Der Pakt der Wächter: Roman
Luigi verbrannt hat, bevor er ermordet wurde.
Øyvind hat St. Laurentius Tomas’ eineiigen Zwilling Didymus aufgespürt, indem er alle möglichen Archive, Register und Hochglanzkataloge durchkämmt hatte. Siebenhundertfünfundzwanzig Jahre lang hat die Holzskulptur geduldig unter der Silhouette der Kirchturmspitze und der Drachenköpfe der Borgundstabkirche in Lærdal gewartet. Die Gemeinde in Borgund hat die Holzfigur mit dem Namen Didymus 1280 als Geschenk von einem Glaubensbruder aus Ringebu bekommen.
Die Vorderseite der Figur war mit Nuten mit dem hinteren Teil verzahnt und mit acht Holzzapfen unter dem Umhang und an den Ärmeln befestigt. Im Hohlraum des Bauches fanden wir einen mit Runen bedeckten Schrein.
DER WÄCHTER Erik verbarg den Schrein in Urnes Kirche
100 Sommer nach dem Tod Olavs des Heiligen.
DER WÄCHTER Bård brachte den Schrein nach Flesberg
150 Sommer nach dem Tod Olavs des Heiligen.
DER WÄCHTER Vegard brachte den Schrein nach Lom
200 Sommer nach dem Tod Olavs des Heiligen.
DER WÄCHTER Sigurd verbarg den Schrein in St. Laurentius
Didymus’ Bauch
Und brachte die Figur von Ringebu-Kirche nach BorgundKirche
250 Sommer nach dem Tod Olavs des Heiligen.
In dem Schrein lag ein codiertes Pergament, das Øyvind und Terje mithilfe der Kopie des Runenrades dechiffrieren konnten.
Der WÄCHTER Ragnvald schreibt diese geheimen Worte
wie Asim befahl
5 Sommer nach König Olavs Heimkehr
Suche die Grabkammer in der Tiefe der Höhle
wo die heilige Jungfrau und die Märtyrer
an Land trieben und Gottes Erlösung erfuhren
Hier ruhen die Gebeine DES HEILIGEN
von Ewigkeit zu Ewigkeit
Der WÄCHTER Trym schrieb diese Worte
25 Sommer nach dem Tod Olavs des Heiligen
Der Weise Asim
ruht neben St. Olav
an der Seite DES HEILIGEN
und bewacht ihn in alle Ewigkeit
Die Sunniva-Höhle.
Nicht die Dollstein-Grotte, wie alle geglaubt haben.
Die Grabkammer befindet sich an der tiefsten Stelle in der St.-Sunniva-Höhle auf der Insel Selja in Selja im äußeren Nordfjord in der Provinz Sogn und Fjordane – Bischofssitz des Gulathings bis 1170.
Aus dem Nebel dringen grelle Vogelschreie. Wenn es denn, wie ich hoffe, Vogelschreie sind. Um mich herum herrscht reges Treiben. Das elektronische Piepsen von Walkie-Talkies. Auf der Insel sind mehrere Polizisten verteilt. Ihre Anwesenheit gibt mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit, falls Hassan hinter einem Felsen sitzt und mir auflauert. Nach dem Mord an dem Pastor von Ringebu und den Ereignissen in Rom hat die Polizei dem Fall höchste Priorität eingeräumt. Die norwegische, isländische und italienische Polizei arbeiten eng über Interpol zusammen. Ragnhild ist Leiterin der norwegischen Ermittlungsgruppe.
Das Kloster liegt dem Wetter ausgesetzt auf einer Ebene am Fuß der steilen Felswand. Früher hat das Kloster Selja etwas von einer mittelalterlichen Burg gehabt mit seinen dicken Mauern und Türmen. Das Benediktinerkloster wurde im 12. Jahrhundert errichtet, aber davor stand hier bereits ein kleineres, aus Holz erbautes Kloster. Fünfzig Meter oberhalb klammert sich die Ruine der Sunnivakirche wie ein Adlerhorst an den Felsen. Direkt darüber befindet sich der Eingang der Grotte mit dem Mikaelsheiligtum.
Die Sunniva-Höhle …
Die selige Sunniva war eine irische Königstochter, die Ende des 10. Jahrhunderts vor einem ketzerischen Freier floh, der ihr Leben und ihre Heimat besetzen wollte. Zusammen mit gottesfürchtigen Männern, Frauen und Kindern stach Sunniva mit drei Schiffen in See, ohne Steuer, Segel oder Ruder. Der Wind und die Meeresströmung brachten sie nach Selja. Dort ließen sich die Flüchtlinge in Grotten und Erdhöhlen nieder. Die heidnischen Götzendiener auf dem Festland beobachteten die Fremden mit großem Misstrauen. Als Håkon Ladejarl bewaffnete Männer schickte, um den Kampf mit der vermeintlichen kriegerischen Armee aufzunehmen, flohen Sunniva und ihre Landsleute in die obere Grotte und baten ihren Gott um Hilfe. Der Mythos erzählt, dass Gott – anstatt die Angreifer aufzuhalten – Sunniva unter Tonnen von Felsbrocken begrub. In den folgenden Jahren sahen Bauern und Seeleute immer wieder Licht aus der Höhle strömen. Als König Olav Trygvasson und Bischof Sigurd die Insel aufsuchten, fanden sie in der Grotte Sunnivas Leichnam, umgeben von wohlriechenden Knochen, Schädeln und Skeletten. Einige Jahre später landete König Olav Haraldsson ebenfalls auf Selja, als er heimkehrte, um Norwegen zu
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