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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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vielleicht mein Herz gefunden. Ich erschauerte bei dem Gedanken.
    Die meisten der Rebellen, die noch in der Stadt waren, flohen durch die Seitenstraßen. Ein paar kämpften noch, aber es war umsonst, und es dauerte nicht lange, bis sie niedergeschlagen oder durchbohrt wurden. Einer, der auf dem Rücken lag, lebte noch, spuckte Blut und rief in seiner Sprache vergeblich um Hilfe, bis ihm jemand die Kehle durchschnitt.
    Und dann erblickte ich Wace. Er kniete auf dem Boden, und sein Schild mit dem vertrauten schwarzen Falken darauf lehnte am Stamm einer hohen Ulme. Er sah uns und winkte uns herbei. Sein Gesicht wirkte besorgt. Neben ihm war Godefroi, aber ich erkannte ihn eher an seiner Statur, weil sein Gesicht von uns abgewandt war: Er schaute zu Boden auf einen Mann, der dort lag.
    Zunächst dachte ich, es wäre Robert, und bei dem Gedanken war mir unwohl, weil ich mich an den Eid erinnerte, den ich vor Beatrice abgelegt hatte. Aber es war keiner seiner Ritter zu sehen, und als wir näher kamen, erkannte ich, dass es Radulf war.
    Er lag bewegungslos auf dem Rücken, und sein Kopf ruhte auf den Wurzeln des Baums, zum Himmel gewandt. Sein Gesicht war mit Schlamm beschmiert, und er hatte eine klaffende Schnittwunde an einem Wangenknochen, aber ich konnte sehen, dass sich seine Brust langsam hob und senkte. Er war am Leben.
    Ich stieg hastig ab und kniete neben ihm nieder. Godefroi murmelte ein Gebet. Radulfs Hand war gegen die untere Partie seiner Brust gedrückt. Blut bedeckte seine Finger, färbte seine Tunika rot, und es floss tatsächlich noch. In all den Jahren meiner verschiedenen Feldzüge hatte ich viele Verletzungen gesehen, manche schwerer als andere, und ich wusste sofort, dass diese hier schwer war. Was ihn auch getroffen haben mochte, war tief in sein Fleisch eingedrungen und hatte vielleicht seinen Bauch durchbohrt: wahrscheinlich ein Speer, weil die Wunde so rund und tief war, aber das hatte jetzt keine Bedeutung.
    »Radulf«, sagte ich und schluckte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Es tut mir leid.«
    Er wandte den Kopf zur Seite, weil er mich nicht ansehen wollte. »Was kümmert es dich?« Seine Stimme war schwach, kaum mehr als ein Flüstern, aber es lag Bitterkeit darin. »Du hast mich immer gehasst.«
    Ich wollte schon sagen, dass das nicht stimmte, aber ich wusste, dass er mir nicht glauben würde. Es war ohnehin nicht die richtige Zeit für eine Auseinandersetzung. »Du hast gut gekämpft«, sagte ich stattdessen.
    »Woher willst du das wissen? Du warst nicht mal da.« Er begann zu lachen, ein heiseres Krächzen, das so schmerzlich zu hören war, wie es ihm zweifellos wehtat. Es verwandelte sich in ein Husten, und dann schüttelte es ihn am ganzen Körper, und er begann zu würgen, Blut trat ihm aus dem Mund und floss auf den Boden.
    »Komm, setz dich hin«, sagte Godefroi. »Tancred, hilf mir.«
    Er ergriff einen von Radulfs Armen und ich den anderen, und dann zogen wir ihn gemeinsam näher zu dem Baum, sodass er mit dem Rücken am Stamm lehnte. Er machte die Augen zu und hätte es fast geschafft, einen Schrei zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht ganz. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, aber zur gleichen Zeit wusste ich, dass nichts, was wir jetzt für ihn tun konnten, ihn von diesem Schmerz befreien würde.
    Godefroi holte einen Weinschlauch hervor und nahm den Stopfen heraus. Er setzte ihn Radulf an die Lippen, und der trank daraus, prustete und stöhnte bei jedem Schluck. Das Aufblitzen eines Kettenpanzers fiel mir ins Auge, und als ich mich umdrehte, sah ich eine Gruppe von Reitern vorbeitraben. Sie lachten, stießen sich gegenseitig in die Schultern und hoben die Lanzenfähnchen in den Himmel.
    »Normandie!«, riefen sie alle zusammen. Sie klangen betrunken, und vielleicht waren sie es auch, falls nicht von Ale und Wein, dann sicherlich vom Rausch der Schlacht, vom englischen Blut.
    »Kannst du das hören?«, fragte ich. »Das ist der Klang des Sieges. Der Feind ist geflohen. Die Stadt gehört uns.«
    »Ist das so?«, sagte Radulf. Er hatte aufgehört zu trinken, und seine Augen waren wieder geschlossen, seine Atmung war plötzlich flacher geworden. Er würde nicht mehr lange leben.
    »Es ist wahr«, schaltete sich Godefroi ein. »Wir haben ihnen eine Schlacht geliefert, wie sie noch keine erlebt haben.«
    Radulf nickte, und einen Moment lang lag die Spur eines Lächelns auf seinen Lippen, so leicht, dass man es kaum sehen konnte, aber es verschwand schnell wieder, als er das

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