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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Robert, führte die Zeremonie durch, die Asim und ich aus der ersten Reihe verfolgten. Olav wollte, dass ich mich gemeinsam mit ihm taufen ließ, aber ich zögerte und gab vor, Bedenkzeit zu brauchen.

     
    An dem Tag, an dem wir Rouen verließen, standen König Olav und Herzog Richard lange am Kai, hielten sich an den Händen und redeten miteinander. Schließlich kniete sich der König hin und küsste des Herzogs Hände.
    Tausende von Normannen hatten sich entlang der Seine versammelt, um der Abreise der Wikinger beizuwohnen, als sich endlich die Segel strafften und die Flotte in Richtung Meer davonsegelte. Meer... Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen, als ich Asims leidendes, seekrankes Gesicht sah. Dabei hatten wir noch gar keinen richtigen Wind, nur eine sanfte Brise, gerade genug, um die Segel nach der schlaffen Zeit an Land richtig zu straffen. Wenn er das schon schlimm fand, sollte er einmal einen der Herbststürme auf dem norwegischen Meer miterleben.
    Das Langschiff tauchte ächzend mit dem Bug in ein Wellental, so dass der ganze Schiffsrumpf knackte. Die Gischt schlug mehrere Meter hoch und legte sich eiskalt über uns. Salzwasser tropfte vom Drachenkopf am Bugsteven. Die Männer johlten glücklich. Wieder musste ich lächeln. Wie froh sie waren, endlich wieder auf dem Meer zu sein! Die lange, dunkle Zeit in Rouen hatte nicht nur mich bedrückt, und hier draußen in den Wellen und im Wind spürten wir endlich wieder, dass wir lebten.
    In England traten wir in die Dienste von König Ethelred und verbündeten uns erneut mit Torkjell Høye. König Svein Tjugesjegg und sein Dänenheer hatten König Ethelred nach dessen Bluttat an den dort ansässigen Dänen das Land geraubt. Nachdem er zwei Sommer in England gekämpft hatte, verkaufte Olav einen Teil des Diebesgutes, zahlte seine verbliebenen Männer großzügig aus und ließ sie selbst über ihre Zukunft entscheiden. Einige wollten als wohlhabende Männer in England bleiben, andere segelten in ihren Wikingerschiffen nach Hause. Zwei-, dreihundert seiner loyalsten Männer blieben als Garde beim König. Olav verkaufte die Havørn und erwarb dafür zwei Knorr. Im Herbst segelten wir nach Norden. Die beiden Handelsschiffe waren vollbepackt mit Gold, Silber, Edelsteinen und den kostbaren Schätzen aus Ägypten. Nach einem Tag in einem schrecklichen Sturm stand ich wieder gemeinsam mit Olav am Bugsteven. Dieses Mal blickten wir nach Nordwesten. Die Knorr stampften durch die Dünung. Sie waren kürzer und breiter als die Langschiffe und lagen schwer im Wasser. Bald würde Norwegen am Horizont zu erkennen sein. Es war kaum zu glauben. So viele Jahre waren wir schon unterwegs.
    Olav hatte vier Bischöfe überredet, mit nach Norwegen zu kommen, um ihn bei der Christianisierung zu unterstützen: Grimkjel, Sigurd, Rudolf und Bernhard. Jetzt kamen sie alle zusammen, um mit dem König zu reden. Herr unser König, sagte Bischof Grimkjel, verbeugte sich tief und warf einen Blick auf mich. Es vergingen einige Augenblicke, bis Olav die Andeutung des Bischofs verstand. Dann sagte er: Bischof Grimkjel, Bård ist mein Vertrauter, alles, was Ihr mir zu sagen habt, darf auch er hören. Wie der Herr will, antwortete der Bischof und sagte, sie hätten mit Asim in einer Sprache gesprochen, die sie Latein nannten. In seinem Land sei er, sagte der Bischof, ein Hohepriester. Olav sagte, das wisse er bereits. Der Bischof erzählte weiter, dass Asim behauptete, bei der Mumie handele es sich um eine schlafende Gottheit. Ein Abgott?, wollte der König erschrocken wissen, denn ihm war daran gelegen, die Zehn Gebote einzuhalten, die er von Herzog Richard gelernt hatte. Bischof Grimkjel hob abwehrend die Hände. Im Gegenteil, Herr unser König, sagte er, Asim hat uns von der Sekte berichtet, die die Mumie seit zweieinhalb Jahrtausenden bewacht, und wir glauben, dass Asim nicht wirklich weiß, um wen es sich dabei handelt. Aber Ihr wisst das?, wollte der König wissen. Herr unser König, wir glauben es zu wissen. Der Wind fuhr in seine langen, hellen Haare und zerzauste sie. Und um wen handelt es sich?, fragte König Olav...
     
    Die Schatten waren seine Freunde. In dem lauen Halbdunkel des Spätsommers konnte er sich in seinen wollenen Umhang hüllen und sich unsichtbar machen inmitten der Mönche, die ihren Tätigkeiten nachgingen und an ihm vorbeihasteten. Lang, sehr lang, konnte er reglos dasitzen – geschützt vor dem Licht -, während seine Gedanken Zuflucht in seiner weit

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