Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Larches, den Mörder, den Verräter, auf dass seine Seele nie mehr Frieden finden würde.«
    Der Sturm heulte wie hungriger Wolf, der sich im dunkel um das Feuer schlich. Jack spürte, wie ein eiskalter Wind an seinen Nacken wehte, der ihn frösteln ließ.
    »Ich war jener Häuptling. Wir warteten, und glaubten bereits, Colin wäre dem Fluch durch irgendeine Hinterhältigkeit ausgewichen. Aber dem war nicht so. Es war der Mittag des Novembers im Jahr 1878, als Colin Larches der Fluch traf.«
    Jetzt hob Connor den Blick vom Feuer. »Der Fluch? Aber was hat das für uns zu bedeuten?«
    »Alles. Der Fluch war der Anfang für alles, was heute geschieht.«

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    »Der Fluch hätte seine Seele eingefordert«, sagte Großer Büffel. »Er hätte sie an den Teufel verloren, an jenem Tag. Aber Colin war klug, und es gelang ihm, uns ein zweites Mal zu betrügen. Er schloss einen Pakt mit dem Leibhaftigen, der es ihm ermöglichte, weiterzuleben. Er versprach dem Teufel, dass es ihm gelingen würde, eine Seele in die Falle zu locken, die der Leibhaftige sich dann statt seiner Seele holen konnte. Aber der Teufel war nicht zufrieden mit dieser Abmachung.« Der Indianer hielt inne. »Colin Larches musste dem Teufel alle Seelen versprechen, die zu den jeweiligen Zeiten, zu denen der Fluch auftrat, das Hotel bewohnten. Und Larches, der in keinem Fall sein Leben und seine Seele verlieren wollte, schlug ein und sie schlossen den Pakt.«
    Connor blickte auf. »Alle? Alle Seelen?«
    »Genau ein Jahr später, im Jahr 1879, erreichte der heftigste Sturm, den Brighton Lake und das Hotel jemals erlebt hatten, diese Gegend. Das war das Jahr, in dem die Rash Akla zum ersten Mal auftraten.«
    »Die Rash Akla?«
    »Dies ist der Name, den sie sich selbst gegeben haben. Das ist der Name, den der Wind ruft, wenn sie draußen sind. Wir können ihn hören, können ihn auch jetzt hören, in diesem Moment. Ihr nennt sie die Weißen.« Wieder sah Jack, wie seine Augen zu ihm herüberflackerten.
    »Wir konnten sie spüren und sehen und sie sahen uns. Aber sie griffen uns nicht an. Wir waren die Urheber des Fluchs und unsere Medizinen und Fetische, die wir bei uns trugen, schützten uns. Jener Fetisch in Form eines Adlers, der um deinen Hals hängt, schützt nun auch dich vor ihnen, Connor, dafür habe ich gesorgt. Solange du ihn um den Hals trägst, werden dich jene, die aus Eis sind, nicht berühren können. Es hat dein Leben gerettet, dass du der Eingebung gefolgt bist. Ich danke dir, Nachkomme.«
    Der Indianer blickte in die Nacht. »Es gibt nicht viel, was es über die Ereignisse im Jahre 1879 eurer Zeitrechnung zu sagen gibt. Der Fluch traf die Gegend, das Hotel, und Larches gelang es, sämtliche Bewohner des Hotels an die Rash akla auszuliefern. Er erfüllte seinen Teil des Paktes.«
    »Was geschah dann? Wieso hat der Fluch nicht geendet?«
    »Der Pakt war nicht auf eine bestimmte Dauer geschlossen, das vermute ich heute. Wir haben damals gerätselt und uns gefragt, was geschehen würde, wenn Larches seinen Teil der Vereinbarung einhält. Endete der Fluch? Aber es war anders. Der Pakt dauerte an und wird auch noch bis in alle Ewigkeit andauern. Sechsundsechzig Jahre später, mittlerweile war das Jahr, das ihr 1945 nennt, kehrte der Sturm zurück und wieder kamen die Rash Akla und töten sämtliches Leben dort im Hotel. Colin Larches war nicht mehr am Leben und doch dauerte der Fluch an.«
    »Wieso?«
    »Dazu komme ich gleich. Larches ist davon gekommen, er hat seine Seele gerettet, das ist Tatsache, und der Fluch, der eigentlich ihn hätte treffen sollen, trifft nun alle 66 Jahre unschuldige Menschen. Wir schreiben jetzt das Jahr 2011 und wieder ist der Sturm zurückgekehrt.«
    Stille. Jack war es, als hätte sich ein Nebel um ihr Lagerfeuer gelegt, und dort draußen ragten verkrüppelte Koniferen über ein düsteres, stinkendes Moor. Ein Ort, an dem solche Geistergeschichten erzählt wurden. Das war es also. Ein Pakt mit dem Leibhaftigen. Ein Pakt, der die Seelen von zahllosen fremden Menschen opferte, im Austausch gegen die Seele eines einzigen Menschen.
    »Ich wollte nie, dass es dazu kommt. Wir wollten die gerechte Strafe für den Verrat, den Colin Larches begangen hat, nicht aber den Tod von unzähligen Menschen.« Großer Büffel senkte den Kopf in Trauer. Jack konnte die tiefen Linien in seinem Gesicht sehen, das in diesem Moment Hunderte von Jahren alt schien.
    Nein, korrigierte sich Jack. Nicht schien. Er war tatsächlich über hundert Jahre