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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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hängte.
    Die anderen folgten mir. Der Schlick machte bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch, und es war unmöglich zu sagen, welche Stellen ich mit meinem Gewicht belasten konnte. Deshalb führte ich sie vorsichtig, dachte nur an den nächsten Schritt und prüfte den Untergrund vor mir. Ich schaute zu der Mauer hoch, die noch zehn Schritte vor uns lag, und mir wurde klar, wie ungeschützt wir waren. Das dauerte zu lange. Wenn uns irgendjemand sah …
    Hinter mir ertönten ein unterdrückter Schrei und ein großes Platschen, und als ich mich umdrehte, sah ich Philippe im schlammigen Wasser um sich schlagen. Er versuchte aufzustehen, aber sein Kettenpanzer zog ihn nach unten, und sein Umhang hatte sich um ihn gewickelt. Er prustete und hustete so laut, dass ich dachte, die ganze Stadt müsse davon wach werden.
    Ich hielt ihm die Hand hin und fluchte leise vor mich hin. Aus der Nähe kam ein zorniges Quaken, dem ein Flügelgeklapper folgte, als eine Schar Vögel in den Nachthimmel aufstieg.
    »Philippe«, sagte ich, »gib mir die Hand.«
    Er brauchte eine Weile, bis er sie im Dunkeln gefunden hatte, aber schließlich bekam er sie zu packen. Ich versuchte ihn hochzuziehen, aber mit seinem Panzer war er zu schwer, und der Schlick und der Fluss saugten ihn zurück.
    »Helft mir«, zischte ich den anderen zu. »Jemand muss mir helfen.«
    Wace war als Erster da und kniete sich neben das Loch, in das Philippe gefallen war. »Deine andere Hand«, sagte er. »Gib mir deine andere Hand.«
    Zusammen schafften wir es, ihn aus dem Wasser und wieder auf festeren Boden zu ziehen, wo er aufstand und immer noch Wasser aushustete.
    »Tut mir leid«, sagte Philippe zu laut. Ihm tropfte Wasser von Nase und Kinn, und sein Umhang war durchnässt. »Tut mir leid.«
    »Seid still«, sagte ich zu ihm und schaute wieder zur Palisade. »Seid still und sputet Euch.«
    Glücklicherweise wurde der Boden unter unseren Füßen immer fester, je näher wir den Resten der Befestigung kamen. Wir kletterten darüber, wobei wir uns die Umhänge über den Kopf zogen, um nicht so leicht gesehen zu werden.
    »Schnell«, sagte ich. Je schneller wir von der Mauer wegkamen, umso besser. Vor uns führte eine schmale Gasse zwischen zwei großen Steinhäusern hindurch, und dahinter lag die Stadt, ein Labyrinth von Schatten.
    Bei jedem Herzschlag dachte ich, wir würden Stimmen von hinten hören, aber dazu kam es nicht, und schon bald lagen jene Steinhäuser hinter uns, und ein Kirchturm ragte neben uns auf. Zu dieser Zeit sollte sich hier niemand aufhalten, aber ich überprüfte trotzdem zuerst die Straße in beiden Richtungen, bevor wir unsere Schilde ablegten und wieder zu Atem kamen.
    Philippe begann seinen Umhang an der Ecke des Turms auszuwringen. Sein Kettenhemd und sein Helm waren übersät mit verrotteten Blättern und voller Schlamm und anderen Dingen, die er aus dem Fluss mitgebracht hatte.
    »Passt besser auf«, sagte ich. »Sonst bringt Ihr uns womöglich noch alle ins Grab.«
    Aber ich wusste, dass jetzt nicht die Zeit war, ihn auszuschelten. Wir hatten es unbemerkt in die Stadt geschafft, und das war der erste Teil unserer Aufgabe. Doch es gab immer noch viel zu tun, wenn wir Eoferwic in unsere Hand bringen wollten.

Dreiunddreißig
    •
    W ir machten dort nicht lange Halt. Das Tor lag ein Stück im Süden von unserem derzeitigen Standort, aber wie weit es bis dorthin war, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Als ich zum Horizont im Osten schaute, schien der Himmel bereits heller zu sein als zuvor. Der Tag rückte näher, und fitz Osbern würde bald mit seinem Angriff beginnen.
    Wir gingen los und hielten uns so weit von den größeren Straßen entfernt wie möglich, weil sie vermutlich eher von jemandem benutzt würden, der um diese Zeit auf war. Man hörte irgendwo einen Hund bellen, dem ein anderer antwortete, aber von Menschen war nirgendwo etwas zu sehen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam mich, als wir durch die stillen Straßen eilten, weil ich wusste, es würde nicht mehr lange dauern, bis der Rest unseres Heers in voller Stärke hier wäre und das Klirren von Stahl auf Stahl zwischen den Häusern erscholl. Mein Schwertarm begann schon beim bloßen Gedanken daran zu jucken.
    Der Mond rückte allmählich tiefer am Himmel und berührte fast die Strohdächer der Häuser, als wir das Torhaus vor uns sahen, dessen Mauerwerk vom sanften Glanz einer Kohlenpfanne beleuchtet wurde. Vor dem Tor hatten sich mehrere Gestalten versammelt, die alle

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