Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Wir redeten nicht über die Schlacht oder über Lord Robert, weil es wenig mehr darüber zu sagen gab, obwohl ich an ihren Blicken erkennen konnte, dass es in ihren Gedanken genauso gegenwärtig war wie in meinen.
Ich erfuhr von ihnen, dass Rollo die Reise nicht überlebt hatte. Sie hatten in der Abenddämmerung eine kurze Pause gemacht, um die Pferde ausruhen zu lassen, aber als sie wieder aufbrechen wollten, war er nicht mehr aufgestanden.
»Die Schlacht muss ihn fast völlig erschöpft haben«, sagte Eudo. »Als wir sahen, dass er es nicht schaffen würde, haben wir beschlossen, dass es besser für ihn ist, seinem Leiden ein Ende zu machen. Tut mir leid.«
Vielleicht war mein Herz schon so voller Kummer, dass kein Platz mehr für weiteren übrig blieb, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich keine Traurigkeit, sondern nur Bedauern. Rollo war fast so lange mit mir zusammen gewesen, wie wir nun schon in England waren. Ich hatte ihn in den Wochen nach der Schlacht bei Hæstinges bekommen, zur gleichen Zeit, als mir ein eigener Conroi anvertraut worden war, und er hatte mehr als zwei Jahre Feldzug mit mir überstanden. In all meinen Jahren hatte ich kein besseres Pferd als ihn erlebt: kräftig, und doch schnell, beständig und gehorsam. Jetzt war also auch er verschwunden.
Ich wechselte das Thema. »Der Vicomte hat mich gestern aufgesucht. Und sein Kaplan ebenfalls, ein Mann namens Ælfwold.«
»Der Engländer«, sagte Eudo mit missbilligendem Blick.
»Dann habt ihr ihn auch kennengelernt?«, fragte ich.
»Er war derjenige, der uns empfangen hat, als wir dich hergebracht haben«, antwortete Wace. »Malet hat mehr als ein paar Engländer in seinem Haushalt. Er ist selbst halber Engländer, musst du wissen.«
»Halber Engländer?«, sagte ich ungläubig. Nichts in seinem Auftreten oder seiner Sprechweise hatte darauf schließen lassen, dass er etwas anderes sei als Normanne.
»Man sagt, dass seine Mutter aus einem edlen mercianischen Geschlecht stammt, obwohl niemand es genau zu wissen scheint«, sagte Wace. »Ich nehme an, er spricht nicht viel darüber.«
Das überraschte mich nicht; es war etwas, das nicht viele gern zugeben würden.
»Seine Treue zum König steht außer Zweifel, verstehst du«, fuhr Wace fort. »Er hat an seiner Seite in Hæstinges gekämpft, und zwar gut. Aber seine Abstammung bedeutet auch, dass er das Vertrauen vieler englischer Thane hat.«
»Was zweifellos ein Grund dafür ist, dass er hier zum Vicomte gemacht wurde«, sagte ich. Während der Süden des Königreichs sich mittlerweile fest unter der Kontrolle normannischer Lehnsherren befand, war ein großer Teil des Nordens immer noch in der Hand der gleichen Männer, die ihn vor drei Jahren unter dem Usurpator besessen hatten. Deshalb musste derjenige, der Eoferwic innehatte, in der Lage sein, mit ihnen zu verhandeln. »Wie kommt es überhaupt, dass du so viel weißt?«, fragte ich.
»Malet war letztes Jahr Ostern bei der Ratsversammlung des Königs, als ich Lord Robert begleitet habe«, sagte Wace. »Durch Gespräche mit einigen seiner Männer habe ich einiges erfahren.«
Egal wie er seine Informationen erhalten hatte, sie waren nützlich, und ich war so dankbar dafür wie für die Nachrichten, die sie von draußen mitgebracht hatten. Es hatte den Anschein, als gebe es Gerüchte über Aufstände ganz im Süden des Königreichs und Geschichten von bestimmten Lehnsherren, die zurück in die Normandie geflohen waren. Zu ihnen gehörten Hugues de Grandmesnil, der Vicomte in Wincestre gewesen war, und sein Schwager Hunfrid de Tilleul, der Burgvogt von Hæstinges: einige der bedeutendsten Männer in jenem Teil Englands.
»Mir war nicht klar, dass im Süden so viel Unruhe herrscht«, sagte ich. Es war erst ein paar Wochen her, seit wir Lundene mit Lord Robert verlassen hatten, und damals hatte es wenige Probleme gegeben. Ich fragte mich, ob es diese Aufstände waren, die Malet meinte, als er am vorherigen Nachmittag von den englischen Banden gesprochen hatte, von Normannen, die umgebracht worden waren.
»Sogar hier in Eoferwic herrscht Unruhe«, sagte Wace. »Du kannst es an der Art und Weise sehen, wie die Stadtbewohner dich anstarren, wenn du vorbeireitest. Sie mögen uns nicht, und sie haben keine Angst mehr, es zu zeigen.«
»Erst gestern Abend ist ein Kampf unten am Fluss ausgebrochen«, schaltete sich Eudo ein. »Eine Gruppe von Engländern ist auf einige Ritter des Burgvogts losgegangen. Ich habe von der Brücke aus zugesehen.
Weitere Kostenlose Bücher