Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Überhaupt, wer bist du schon, Jack, dass du ihn daran hindern könntest? Ein erfolgloser Schriftsteller, der sich mit Gelegenheitsarbeit über Wasser zu halten versuchte ...
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er spürte, dass Miranda eine Hand auf seinen Unterarm legte. Sie waren jetzt bei den Treppen. »Es wird schon«, sagte sie leise. »Wenn alle erst wissen, was zu tun ist, dann werden wir ... das Hotel verteidigen können.«
Jack schluckte das Unbehagen, das in seinem Magen lag, wie zu fettige Nahrung, herunter und nickte. »Ich hoffe es sehr.«
Sie wissen, lieber Leser, wie wichtig dieses Vorhaben war. Für die Verteidigung des Hotels, für das Überleben. Doch gerade bei wichtigen Vorhaben wie diesem vergaßen die Verantwortlichen häufig das, was am nächstliegenden, was einleuchtend war. Dabei sind es gerade die Kleinigkeiten, die Dinge ins Rollen bringen konnten, die nicht mehr aufzuhalten waren. So auch hier. Es kam alles anders, als geplant.
52
Schon als Jack die untersten Treppenstufen hinter sich gebracht hatte, konnte er die Stimmen hören. Den Stimmenwirrwarr. Sie waren aufgeregt, bestürzt, aber auch wütend. Es kam aus dem Speisesaal, ohne Zweifel.
»Was ist da los?«
»Scheint, als würden sie sich über etwas aufregen«, sagte John. Jack sah, wie Bradley eine Hand an das Gewehr legte, das bis jetzt noch locker über seiner Schulter hing.
»Gehen wir nachsehen.«
Der Speisesaal war voll, offenbar waren alle Hotelgäste da. Jack sah Mara, die mit erschrockenem Blick in der Nähe des Ausgangs saß, eine Hand auf dem kugeligen Bauch als Schutz, Miranda ging zu ihr hinüber und erkundigte sich nach ihrem Zustand; er sah wie sich Frank und Sarah Gale, mit denen er bislang noch keinerlei Kontakt gehabt hatte, mit ihren beiden Kindern am Durchgang zur Küche aufhielten, sie redeten aufgebracht mit jemandem, der weiter hinten in der Küche stand.
Jack sah auch, dass der junge Deutsche da war. Er erwiderte Jacks Blick, aber keinesfalls freundlich. Erst jetzt bemerkte Jack, dass keiner der Gäste auch nur irgendetwas zu essen vor sich liegen hatte.
»Ich muss in die Küche«, sagte er. »Lassen Sie mich durch.«
»Was wollen Sie?« zischte Sarah ihn an. Sie legte einen Arm schützend um ihren Sohn. »Die Kinder sind zuerst dran!«
Darum ging es also. »Ich will nur wissen, was hier los ist«, sagte Jack ruhig.
Sie gab den Weg frei. »Es ist die Hölle«, sagte sie. »Wir werden alle umkommen.«
Jack erkannte, mit wem Sarah gesprochen hatte. Welch eine mutige Frau. Hallo Jim, dachte er.
Jim Jones stand mit erhobenem Revolver (wo hatte er den her? Das machte nun drei Schusswaffen in diesem Haus) in der Nähe der Lagertür , hinter ihm einer der Hilfsköche, der mit einem spitzen Werkzeug vor dem Schloss der Tür kniete.
»Ah, Mr. Carver«, sagte Jim. Sein Blick fiel auf die drei anderen Männer, die hinter Jack hereinkamen. »Bradley. Wie schön, Sie zu sehen.«
»Mr. Jones. Was ist hier los?«
»Wir haben ein kleines Problem, weil sich die Lagertür nicht mehr öffnet.« Jones sprach davon, als wäre es die kleinste Nebensächlichkeit der Welt. »Einige der Gäste sind ungehalten, verständlich, es ist kalt und dann nichts zu essen, das -«
Jack hörte ihm nicht mehr zu. Er ging in den hinteren Teil der Küche. Das Fenster schimmerte eisblau, wie die Farbe ihrer Augen in seinen Träumen. Also doch. Es war wirklich geschehen, er hatte sich dies nicht eingebildet. Er ballte seine linke Hand zur Faust, als sie zu zittern begann. Durchhalten, Jack, durchhalten. Nur wie lange noch?
»Ich habe mich schon gefragt, wie es dazu gekommen ist«, sagte Jim. »Und dann die beschädigte Tür ... einer der Schläuche an den Gasflaschen einfach so abgerissen ... jemand war hier. Vermutlich derselbe, der auch die Lagertür manipuliert hat. Das Schloss klemmt. Wie ärgerlich.«
»Halten Sie das für einen Witz?« fuhr ihn John an.
»Nein. Durchaus nicht.« Die Augenbrauen in Jims Gesicht zogen sich zu zwei dicken Strichen zusammen, die sich beinahe in ihrer Mitte berührten. »Ich kann mir nichts vorstellen, das ich weniger lustig fände.« Dann wandte er sich zu Jack. »Was wollen Sie, Carver?« Kein Mister dieses Mal, nein, dieses Mal nicht. Nie mehr.
»Ich finde, wir sollten allmählich mit den Leuten da draußen reden.«
»Mit ihnen reden? Wozu soll das gut sein?«
»Das ist ganz einfach. Hören Sie, das, was uns dort draußen belagert, wird sich nicht mehr darauf beschränken, nur zu
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