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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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zu werden.
    »Ihr wisst Bescheid?«, fragte er. Er schaute uns der Reihe nach an. »Ich nehme an, es war immer möglich, dass Ihr es herausfinden könntet. Ælfwold hat es Euch gesagt, vermute ich.«
    »Nicht freiwillig, Mylord, aber ja«, sagte ich.
    Malet warf einen Blick in die Runde. »Wir können hier nicht darüber reden, von so vielen Leuten umgeben. Kommt mit mir zurück in die Burg.«
    Wir ritten durch den Burghof an den Zelten und den ausgebrannten Lagerfeuern vorbei. An den Toren standen Wachposten, aber falls sie es seltsam fanden, dass ihr Herr so früh zurückkam, ließen sie es sich nicht anmerken.
    Malet führte uns in dasselbe Gemach im Turm, wo er vor all diesen Wochen zum ersten Mal mit mir von seiner Aufgabe gesprochen hatte. Es war noch ganz so, wie ich mich daran erinnerte: Da war derselbe Schreibtisch, derselbe durch den Raum gespannte Vorhang, derselbe Teppich auf dem Boden.
    »Ich würde Euch auch bitten, Platz zu nehmen, aber das hier ist der einzige Schemel, den ich habe«, sagte Malet, als er sich setzte. »Ich bin sicher, dafür habt Ihr Verständnis.«
    Keiner von uns sprach, weil wir darauf warteten, dass er anfing, obwohl er keine Eile damit zu haben schien. Ein eiserner Schürhaken hing neben dem offenen Kamin, und er nahm ihn in die Hand und stocherte an den erloschenen Scheiten herum. Es gab noch ein wenig Glut in der Asche, und ein schwacher Rauchfaden kringelte sich nach oben, als er sie aufstörte, aber es war trotzdem kalt im Zimmer.
    Schließlich wandte er sich wieder uns zu. »Nun gut«, sagte er. »Ihr habt meinen Brief an Eadgyth gelesen.«
    Ich antwortete nicht. Er wusste schon, dass wir ihn gelesen hatten. Es gab nichts mehr hinzuzufügen.
    »Ihr dürft niemanden etwas davon wissen lassen«, sagte er, und ein besorgter Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Wenn der König herausfinden sollte, dass ich ihr gesagt habe, wo …«
    Er beendete den Satz nicht, aber er senkte den Kopf und bewegte still die Lippen. Ich fragte mich, ob er vielleicht ein Gebet flüsterte. Die Morgensonne schien durch das Fenster herein und brachte den Schweiß auf seiner Stirn zum Glänzen.
    »Ihr müsst verstehen, warum ich das getan habe«, sagte er. »Als ich den Brief schrieb – als Ihr geschworen habt, diesen Auftrag für mich zu übernehmen –, habe ich nicht geglaubt, dass Eoferwic die Belagerung übersteht. Und falls der Feind die Burg eingenommen hätte, wusste ich nicht, ob ich am Leben bleiben würde.«
    An jenem Abend, als ich ihm meinen Schwur leistete, hatte er etwas Ähnliches gesagt. Ich erinnerte mich tatsächlich daran, wie ergriffen ich von seiner Ehrlichkeit gewesen war und wie er sich fast mit der Tatsache abgefunden zu haben schien, dass sein Schicksal mit dem der Stadt verknüpft war: Falls Eoferwic den Engländern in die Hände fallen sollte, würde er das auch tun. Aber ich sah nicht ein, was das mit der Sache zu tun hatte, wegen der wir hier waren.
    Und damit war ich nicht allein, wie es schien. »Was meint Ihr damit, Mylord ?«, fragte Wace.
    »Ich war der Einzige, der die Wahrheit kannte«, sagte Malet. »Nach meinem Tod hätte niemand mehr gewusst, wo sich Harolds letzte Ruhestätte befindet.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus, und in seinen Ton schlich sich eine gewisse Traurigkeit. »Ich habe nur getan, was meiner Ansicht nach richtig war. Eadgyth ist davon überzeugt, ich hätte ihren Mann und unsere Freundschaft verraten. Ich dachte, wenn ich das tue, sieht sie das vielleicht als Wiedergutmachung an – für all die Schmerzen, die ich ihr bereitet habe.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich. Nicht zum ersten Mal, dachte ich.
    »Sie wollte nur richtig um ihren Mann trauern können«, fuhr er fort. »Ich weiß gar nicht mehr, wie oft sie mir geschrieben hat, weil sie wissen wollte, wo er begraben war, und wie oft ich ihr zurückgeschrieben habe, dass ich es nicht wüsste. Aber als ich hörte, dass das englische Heer auf Eoferwic marschiert, wurde mir klar, dass ich vielleicht keine andere Gelegenheit mehr hätte. Das Gefühl der Schuld wäre nicht mehr zu ertragen gewesen.« Er schaute vom Boden hoch und uns an. »Und deshalb musste ich es ihr sagen.«
    »Ihr was sagen?«, fragte ich. Das ergab keinen Sinn.
    Malet starrte mich an, als wäre ich schwachsinnig. »Wo Harolds Leiche liegt natürlich.«
    Ich starrte Eudo und Wace an, und sie starrten mich an, und ich sah, dass sie dasselbe dachten. Denn irgendetwas stimmte nicht. Ich erinnerte mich an Malets Botschaft

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