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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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ist.« Floyd blies eine kleine blaue Wolke zur Kuppel hinauf. »Ich werde mich vielleicht umsehen.«
    »Was haben Sie vor?« Scheiß egal, was er vor hat, Hauptsache er verschwindet endlich. Jack beobachtete aus den Augenwinkeln, wie das junge Paar die Treppe hinaufstieg.
    »Ich werde mich umsehen«, wiederholte Floyd. »Und dann ...« Wieder das kalte Lächeln. »Werden wir sehen.« Er ging davon und schnippte die Asche von seiner Zigarette auf den Teppich, ein Bild, das Jack nicht mehr aus dem Kopf gehen würde.

22
    »Komm schon, Linda! Bevor sie die Türen abschließen!« Steffen Mahler hielt seiner Freundin die Tür auf. Es war heiß hier oben in den dicken Winterjacken, die sie für ihren Schneespaziergang angezogen hatten, sehr heiß.
    »Vielleicht sollten wir besser hierbleiben. Ich weiß nicht ... wir waren noch nie bei einem Sturm wie diesem draußen, das ist ganz anders als alles zu Hause ...« Sie zögerte, aber ihre Hände schlossen doch den Reißverschluss ihrer Jacke.
    »Einen solchen Sturm wirst du in Düsseldorf auch niemals erleben und gerade deshalb will ich raus! Das erlebst du nur ein mal!« Er strahlte seiner Freundin ins Gesicht, mit der unbekümmerten Frische und Wildheit, die man nur in den Jahren von zwanzig bis dreißig innehatte. »Komm schon!«
    »Na gut ... aber nicht weit, hörst du?«
    Steffen nickte. »Klar.« Was war ihre Frage gewesen?
    Sie durchquerten die nun erheblich leerere Empfangshalle (aus dem Speisesaal wehte der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee, und vor dem Kamin war viel zu heiß), und waren schon fast bei der Tür, als -
    »Ich würde ja nicht rausgehen, wenn ich euch wäre«, sagte eine Stimme auf Englisch. Ein älterer Herr im Tweedjackett saß in einem der Ledersessel und blickte über seine gefaltete Zeitung hinweg. »Ich würde auf den Direktor hören.«
    »Wir gehen nicht weit.«
    »Es ist eure Sache. Aber ich würde nicht rausgehen.«
    »Und wer sind Sie, Sir, wenn ich mir die Frage erlauben darf?«
    »Mein Name ist Lange. John Lange.« Er wuchtete sich hoch in eine aufrechte Haltung und strich über sein Tweedjackett. Die verstärkten Lederpolster an den Ellbogen knirschten. »Ich war lange bei diesem Wetter draußen. Einsätze im Heer, zahllose Übungen. Die Armee Ihrer Majestät. 23th Special Division. Aber nie -
nie
- habe ich einen Sturm wie diesen erlebt.« Lange blickte zu den Fenstern hinüber. »Ich würde nicht hinausgehen.« Damit ließ er sich zurück in eine bewege Haltung sinken.
    Steffen blickte zu Linda hinüber und zuckte die Achseln. Er sah das Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte. Der Kriegsveteran hat sicherlich recht, aber wir haben schließlich nicht vor durch den Schnee zu robben, oder?
    Er griff nach Lindas Arm. »Komm, gehen wir.«
    Lange raschelte mit der Zeitung. Steffen blickte einmal zurück, aber der Alte hatte den Kopf tief in einer Ausgabe der New York Times versenkt. Der junge Deutsche runzelte die Stirn.
    »Ich will aber wirklich nicht weit gehen«, flüsterte Linda und griff nach seiner Hand. »Schau nur, wie dicht der Schnee fällt.«
    Steffen langte nach dem bronzenen Griff und öffnete die Tür. »Keine Sorge. Ich will nur mal gucken. Lass meine Hand nicht los.«
    Sie traten hinaus. Für einen Augenblick blieb die Tür hinter ihnen offen. Die Empfangshalle leuchtete warm und golden, und Steffen konnte das Feuer im Kamin sehen. Dann fiel die Tür zu und der Schneesturm packte sie beide mit eiskalter Gewalt.
    »Wir müssen ja nicht allzu weit gehen!«
    Linda drückte seine Hand. Sie ging einige Schritte vorwärts. Als sich Steffen umblickte, war das Hotel hinter einer Wand aus dichten Schneeflocken verschwunden. Ein Wirbeln, Tanzen, Fauchen, rings um sie herum. Steffen spürte, wie Linda an seiner Hand zog.
    »Halt! Geh nicht so weit hinaus!« Er folgte ihr einige Schritte weiter. Der Schnee war hier so tief, dass er bis zu den Knien einsank. Linda zeigte auf etwas weiter draußen, drehte sich zu ihm herum und rief etwas - aber alles was Steffen hören konnte, war das Heulen des Windes.
    »Ich kann dich nicht verstehen!« schrie er zurück. Der Wind verklumpte seine Luftröhre. Die Schneeflocken brannten auf seiner Haut. »Wir müssen zurück! Es - ist - viel - zu - kalt!«
    Er hatte recht, es wurde viel zu schnell viel zu kalt. In diesem Augenblick entschlüpfte ihm Lindas Hand.
    »Linda! Hey!«
    Noch konnte er sie sehen, ihre rote Schneejacke über dem weißen Wirbeln, und setzte ihr hinterher. »Warte, verdammt!«
    Sie

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