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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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nicht erreicht haben.
    Schließlich hatten wir das Lager hinter uns gelassen und ließen die Tiere über die gepflügten Felder nach Nordosten ausgreifen, auf eine Baumgruppe zu, die auf einer kleinen Anhöhe stand. Sonst war alles still. Mein Atem bildete Wolken vor meinem Mund. Obwohl die Tage wärmer geworden waren, war die Nacht noch kalt.
    Wir erreichten den Gipfel der Anhöhe und stiegen ab. Die Äste bildeten ein Dach über unseren Köpfen und verdeckten die Sterne und den vor Kurzem aufgegangenen Sichelmond. Ich schaute nach hinten auf den Weg, den wir genommen hatten, auf die Punkte von Feuerschein, die auf dem Abhang angeordnet waren. Nicht um alle saßen Männer herum; um feindliche Kundschafter irrezuführen, waren an den Rändern des Lagers mehr Feuer entzündet worden, um unsere wahre Anzahl zu verschleiern und das Heer größer erscheinen zu lassen, als es war.
    »Warum habt Ihr mich hierhergebracht, Mylord?«, fragte ich schließlich.
    »Schaut«, sagte er und zeigte in die Weite. Jenseits der Bäume fiel das Land ab zu einer weiten Ebene, hinter der sich, einige Meilen entfernt, eine tiefschwarze Linie wand. Es war ein Fluss – die Use, denn es konnte kein anderer sein –, und an seine Ufer schmiegte sich eine Stadt, die von Mauern und einer Palisade umgeben war, in deren Mitte sich ein Hügel mit einem Burgfried darauf erhob, alles im Schatten.
    »Eoferwic«, sagte Robert. »Dort ist mein Vater. Und dort werden wir in nur wenigen Stunden auch sein.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte ich, weil ich nicht wusste, was er von mir zu hören erwartete. Er konnte mich doch sicher nicht nur deshalb den ganzen Weg hierher mitgenommen haben, um mir die Stadt zu zeigen.
    »Ich habe etwas, worum ich Euch bitten möchte, Tancred.«
    Sein Tonfall und seine Worte erinnerten mich an den Morgen, an dem Malet mich hatte in die Burg kommen lassen und zum ersten Mal die Aufgabe erwähnte, für die er mich ausersehen hatte. Ich schaute Robert an und sah die gleichen dichten Augenbrauen, die gleiche ausgeprägte Nase und das kantige Kinn. Er war ohne Zweifel der Sohn seines Vaters.
    »Was ist es?«, fragte ich.
    Roberts Blick blieb auf die Stadt in der Ferne gerichtet. »Unsere Kundschafter kamen vor ein paar Stunden mit neuen Nachrichten vom Feind zurück. Es sieht so aus, dass zwar viele von ihnen in der Stadt sind, die übrigen aber ihr Lager unmittelbar außerhalb des nördlichen Tors aufgeschlagen haben. In wenigen Stunden plant König Guillaume, tausend Mann flussaufwärts bis zum nächsten Übergang reiten zu lassen. Sie werden von Norden auf Eoferwic zukommen und das Lager vor Tagesanbruch in der Hoffnung angreifen, auch die restliche feindliche Streitmacht aus der Stadt zu locken. Gleichzeitig wird der Rest von uns unter der Führung des Königs von dieser Seite angreifen und das westliche Stadtviertel einnehmen, bevor wir die Brücke überqueren und den Feind von hinten attackieren.«
    »Und wie hat der König vor, in die Stadt hineinzukommen?«, fragte ich. Wir hatten meines Wissens keine Belagerungswaffen dabei, und obwohl wir versuchen konnten, ohne sie durch die Tore zu brechen, würde das den Verlust vieler Männer bedeuten, auf die wir meines Erachtens nicht verzichten konnten.
    »Deshalb habe ich Euch hierhergebracht«, sagte Robert. Er holte tief Luft. »Bevor wir in die Stadt eindringen können, muss jemand das Tor für uns öffnen. Da es mein Vater ist, für dessen Entsetzung dieser Feldzug geplant wurde, ist mir die Aufgabe zugewiesen worden, die Männer dafür zu finden.«
    Dann schaute er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, und ich begriff, was er meinte.
    »Ihr wollt, dass ich das übernehme«, sagte ich.
    »Ihr und Eure übrigen Gefährten. Der König hat um einen kleinen Trupp von Männern gebeten, nicht mehr als ein halbes Dutzend, die sich später in dieser Nacht der Stadt auf dem Fluss nähern, ungesehen durch die Straßen gehen und das Tor in unsere Hand bringen.«
    Das würde gefährlich werden, daran hegte ich keinen Zweifel. Es brauchte uns nur jemand zu sehen und ein Geschrei zu erheben, dann wäre es um uns geschehen, denn sobald wir in der Stadt waren, würde es schwer sein, wieder herauszukommen. Und Robert fragte uns nur aus dem einen Grund, weil er keinen seiner eigenen Ritter aufs Spiel setzen wollte.
    Plötzlich wurde ich von Zorn gepackt. Er war nicht mein Herr Ich musste nicht tun, was er wollte. Ich war zwar bereit, mit ihm in die Schlacht zu reiten, ihm in jeder Weise zu helfen,

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