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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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worden. Von meinem Seelenfrieden einmal abgesehen.
    Das könnte natürlich auch die Polizei gewesen sein. Möglicherweise haben sie in Island das Recht, die Wohnung des Hauptverdächtigen auch ohne Durchsuchungsbeschluss auf den Kopf zu stellen. Ich will aber auch nicht ausschließen, dass es die Mörder von Sira Magnus waren.
    Ich laufe durch die Wohnung, um mich zu vergewissern, dass ich allein bin. Ziehe die Gardinen vor. Werfe einen Blick unters Bett und durchsuche die Schränke. Dann überprüfe ich mein Handy, das auf dem Nachtschränkchen liegt.
    Ich habe zwei Nachrichten erhalten. Eine Textmeldung und eine MMS. Beide von Sira Magnus. Die Textmeldung ist um 13.42 Uhr eingegangen. Kurz vor seinem Tod.
    » Hallo Bjørn, ich bin’s «, sagt die Stimme aus dem Grab. Er wirkt beunruhigt, erstaunt. » Du, diese ausländischen Wissenschaftler? Die aus dem Schimmer-Institut? Sie kommen jetzt schon, sind gerade auf dem Weg vom Parkplatz hierher. Eine seltsame Truppe. Ich schicke dir eine MMS. « Er lacht gekünstelt. » Du kennst doch ein paar von denen: Erkennst du jemanden? Es ist nur, dass – ach, ich weiß nicht. Ich wollte nur, dass du das weißt. Bis dann! «
    Das unscharfe Foto muss durch das Wohnzimmerfenster in Richtung Parkplatz aufgenommen worden sein. Im Hintergrund steht ein schwarzes Allradfahrzeug. Ich kann vier Gestalten erkennen, die auf dem Weg zum Haus sind. Einer von ihnen ist wahrhaft ein Riese.
     
    Der Polizeichef meint, es sei jetzt am Abend zu spät für weitere Erkenntnisse. Er will morgen in der Früh hierherkommen. Aber er bittet mich, die MMS weiterzuleiten.
    Ich frage ihn, ob die Polizei bei mir eine Hausdurchsuchung vorgenommen hat. »Nein – sollten wir das?«, fügte er leise lachend hinzu.

4
     
    Die Morgensonne taucht die Landschaft in ein so intensives Licht, dass Reykholt wie im Rampenlicht dasteht. Vor den vulkanischen Bergen in der Ferne steigt der Dampf der heißen Quellen empor, ehe er vom Wind verwirbelt wird.
    Ich schließe die Tür und trete auf den Platz vor der Snorrastofa. Alles ist still.
    Ich habe einmal das Elternhaus von Leonardo da Vinci in der Toskana besucht und war tief ergriffen von der Vorstellung, dass die Hügel ringsherum mit ihren Olivenbäumen und Weinreben schon zu seiner Zeit so aussahen, wie ich sie nun erlebte. Ähnlich geht es mir jetzt hier in Reykholt. Genau diese Berge bildeten die Horizontlinie, die Snorri sah, als er im Alter von zwanzig Jahren an diesen Ort zog. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein mächtiger Gode gewesen.
    Ein Polizeiwagen fährt unten auf den Parkplatz. Die Reifen knirschen über den Kies. Der Polizeichef ist den weiten Weg von Borgarnes nach Reykholt gefahren, um mein Handy zu konfiszieren und den Tatort noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und vielleicht auch, um zu überprüfen, ob der verdächtige Albino Bjørn all seine Micro-UZI-SMG-Pistolen und arabischen Krummdolche zusammengepackt und sich im Schutz der Dunkelheit aus dem Staub gemacht hat. Vielleicht bin ich aber auch nur paranoid. Auf jeden Fall kommt er mir mit ausgestreckter rechter Hand entgegen und schneidet dabei eine Grimasse, die man durchaus als ein Lächeln deuten könnte. Wir betrachten einander in dem scharfen Morgenlicht. Er ist frisch rasiert; die Haut an seinem Kiefer ist rot und gereizt. Er bittet mich um mein Handy, damit die Sprachnachricht und das Bild gespeichert und analysiert werden können.
    Er fragt, was für Wissenschaftler das seien. Ich sage ihm, dass ich keine Ahnung habe.
    »Wir werden sie finden! Als Sie gestern aus Reykjavik zurückgekommen sind, sind Ihnen da keine auffälligen Fahrzeuge entgegengekommen?«
    Die Fahrt von Reykjavik nach Reykholt dauert anderthalb Stunden und führt durch die reinste Mondlandschaft. Jeder zweite Isländer fährt ein Allradfahrzeug. Wie soll ich da das eine Auto von dem anderen unterscheiden?
    »Wir haben eine Zeugenaussage, die mit dem Bild übereinstimmt!«, erklärt er. »Ein schwarzer Blazer wurde gestern beobachtet, als er sich in hohem Tempo von hier entfernte«, er wirft einen Blick auf sein Notizbuch. »Gegen zwei Uhr nachmittags. Ein Autoverleih in Reykjavik hat einen Blazer an Ausländer verliehen. Wir haben dort zwei Mann postiert, die auf die Rückgabe des Wagens warten.«
    »Ausländer?«
    »Araber. Den Pässen zufolge aus den Emiraten.« Kurze Pause. »Wissen Sie, ob Sira Magnus mit irgendwelchen Arabern in Kontakt gestanden hat?«
    Eine Lüge hat viele Gesichter. Eine

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