Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Robert. Soweit der Vicomte wissen konnte, hätte sein Sohn natürlich die ganze Zeit in der Normandie sein können. Wie lange es wohl her sein mochte, seit sie sich zuletzt gesehen hatten?
Ich wartete, weil ich nicht stören wollte, aber schließlich traten sie auseinander, und Robert erblickte uns. Ein Grinsen trat auf sein Gesicht, als er uns zu sich winkte.
»Das hier ist der Mann, der mir das Leben gerettet hat«, sagte er zu seinem Vater. Wie ich bemerkte, schonte er seinen Unterarm, wo er verletzt worden war; das Tuch war noch fest um die Wunde gebunden. »Einer deiner Ritter, glaube ich. Tancred a Dinant. Ein guter Krieger.«
Malet lächelte. Er sah irgendwie älter aus, als ich ihn in Erinnerung hatte, sein graues Haar war weiß gefleckt, sein Gesicht schmaler, und ich fragte mich, welchen Tribut die Belagerung ihm abverlangt hatte.
»Das ist er tatsächlich«, sagte er und streckte mir eine Hand entgegen. »Es ist einige Zeit her, Tancred.«
Ich gab ihm die Hand und erwiderte sein Lächeln. Zumindest sein Griff war so fest wie zuvor. »Es ist gut, Euch wiederzusehen, Mylord.«
»Und Wace und Eudo ebenfalls, sehe ich. Wo sind die anderen?«
»Radulf ist tot, Mylord«, sagte ich und senkte den Kopf. »Er wurde in der Schlacht verletzt und starb an seinen Wunden. Philippe und Godefroi sind jetzt bei ihm.«
»Er hat tapfer gekämpft?«
»Das hat er«, sagte Wace. »Ich war bei ihm. Er hat viele Rebellen in den Tod geschickt.«
Malet nickte mit ernstem Gesicht. »Er war ein guter Mann, treu und beherzt. Sein Tod ist bedauerlich, aber wir werden ihn nicht vergessen.«
»Nein, Mylord.«
»Kommt«, sagte Robert. »Wir werden beizeiten um ihn trauern, genauso wie um alle anderen, die gefallen sind. Aber dies ist eine Stunde zum Frohlocken. Eoferwic ist unser. Die Rebellen sind besiegt …«
»Nicht besiegt«, unterbrach ich ihn. Trotz all der vielen Engländer, die wir erschlagen hatten, erinnerte ich mich an die Hunderte an Deck ihrer Schiffe, die es geschafft hatten zu entkommen Ich wandte mich an Malet. »Eadgar hat fliehen können, Mylord. Es war mein Fehler. Ich hatte die Chance, ihn zu töten, und habe versagt.«
»Du hast ihn verwundet«, sagte Eudo. »Du hast mehr getan als jeder andere.«
Ich schüttelte den Kopf. Wenn ihn mein Schlag voll ins Gesicht getroffen hätte anstatt auf den Wangenschutz, hätte ihn das vielleicht so sehr betäubt, dass ich ihn hätte niederschlagen können. Aber das war mir nicht gelungen und er deshalb noch am Leben.
»Das macht nichts«, sagte Malet. »Was geschehen ist, ist geschehen und kann nicht mehr geändert werden. Und Robert hat recht. Egal was für Schlachten noch vor uns liegen mögen, diesen Sieg müssen wir feiern.«
»Mylord«, rief jemand, und als ich mich umdrehte, sah ich Ansculf auf uns zureiten, der das schwarz-goldene Banner in den drei Fingern seiner Schildhand hochhielt und über das ganze Gesicht grinste. Hinter ihm ritt der Rest von Roberts Männern, deren Kettenpanzer und Schilde blutrot bespritzt waren.
»Meine Männer warten auf mich«, sagte Robert und drehte sein Pferd um. »Wir werden uns bestimmt später noch sehen.«
Ich schaute zu, als er in den Sattel stieg und zu ihnen ritt, von Ansculf das Banner in Empfang nahm und es in den Himmel hob, während sein Pferd sich aufbäumte. Dann galoppierten er und sein Conroi die Straße hinunter.
»Ich höre, meine Frau und meine Tochter sind sicher in Lundene«, sagte Malet, sobald er verschwunden war.
»Das sind sie«, sagte ich.
»Wie schön. Und meine Botschaft wurde entsprechend meinen Weisungen nach Wiltune überbracht?«
Ich warf Eudo und Wace einen Blick zu, weil ich mir nicht sicher war, was ich sagen sollte. Er hatte zwangsläufig irgendwann danach fragen müssen, auch wenn ich gehofft hatte, er würde es nicht tun. Aber ich konnte diesen Mann nicht belügen, dem ich meinen Eid geschworen hatte.
»Mylord«, sagte ich mit gesenkter Stimme, während ich näher zu ihm ging. Wir waren von Männern umgeben, die uns hätten hören können, und ich war überzeugt, dass nicht in Malets Interesse lag. »Wir haben Euren Brief gesehen. Wir wissen von Eadgyth, von Eurer Freundschaft mit Harold und der Sache mit seiner Leiche.«
Ich hatte erwartet, Malet würde von Wut gepackt, aber stattdessen schien sein Gesicht blass zu werden. Vielleicht war er nach der Belagerung und der Schlacht einfach genauso erschöpft wie wir. Das Feuer hatte ihn verlassen, und er hatte nicht den Willen, wütend
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