdem ich ein Junge war, mein König. Vierzehn Jahre lang.«
Der König nickte, als sei er in Gedanken. »Dann kanntet Ihr ihn ohne Zweifel weit besser als ich«, sagte er schließlich. »Er hat zu früh den Tod gefunden, aber ich verspreche Euch, dass Ihr Rache an den Engländern nehmen könnt, die ihn ermordet haben. Wir werden die Straßen von Eoferwic mit ihrem Blut füllen.«
»Das hoffe ich, mein König.«
Dieser legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich weiß es.« Dann drehte er sich um, marschierte zurück zu seinen Rittern und seinem Banner, wo er sein Pferd bestieg.
»Guillaume«, rief er fitz Osbern zu. »Zeigt dem Feind kein Erbarmen.« Und dann ritten er und seine Männer zurück zum Hauptteil des Lagers, und die Hufe ihrer Pferde trommelten auf dem Boden, während sie in die Nacht verschwanden.
Einen Augenblick lang blieb ich, wo ich war, immer noch kniend, und wagte kaum zu glauben, dass ich dem König so nahe gekommen war. Als ich aufstand, warf ich Wace einen Blick zu; er schien erschüttert zu sein.
»Du hast dich gut gehalten«, sagte ich, aber er nickte nur und sagte nichts.
Fitz Osborn kam zu uns. Er saß wieder auf seinem Pferd, hatte seinen Helm aufgesetzt und seine Lanze in der Hand; ein brauner Umhang bedeckte sein Kettenhemd.
»Kommt«, sagte er. »Reitet mit mir. Wir sind bereit zum Aufbruch.«
Ich schaute auf die hinter uns versammelte Streitmacht und konnte jetzt sehen, dass es vielleicht insgesamt sechshundert Ritter waren und der Rest aus Fußsoldaten und auch einigen Bogenschützen bestand. Für sich genommen wäre sie nicht groß genug, um den Feind zu schlagen, aber für ein Ablenkungsmanöver würde es sicherlich ausreichen, bis der König mit seinem Teil des Heeres von Süden anrückte.
Nach zwei Stunden, vielleicht etwas mehr, kamen wir an der Use an. Dort gab es eine Brücke, eine einfache aus Holz, die so breit war, dass zwei Reiter sie nebeneinander benutzen konnten. Fitz Osbern signalisierte seiner Truppe, sich zu beeilen – es würde einige Zeit dauern, bis sie alle drüben auf der anderen Seite wären –, und nahm uns sechs beiseite, hinunter zum Flussufer, wo ein kleines Fischerboot unter die herabhängenden Äste einer Weide hochgezogen worden war.
»Vorhin von unseren Kundschaftern erbeutet«, erklärte er. »Ich hoffe, es ist stabil genug. Ich bin mir nicht sicher, ob der Mann, der es gebaut hat, an sechs Ritter in ihren Kettenpanzern gedacht hat, aber es sollte halten.«
Selbst im Dunkeln konnte ich sehen, dass es nicht das prachtvollste aller Wasserfahrzeuge war, auf das ich je meinen Fuß gesetzt hatte. Nägel standen aus seinem Rumpf hervor, und es sah so aus, als ob einige der obersten Planken verrottet waren. Aber es war innen trocken, und es bot genug Platz für uns alle, selbst mit unseren Schilden und Waffen.
»Es wird schon gehen, Mylord«, sagte ich.
»Dann werden wir uns hier trennen. Sobald Ihr in der Stadt seid, wartet, bis Ihr hört, dass wir das Lager angreifen. Ihr werdet mit Sicherheit die Hörner des Feindes ertönen hören, wenn sonst schon nichts. Das ist das Signal, das Tor aufzumachen und den König und sein Heer hereinzulassen. Versteht Ihr?«
Ich nickte. Die
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