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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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nicht vor, ihm irgendetwas zu verkaufen. Aber ich brauche Zeit. Zeit, um zu verstehen.
    Er sieht mich mit einer Miene an, als hätten wir gerade einen Vertrag unterschrieben und warteten nur noch darauf, dass die Tinte trocken wird.

5
     
    Ich habe mein Handy in die Schublade meines Nachtschränkchens gelegt. Professor Llyleworth hat achtmal angerufen und eine SMS geschickt.
    Hassan und Stuart Dunhill sind frei. Rufen Sie mich an!
     
     
    Der Professor antwortet nach dem ersten Freizeichen und setzt mich davon in Kenntnis, dass Stuart und Hassan von einem district court , einem Bundesbezirksgericht, in Washington D.C. freigesprochen wurden.
    »Wie ist das möglich?«, frage ich.
    »Laut Gerichtsprotokoll hatte der Staatsanwalt nichts gegen sie in der Hand. Rein gar nichts.«
    Weder Stuart noch Hassan waren bewaffnet, als sie gefasst wurden. Ihre Anwälte haben in überzeugenden Plädoyers vorgetragen, dass die beiden als Mittelsmänner in einem offiziellen Geschäftsgespräch über mittelalterliche Dokumente fungiert haben, das sie beide für legal gehalten haben. Dass Laura und ich entführt worden sind und die anderen Männer in der Gruppe bewaffnet waren, haben sie zu keinem Zeitpunkt gewusst. Yeah right .
    »Hassan ist ein gesuchter Kriegsverbrecher und Killer«, wende ich ein.
    »Hassan ist tot.«
    »Tot? Ist das Ihr Ernst?«
    »Offiziell existiert er nicht. Sein Pass, die Geburtsurkunde, Iraks Botschaft und diverse internationale Register – inklusive dem Gerichtshof in Den Haag – bestätigen die Identität des Angeklagten als Jamaal Abd-al-aziz. Des Weiteren hat der Anwalt einen gültigen Totenschein von Hassan vorgelegt.«
    »Aber …«
    »Fragen Sie mich nicht. Es ist aber schon vielsagend, dass es möglich war, all diese Register zu manipulieren. Selbst die Bilddokumente wurden geändert. Das Gericht hat die Anklagebegründung abgelehnt.«
    »Aber das ist doch ein einziger Bluff.«
    »Der Richter war nicht zu bewegen.«
    »Der Scheich muss ihn doch bestochen haben. Mit ein paar Millionen.«
    Ich frage den Professor, wo Hassan und Stuart abgeblieben sind. Er weiß es nicht. »Falls das ein Trost für Sie ist, Bjørn, die anderen sind alle in Haft gekommen. Wegen Besitzes nicht registrierter, illegaler Waffen.«
    »Ein schwacher Trost.«
    »Nehmen Sie es gelassen, Bjørn. Sie können unmöglich wissen, wo Sie sich aufhalten.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Wir müssen die Vereinbarung respektieren. Die Rechtssicherheit arbeitet sowohl für als auch gegen uns.«
    »Und was ist mit meiner Sicherheit?«
    »Der Miércolespalast ist der sicherste Ort, an dem Sie sich in diesem Moment aufhalten können.«

Die Heilige Bibliothek
     

1
     
    »Beatriz, darf ich Sie etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    Sie hat mich zum Essen eingeladen. Wir sitzen in ihrem Esszimmer am Fenster. Beatriz bewohnt eine eigene Wohnung im Nordflügel des Palastes. Wir sind zu zweit. Sie und ich. Man darf sich Gedanken machen.
    »Was befindet sich hinter der verschlossenen Tür der Bibliothek?«, frage ich.
    »Noch mehr Bücher.«
    Der Koch hat ein vegetarisches Gericht aus in Butter gedämpftem Spargel, gebratenen Tomaten und mit Reis und Kräutern gefüllten Paprika zubereitet. Beatriz isst in Weißwein marinierte Wachtelbrüstchen. Sie hebt ihr Weinglas und prostet mir zu.
    Sie verstellt sich. Versucht, unbeschwert zu lächeln, aber etwas belastet sie.
    Die Fassade bricht, als ich meine letzte Spargelstange esse. Plötzlich sieht sie mich an.
    »Haben Sie wirklich vor, ihm das Manuskript zu überlassen?«
    Ich kaue langsam. Spargel war schon immer mein Lieblingsgemüse. Man darf ihn nicht zu lange kochen, damit die Stangen noch Widerstand bieten, wenn man sie kaut.
    »Wem? Ich habe nichts versprochen.«
    »Esteban. Er sagt, Sie würden ihm das Manuskript verkaufen.«
    »Dann hat er mich missverstanden. Er hat gesagt, dass er es braucht. Und ich habe eingewilligt, darüber nachzudenken, es ihm zu überlassen. Das ist alles. Das Manuskript gehört mir doch gar nicht. Wie soll ich ihm etwas verkaufen, das gar nicht in meinem Besitz ist?«
    »Er wird Sie mit Millionen von Dollar locken.«
    »Geld ist mir nicht wichtig.«
    »Er wird Sie betrügen. Das Dokument darf nicht einmal in seine Nähe gelangen.«
    Beatriz wischt sich den Mund mit einer Stoffserviette mit Familienmonogramm ab.
    »Um ganz ehrlich zu sein, Beatriz, ich verstehe nicht ganz, was Sie mir zu sagen versuchen.«
    Sie sieht aus dem Fenster. Die Bäume in dem

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