Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
und überhaupt ... er lebt nicht mehr lange, wie er sagte. Lass uns weiter machen und Floyd töten, so schnell wir können.«
»Dann zünden wir also das Feuer?«
»Ja. Zünden wir es an und treiben den Hund heraus. Bringen wir es zum Ende, ein für alle Mal.«
76
Der Mann, der vergessen hatte, wer er gewesen war, und dies nun wieder wusste, lauschte in die Dunkelheit hinein. Die Stimme war verschwunden, und das war gut, denn es gab nichts mehr, was sie ihm zu sagen hatte.
Alle Schichten des Vergessens, die sich wie Zwiebelhäute allmählich von der Erinnerung geschält hatten, waren abgefallen. Er wusste, wer er war. Er wusste, was zu tun war, wenn er überleben wollte.
Der Pakt war uralt und dauerte doch an. Ein jeder Mann und eine jede Frau mussten ihnen geopfert werden. Gelang ihm dies nicht, dann würde er selbst dem Fluch zum Opfer fallen, das wusste er jetzt.
Es gab keinen Weg, dem Fluch auszuweichen.
Also war er in den Keller hinabgestiegen und hatte jene Tür geöffnet, hinter der die Dunkelheit ihren Ursprung hatte, und hatte getan, was er tun musste, wenn er überleben wollte.
Es war gut. Sie waren darauf hereingefallen.
Doch den Angriff ... den hatte er nicht vorhergesehen.
Und nun drohte alles, was er geplant hatte, zu scheitern.
77
Richter hob den Kopf und seine Nasenflügel blähten sich, als er tief Luft holte.
»Was? Was ist es?« Floyd ließ den Kanister zurück auf den Boden fallen, wo er mit einem leisen Plonk auf dem Beton aufschlug.
»Riechst du das nicht?«
»Warte ...« Floyd ging zur Tür und spähte hinaus. Der lange Kellerflur wurde von den wenigen Kerzen, die in kurzen Abständen auf dem Boden standen, spärlich erhellt. Es roch modrig, die Luft war sauerstoffarm. Darüber lag der dünne Geruch von ... ja, von was? Er war sich nicht sicher. Floyd ging vorsichtig in den Vorraum hinaus, dort wo durch das unvergitterte Fenster schräg ein Strahl des ersten Lichts des frühen Morgens hereinfiel. In der Luft schwebten Hunderte Staubteilchen. Er warf Jim Jones, der auf einem Stuhl gefesselt und mit einem Stück Stoff im Mund geknebelt war, einen kurzen Blick zu, und sog die Luft durch die Nase tief ein. Der Geruch war stärker, und jetzt konnte er erkennen, was es war. Rauch. Giftiger Rauch.
Dann sah er dünnen Nebel, der sich unter der Tür von der Treppe hereindrückte.
Jim gab ein Keuchen von sich, dann ein paar Worte, die ihm Knebel untergingen.
»Der Rauch wird dich nicht umbringen, dafür werde ich sorgen«, sagte Floyd. Er drehte sich um und eilte in den Flur zurück.
»Sie versuchen uns, mit Rauch nach draußen zu treiben.« Floyd strich über die metallglatte Oberfläche der großen Anlage, vor deren Füllstutzen des Tanks Richter mit dem letzten Kanister kniete.
»Fertig?«
Richter warf den Kanister zur Seite. Das Licht der aufgehenden Sonne streifte die rote Aufschrift:
Hoch entzündlich!
»Fertig.« Dann griff sich Richter an den Kopf und verbarg sein Gesicht in den Händen. Ein gepeinigtes Stöhnen entwich ihm.
»Ich bin stolz auf dich. Du hast alles getan. Du kannst gehen, wenn du willst. Das Fenster ist offen.«
»Ich will nicht! Sie treiben mich in den Wahnsinn! Das Fenster, nein bitte nicht ... neeiiiiiin!«
Floyd schmunzelte. Er war nicht verrückt, nein, ganz bestimmt nicht. Der Mann, der vor ihm stand und um die Reste seines Verstands kämpfte hingegen ... »Es ist gleich vorbei.« Er hob den Revolver. Der Stahl schimmerte matt. Draußen schrie ein Adler, oder das, was einem Adler täuschend ähnlich klang.
Richter stöhnte und Floyd sah, wie sich seine Augen verdrehten, und das Weiße, blutunterlaufen, in den Raum hineinstarrte. Er rannte gegen die Wand, prallte mit einem dumpfen Schlag dagegen und sank zu Boden, noch immer schreiend und fluchend.
Draußen schrie der Adler erneut, und mehrere Stimmen, die von Adlern und andere, menschenähnliche, stimmten mit ein.
Floyd griff nach der Streichholzschachtel in seiner Tasche, schob die Schachtel auf, nahm ein Streichholz heraus und strich es über die raue Seitenfläche. Die kleine Flamme zischte leise, als sie zum Leben erwachte.
Er tat, was getan werden musste.
Mit einer kleinen Bewegung seiner Hand ließ er die Flamme den Einfüllstutzen der Anlage berühren.
Die Flamme loderte auf und kroch in den Stutzen hinein.
Drei Minuten, vielleicht fünf, dann würde es ein Feuerwerk geben. Floyd schmunzelte wieder, als ihm bewusst wurde, wie logisch und wie wenig verrückt diese Idee gewesen war.
Wie
Weitere Kostenlose Bücher