Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
nützen.«
»Ja. Das ist wohl der Fall. Aber die Frage ist doch wohl eher, wie wir uns verteidigen. Ich nämlich frage mich schon die ganze Zeit, was wollen die Dinger da draußen von uns eigentlich?«
»Das spielt keine Rolle. Die Fenster sind der größte Angriffspunkt. Wir müssen die Fenster sichern.« Jack sah sich um. John nickte. Bradley war noch immer völlig auf das Gewehr und Floyd konzentriert, aber auch er würde zustimmen. Jim war bleich und zeigte keine Regung. Die Kinder weinten. Ihre Eltern suchten nach einem Ausweg und fanden keinen. Richter hatte noch immer die Waffe gezogen, aber ihr Lauf war jetzt nutzlos auf den Boden gerichtet. Miranda strich Mara Larssen über den Rücken. In ihrem Blick lag nichts als Verzweiflung. Aber auch Wut. Sie würde sich ihm anschließen.
Zwei Seiten. Floyd wusste genau, was er tat. Er spaltete sie in zwei Seiten.
»Wir müssen vor allem einen sicheren Ort finden. Die Keller sind tief und sollten dafür geeignet sein, die Eingangshalle mit ihren riesigen Fenstern ist es nicht. Ich sage: Lasst sie ruhig hereinkommen. Wir werden die Keller halten. Es gibt nur eine einzige Treppe als Zugang. Leicht zu verteidigen.« Floyd blickte in die Runde, seine Augen sprühten Funken. Er war gut, das musste Jack gestehen. Viel besser als du. »Und außerdem«, fügte Floyd mit Blick auf die Kinder hinzu, »habe ich Vorräte dort unten. Wir werden teilen. Alle die mit mir kommen, haben Essen. Genug
Essen
.«
»Sie dürfen nicht in das Hotel gelangen«, sagte Jack. Die Kälte hatte ihn erschöpft. Er schwankte. Seine zitternden Hände suchten Halt. »Wenn sie erst hier drinnen sind ... ist auch der Keller verloren ... sie dürfen die Schwelle nicht übertreten, ich hab es gesehen.«
»Ich gehe mit Floyd«, sagte Richter plötzlich. »Wir nehmen die Vorräte und einen sicheren Ort. Dann können wir es lange aushalten. Wir werden es schaffen, bis der Sturm abflaut und Rettung kommt.«
Jack wusste, dass damit etwas gebrochen war, eine unsichtbare Schranke - die Trennung begann. Richter ging an ihm vorbei und stellte sich neben Floyd, nicht ohne einen ausreichenden Abstand von ihm einzuhalten.
»Es ist Irrsinn«, sagte John und trat an Jacks Seite. »Wir dürfen diese Wesen nicht ins Hotel kommen lassen. Ich bin bei Jack, ohne jeden Zweifel.«
»Es wird keine Rettung kommen«, sagte Jack eindringlich. Nicht zu Floyd, er sagte es zu allen.
»Wir müssen uns verteidigungsbereit machen«, sagte Bradley. Noch immer hielt er das Gewehr an die Schulter gestützt.
Jim räusperte sich, sein Blick huschte zwischen ihnen hin und her. Er konnte es nicht ertragen, zwischen zwei geladenen Waffen zu stehen, das wusste Jack. »Mr. Floyd, ähm, ich schätze, Sie haben recht. Wir sollten uns in den Keller zurückziehen.«
»Wir sind auch bei Ihnen, Mr. Floyd«, sagte Sarah Gale. Sie schob ihren Sohn bei Schulter an Jack vorbei, ohne ihn anzusehen. Ihr Mann folgte ihr wortlos mit ihrer Tochter auf dem Arm, die noch leise vor sich hin schluchzte.
»Sie machen einen Fehler. Denken Sie doch an die Kinder«, sagte John.
»Wir denken vor allem daran, dass die Kinder etwas essen müssen! Und derjenige mit den Vorräten ist nun einmal Mr. Floyd! Sie haben uns im Stich gelassen! Sie haben zugelassen, dass er an die Vorräte kommt!«
Das war die Wahrheit.
Jack sah Menschen zu Floyd hinüber gehen, die er bislang entweder noch gar nicht oder nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte. Einige blieben auch auf seiner Seite, darunter ein kräftiger Mann, der ein Holzfällerhemd trug und ausgebleichte Jeans und eine ältere Frau mit mausgrauen Haaren.
»Bin bei Ihnen, Mr. Carver. Sie haben sich um Linda gekümmert, als ... naja, als sie noch da war.« Steffen Mahler nickte Jack zu. Jack dachte an den kalten Ausdruck im Gesicht des jungen Mannes, mit dem er ihn zuvor bedacht hatte, und fragte sich, ob er ihn in seinem Rücken wissen wollte.
»Danke, Steffen.«
»Ich werde mit Ihnen gehen, Mr. Floyd.« Das war Gabriella Lott, die Empfangschefin. »Tut mir leid, Mr. Carver. Aber der Plan scheint mir sinnvoller.« Bald standen auf Floyds Seite über drei Viertel aller Anwesenden. Jack sah sich zu Miranda um, die noch immer neben Mara Larssen bei der Tür zum Speisesaal stand.
Ihre Augen streiften Jacks Blick.
Nein.
»Miranda, du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Sie dürfen nicht herein.«
»Ich glaube dir, aber ...« Sie drückte Maras Schulter.
»Schon gut«, sagte die Schwangere. »Ich wollte
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