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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krüger
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meinem Büro. Aber es gibt noch immer keinen Empfang. Der Sturm hält an, ich kann also nicht sagen, wann wir die Außenwelt erreichen können. Es tut mir leid.«
    »Verdammt.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass wir weiterhin alles Menschenmögliche tun, um ... eine Lösung zu finden.«
    Es gibt keine
Lösung
, Jimmy. Jim zuckte zusammen. Er drehte sich um. Keine
Lösung
. Da war niemand, der mit ihm sprach. Die Empfangshalle war leer.
    »Alles in Ordnung?«
    Er wandte sich wieder Larssen zu. »Wie bitte?«
    »Sie wirkten ... abwesend.«
    »Ich ... ich muss ...«
    »Es würde mich freuen, wenn demnächst eine Lösung für dieses Problem gefunden würde. Keine Heizung, kein warmes Wasser, kein Koch. Das ist nicht das, was ich erwartet habe. Und einen Abenteuertrip hätte ich in meinem Zustand bestimmt nicht gebucht.« Sie ging davon.
    Das Schlimmste war, dass sie recht hat. Jim starrte wieder hinaus, doch die ewig gleiche Schneewüste bot keine Antwort.
    Es war die Stimme, die aus seinem Kopf selbst zu kommen schien, die ihm eine Antwort gab.
Es gibt eine Lösung
, sagte sie. Jim hörte, was sie vorzuschlagen hatte.

37
    Die Augen waren stahlblau, eisblau und doch undefiniert, durch einen Schleier getrennt - so als verberge sich dahinter mehr, etwas Dunkles, von solcher Bösartigkeit, das die menschliche Psyche nicht verstehen konnte. Der Rest des Gesichts des
Dings
war verhüllt, Jack konnte nur für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick darauf werfen, in eine Art schmutzigen, weißgräulichen Stoff. Die ausgemergelte Gestalt steckte in einem schweren weißen Kapuzenumhang, der bis zum Boden herabhing. Jacks Blick sank nach unten zu den weiten Ärmeln. Es trug keinen Handschuhe. Als Jack sah, was es dort anstatt von Händen hatte, rannte er.
    Er stürzte nach links. Was immer ihm gegenüberstand, vier Meter entfernt, war schnell. Jack duckte sich, warf sich nach vorne, um den Klauen des Wesens auszuweichen, den drei sichelförmigen Klauen, die an beiden Armen dort hervorwuchsen, wo bei einem Menschen die Hände gewesen wären, schlitterte auf den Knien über den Schnee, stürzte und kam wieder auf die Beine. Seine Beine waren wie tot, und doch rannte er. Dort waren die orangenfarbenen Lichter, dahinter die Rettung. Hinter ihm stieß das Ding einen Schrei aus. Wie ein Adler, dachte Jack. Nein, nicht wie ein Adler. Wie etwas, das einen Adler imitierte.
    Aus den Augenwinkeln sah Jack, dass er nicht allein war. Durch das Schneegestöber bewegten sich weiße Gestalten, drei, vier, fünf. Sie waren schnell.
    Und dann die Lichter. Jack rannte, sie kamen näher, er rannte und hinter ihm schrien seine Verfolger.
    Nicht umdrehen. Niemals umdrehen. Sie werden dich erwischen, wenn du dich umdrehst.
    Später würde sich Jack fragen, wer da zu ihm gesprochen hatte. Gewiss, er hatte sich dies nur eingebildet.
    Dann war er fast auf gleicher Höhe mit den Scheinwerfern. Von hier waren es nur zehn Meter, allerhöchstens fünfzehn. Dass er am gestrigen Morgen hier noch mit dem Lieferwagen vorübergefahren war, schien einem Traum zu entstammen, war unmöglich. Jack schleppte sich weiter. Die orangefarbenen Lichter kamen immer näher. Er riss die Augen auf und der Wind versengte seine Brauen. Die Lichter waren keine Scheinwerfer. Es war der Schnee, der glänzte. Nein, bitte nicht ... wo ist das Hotel? Wo ist der Eingang? Nach zwanzig Metern stolperte er, fiel der Länge nach in den hohen Schnee. Es war vorbei. Seine Beine hatten keine Kraft mehr.
    Weiter. Weiter. Weiter.
    Nein. Nicht mehr. Sein Körper vermochte seinem Verstand nicht mehr zu gehorchen. Seine untere Körperhälfte hatte aufgehört zu existieren. Jack drehte sich um, die letzte Kraftanstrengung, zu der er fähig war. Da standen sie um ihn herum, die eisblauen Augen auf ihn gerichtet, bereit ihn zu töten.
    Sie würden ihn töten, das wusste er. Oder schlimmeres als das.
    Die Augen kamen näher. Jack blinzelte. Fünf Klauenpaare, nach ihm ausgestreckt wie die tastenden Finger eines Blinden. Er spürte seinen Körper nicht mehr. Wenn dies das Sterben war, dann war nichts dran an dem Gerücht, dass das Leben in den letzten Sekunden vor dem Tod an einem vor dem inneren Auge vorüberziehen würde. Es war kalt, nur kalt. Keine Bilder.
    Die Schüsse waren laut, aber Jack hörte sie nicht mehr.
     

38
    Stille. Lange Zeit.
    Die Schneeflocken fielen, der Sturm strich über das Dach und heulte.
    Dann diese Stimme. Zum ersten Mal hörte er sie und er wusste, dass er sie kannte,

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