Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
alt. Er blickte zum Waldrand hinüber, wo die dunklen Schatten der mächtigen Baumstämme wie in Mäntel gehüllte Geister Wache hielten. Wie war das alles möglich? Träumte er? Lag er etwa in seinem Bett in seiner kleinen Wohnung am Stadtrand von Seattle und schlief? Würde dieser Albtraum enden, wenn er erwachte?
Tief in seinem Inneren, dort wo jene Gefühle entstehen, die das logische Denken nicht beeinflussen kann, wusste er jedoch, dass er nicht schlief. Er war wirklich hier und schlimmer noch, vor ihm stand ein alter Geist eines Indianer und sprach von uralten Flüchen. Was war geschehen? Wieso war ausgerechnet er hier, jetzt wo die Vernunft aller Welt aus den Fugen geriet?
»Mir war klar, dass etwas getan werden musste. Der Fluch, den wir geschaffen hatten, muss aufgehoben werden. Du bist der letzte lebende Mensch, der in direkter Linie mit mir verbunden ist, Connor. Du musst es tun. Es gibt niemand anderen. Aber du wirst es nicht allein tun.«
Connor saß da, zur Salzsäule erstarrt.
»Es gibt nur einen Weg, um den Fluch zu brechen. Du musst zum Hotel zurückkehren. Dort wirst du diese Erinnerung denjenigen zeigen, denen du vertrauen kannst. Und dann müsst ihr herausfinden, auf wen der Pakt übergegangen ist. Diese Person muss sterben. Erst dann endet der Fluch.«
»Übergegangen?«
»Als Colin Larches starb, erschien der Teufel ein zweites Mal, so die Legende. Der Teufel war begeistert von dem Geschäft, denn er hatte viele Seele bekommen statt nur der einen. Also bot er Larches Reichtum und all diese Dinge, wenn er ihm noch ein zweites Mal helfen würde. Doch Larches lehnte ab, denn er wollte keinen Reichtum, nicht für sich. Es gab einen Grund dafür. Eine Ungeheuerlichkeit war geschehen. Colin Larches hatte einen Sohn gezeugt, bevor er starb. Er übertrug den Pakt auf diesen, und der Teufel versprach ihm, dass sein Sohn alles haben würde, was er Larches selbst angeboten hatte. Wenn die Zeit gekommen war, würde jener Sohn sich erinnern, er würde sich an den Pakt erinnern und die Seelen an den Teufel ausliefern, wenn er nicht selbst sterben wollte. Und so wurde der Pakt weitergegeben, und der Fluch dauert noch immer an. Der Sohn muss sterben, und dann endet der Fluch.«
»Also hatte Colin Larches einen Nachkommen? Aber auch dieser Nachkomme muss jetzt schon ... wie alt sein? Und wir sollen ihn finden und ihn töten?«
»Er ist nicht alt, nein. Er ist in diesem Augenblick dort im Hotel.«
»Was? Er ist dort?« Connor war aufgesprungen. »Wie ist das möglich?«
»Es ist, als ob er nicht altert wie normale Menschen. Ein verlängertes Leben war eines der Dinge, die ihm der Teufel im Gegenzug versprochen und gegeben hat. Er hat sich schon einmal gegen dich gewendet, Connor. Denk nach, dann wirst du wissen, wer es ist.«
Connor schüttelte den Kopf. »Nein, ich kenne diese Menschen doch gar nicht ...«
»Ich wusste es nicht. Und ich weiß es auch jetzt nicht«, sagte die Stimme von jenem Connor, der bei ihnen vor dem Kamin saß und Jack zuckte zusammen, so sehr war er auf das Gepräch am Lagerfeuer konzentriert gewesen.
»Dann geh zum Hotel.«
»Sag es mir! Sag mir, wer es ist!«
»Das kann ich nicht«, sagte Großer Büffel. »Ich kenne ihn nicht. Aber ich weiß, dass es wahr ist. Ich bin der Urheber des Fluchs, und konnte spüren, wie Larches den Pakt an seinen Sohn weitergegeben hat. Ich kann ihn auch jetzt spüren, jetzt, wie er sich im Hotel versteckt.«
»Und wenn wir warten? Es hieß, wenn es dem Nachkommen nicht gelingt, die Seelen aller Hotelgäste an den Teufel auszuliefern, dann würde er selbst seine Seele an den Teufel verlieren? Wieso warten wir nicht?«
»Das könntet ihr versuchen, doch ... es wird nicht gelingen. Jene, die draußen in der Kälte leben, werden nicht länger in der Kälte bleiben. Sie werden hereinkommen, wie es ihnen der Fluch befiehlt, und ihr werdet sie nicht aufhalten können.« Die Stimme des Häuptlings wurde zum einem Flüstern. »Sie haben einen Wendigo dort draußen. Ein uraltes Wesen, das in den Wäldern lebt und das Fleisch verlorener Wanderer frisst, so wie die Rash Akla selbst die Seelen fressen. Er ist gewaltig, so hoch wie ein Baum, und er hilft ihnen. Wenn sie angreifen, werdet ihr sie nicht zurückhalten können. Der Fluch muss gebrochen werden, allein deswegen, weil er sonst in sechsundsechzig Jahren wieder auftritt. Es muss beendet werden, ein für alle Mal.«
»Ich ... scheiße. Ist das wahr? Ist diese ganze Geschichte wahr?«
»Sie ist
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