Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
ans Feuer. Dann setzte er sich und schwieg, den Blick in die Flammen gerichtet. Nach einer kleinen Ewigkeit sagte er: »Ich glaube Ihnen.«
Miranda räusperte sich. Irgendetwas war da in ihrem Hals, das ihr den Atem nahm. »Was meinen Sie damit?«
»Ich glaube Ihnen, das dort draußen etwas ist, das keine Ähnlichkeit mit dem Bären hat, vom dem Jones ständig spricht.«
»Ich ... ich weiß nicht, was es war. Ich hab es nicht gesehen. Aber dieser Laut ...« Sie fröstelte. »Die beiden anderen sind noch immer draußen.«
»Nicht nur Jack und Connor. Auch die beiden Ehepaare. Die Angestellten. Der Polizist. Wir hätten sie nicht gehen lassen dürfen. Es war ein Fehler. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es zu ihren Fahrzeugen geschafft haben. Der Polizist wollte zurückkommen, selbst wenn die anderen ihre Autos erreichen konnten. Und wo ist er? Ja, es war ein Fehler.«
»Ja. Aber niemand will mehr hinaus, um nach den anderen zu suchen.«
»Man kann es ihnen nicht verübeln.«
»Nein. Das kann man nicht.«
Sie versanken wieder in tiefem Schweigen. Im Kamin explodierte ein Stück feuchtes Holz und das Wasser verdampfte zischend.
***
Andrew Hopper starrte auf das Kreuz auf dem Tisch. Das dunkle Buchenholz hob sich von der hellen Maserung ab. Allein der Blick spendete Trost. Die letzten Stunden hatte er in stillem Gebet verbracht, um die Seele der Toten gekämpft, wie er es noch nie getan hatte. Es war ein schrecklicher Kampf gewesen und er war sich noch immer nicht sicher, ob es ihm gelungen war. Was auch immer dort draußen war, es hatte ihn herausgefordert.
Und das machte ihm mehr Angst als alles andere, was er jemals in seinem Leben gespürt hatte.
Sein Blick wanderte zu den schweren Vorhängen hinüber, die er vor die Fenster gezogen hatte. Dort draußen gab es nichts zu sehen, nichts anderes als den weißen Tod. Es war ein Fehler, die Menschen hinausgehen zu lassen. Es war ein Fehler, dass er sich ihnen nicht in den Weg gestellt hatte.
Reverend Hopper sank auf die Knie, legte die Hände aneinander und setzte sein Gebet fort. Wenn er sich nicht allzu sehr täuschte, dann würden sie heute noch wieder seine Hilfe benötigen.
***
Schnee. Noch nie hatte Jim solchen Hass verspürt, wenn er die weiße, unablässig vom Himmel fallende schmierige, kleine ... naja, geradezu lächerliche Substanz gesehen hatte ... bis heute. Heute war da mehr als Hass. Furcht? Ah, Jim, das kann doch nicht sein. Was auch immer da draußen herumschleicht, das ist ein Bär. Kein Bär würde solche Wunden schlagen? Von wegen. Es gibt Bären, die solche Wunden verursachen konnten, wenn sie ausgehungert waren. Und doch ... es hatte noch nie jemand von einem Bären gehört, der einen Menschen auf diese Art verletzte. Tötete. Jim legte die Fingerspitzen auf das Glas, das sich von der Temperatur nicht allzu sehr vom Eis auf dem Parkplatz davor unterschied. Die Fensterfront der Empfangshalle war über hundert Quadratmeter breit. Eine ideale Angriffsfläche. Verdammt. Wie zum Teufel war er in diese Lage geraten?
Jim starrte in die Eiswüste hinaus. Nichts zu sehen, aber was auch immer dort draußen sich verbarg, war zu klug, um sich zu zeigen. So blieb nur der Wind, der gegen die Fassade anstürmte und auch der blieb unsichtbar.
»Mr. Jones?«
Jim schreckte auf. »Whoa! Was zum -«
»Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Mara Larssen legte eine Hand schützend über ihren Bauch und trat einen Schritt zurück.
»Nein, schon gut.« Er hatte nie bemerkt, wie klein und verletzlich sie war. Wie lange blieb ihr noch Zeit? Sein Gehirn war dabei, zu rebellieren. Eine Schwangere, kurz vor der Geburt, zu dieser Zeit ausgerechnet hier ... es gab nichts, was er jetzt weniger brauchen konnte. »Alles in Ordnung, Miss Larssen?«
»Naja, ich dachte bloß«, ihr Blick folgte dem seinen hinaus, »ob Sie mittlerweile Erfolg mit dem Satellitentelefon hatten. Falls Sie jemanden erreicht haben, frage ich mich -«
Jim starrte sie an. Für einen Moment verstand er nicht, was die werdende Mutter meinte. Er sah, dass sie weitersprach, hörte ihren Worten aber nicht mehr zu. Es drängte sich der rechteckige schwarze Gegenstand vor sein inneres Auge, der auf dem Schreibtisch in seinem Büro lag, gleich neben den Zentralschlüsseln ... noch vor einer Stunde hatte er es wieder probiert. Fehlendes Interesse daran, diese elende Geschichte zu beenden, sollte ihm schließlich niemand unterstellen. Das Problem aber war ein anderes.
»Das Telefon ist in
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