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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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jemand es leer sah und Verdacht schöpfte könnte er Alarm schlagen. Aber innerhalb der Stadt sah ich keine Stelle, wo das leicht möglich war; das Land am Flussufer entlang lag völlig offen da.
    »Wohin denn dann?«, fragte Godefroi.
    Ich schaute nach vorne und suchte beide Seiten des Flusses ab, und da fiel es mir auf. Aus größerer Entfernung sah es so aus, als liefe die Stadtmauer bis ganz hinunter zum Fluss, aber aus diesem Blickwinkel war klar, dass es tatsächlich eine Lücke zwischen ihrem Ende und dem Rand des Wassers gab, wo der Befestigungswall wegbröckelte. Sie war nicht breit und machte auch nicht den Eindruck, als wäre sie leicht zu durchqueren, weil sie dicht mit Schilf bestanden war und der Boden unter den Füßen wahrscheinlich morastig sein würde. Für eine größere Gruppe würde es sich mit Sicherheit als ungeeignet erweisen. Aber das Boot konnte leicht im Schilf versteckt werden, und außerdem waren wir nur sechs Männer und schwer auszumachen. Solange wir nicht zu viel Lärm veranstalteten, konnten wir auf dieser Seite der Mauern landen und den Rest des Wegs zu Fuß zurücklegen, dessen war ich mir sicher.
    »Dorthin«, sagte ich und zeigte auf die Lücke. »Zwischen der Mauer und dem Fluss. «
    »Das ist nicht ungefährlich«, sagte Eudo nach einem Moment. »Wenn da oben Wachposten stehen, wird man uns bestimmt sehen.«
    »Aber es rechnet niemand damit«, schaltete Wace sich ein, und ich war für seine Unterstützung dankbar. »Sie werden nach Süden Ausschau halten, und zwar nach einem Heer, und nicht nach einer kleinen Gruppe wie der unseren.«
    Ich schaute die anderen an, um zu sehen, was sie dachten.
    »Ich bin einverstanden«, sagte Godefroi.
    Radulf zuckte mit den Achseln, als wäre es ihm gleichgültig, und ich fragte mich, ob er überhaupt zugehört hatte. Er sollte sich besser konzentrieren, dachte ich, weil er sonst Gefahr lief, heute Nacht hier umgebracht zu werden, wenn er uns nicht sogar mit hineinzog.
    »Philippe?«, fragte ich.
    »Wenn die Kaianlagen für uns nicht in Betracht kommen, haben wir meiner Ansicht nach keine andere Wahl«, erwiderte er.
    Mehr Zustimmung würde ich anscheinend nicht mehr bekommen.
    »Sehr gut«, sagte ich und ging schlingernd ins Heck. Auf dem Weg dahin hob ich einen der Riemen auf, den ich als Paddel benutzte, um uns aus der Strommitte näher an das südliche Ufer heranzusteuern, wo die niedrig hängenden Äste einiger Kiefern uns ein wenig Deckung boten. Dann ließ ich uns wieder treiben und benutzte den Riemen nur, wenn die Strömung uns zu nahe an das Ufer heran- oder zu weit von den Bäumen wegtrieb.
    Mit jedem Augenblick, der verstrich, kam uns die Stadt näher. Irgendwie schien sie in der Nacht viel größer zu sein als am Tag. Die Schatten waren derart abschreckend, dass es mir schwerfiel zu glauben, dies könne dieselbe Stadt sein, in der ich vor all diesen Wochen allmählich wieder gesund geworden war.
    Langsam schnallte ich mir meine Schwertkoppel an die Hüfte, wobei ich darauf achtete, kein Geräusch zu machen, und überprüfte, ob mein Kettenhemd unter meinem Umhang verborgen war, während wir der Stadtmauer näher kamen: Erdwälle, die von einer Holzpalisade gekrönt wurden. Sie waren offenbar nicht mit Wachen besetzt. Gott war mit uns.
    Ich steuerte das Boot ins Schilf, atmete so leicht, wie ich konnte, und war mir immer bewusst, dass man den kleinsten Spritzer des Paddels hören würde. Der Bug glitt zwischen die ersten hohen Schilfrohre, die leise raschelten. Inzwischen konnte ich außer den Schilfbüscheln auf allen Seiten nichts mehr sehen. Ich wollte uns so nahe wie möglich heranbringen, damit wir nicht so weit zu Fuß gehen mussten, und steuerte in die Richtung, wo mir das Schilf weniger dicht vorkam. In der Dunkelheit war das jedoch nicht leicht festzustellen, und bald spürte ich, wie der Boden des Rumpfs über das Flussbett kratzte, bis das Boot wenige Momente später erzitterte und festsaß. Ich versuchte weiterzurudern, falls dies nur eine kleine Untiefe mit offenem Wasser dahinter war, aber es hatte keinen Zweck.
    »Von hier aus müssen wir zu Fuß gehen«, sagte ich.
    Ich stand auf und hielt den Kopf gesenkt, bis ich sicher sein konnte, dass niemand Ausschau hielt. Ungefähr zwanzig Schritte entfernt erhoben sich die Befestigungsmauern. Ich verließ das Boot und spürte, wie meine Stiefel in dem weichen Schlick versanken. Dann hielt ich Wace die Hand hin und ließ mir meinen Schild reichen, den ich mir um den Hals

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