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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Bau gekümmert, er sich um das Budget.« Er seufzte, ehe er hinzufügte: »Aber das ist nun vorbei, wie es aussieht.«
    Manjas Wangen wurden heiß. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Witja hatte einen schweren Schlaganfall«, flüsterte Bartel. »Vor vier Monaten schon. Er liegt seither im Krankenhaus. Die Ärzte sagen, dass er das Bewusstsein vermutlich nicht wiedererlangen wird.«
    Manja rieb sich die Nase, während sie diese Neuigkeit verarbeitete. Angesichts des Fotos an der Wand hatte sie gehofft, einen Treffer gelandet zu haben. Aber wenn Reznik schon seit August außer Gefecht gesetzt war, konnte er ja kaum mit den Ereignissen in Binz zu tun haben.
    »Er fehlt mir«, sagte Bartel. »Nicht nur als Freund. Wissen Sie, da drüben auf Devin verwirkliche ich einen Traum. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich als Direktor in mehreren großen Hotels gearbeitet. Immer wieder habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, mein eigenes Haus zu führen, eines, das ganz nach meinen Vorstellungen errichtet wurde. In meinem Kopf schwirren tausend Ideen herum, wie man hier und da noch etwas verbessern kann. Der Marmor für die Bäder, die Möbel, das Glas für die Fens­ter. Leider kosten all diese Ideen Geld. Leidenschaft lässt einen schnell den Blick für die Realität verlieren.« Sein Mund verzog sich zur Andeutung eines Lächelns. »Den Blick für so häss­liche Dinge wie den Baupreisindex oder steigende Kreditzinsen. Witja hat mir auf die Finger geklopft, wenn es nötig war.«
    »Vor einigen Jahren habe ich zusammen mit einer Moskauer Kollegin gegen Kirijenko ermittelt«, sagte Manja. »Er soll für eine richterliche Entscheidung Geld kassiert haben. Dabei ging es um ein Luxushotel. Nun reden wir im Zusammenhang mit Ihrem Millionen-Projekt über ihn. Der Mann schien Hotels zu lieben.«
    Bartel zuckte mit den Schultern. »Das tue ich auch. Aber Kirijenko hatte mit unserem Vorhaben nichts zu tun, das kann ich Ihnen versichern. Nicht das Geringste.«
    »Was machte er dann bei der Grundsteinlegung?« Manja zeigte in Richtung der Fotowand.
    »Wahrscheinlich hat Witja ihn mitgebracht. Von Landsmann zu Landsmann sozusagen.«
    »Obwohl Sie Mehrheitseigner von DRM sind, erzählt man sich hier in der Gegend, dass hinter dem Unternehmen in Wahr heit die Russen stünden. Haben Sie eine Erklärung für diese Gerüchte?«
    Bartel stieß seufzend die Luft aus. »Ich habe mit Witja unzählige Male die Baustelle besucht. Oft waren auch andere Personen anwesend. Arbeiter, Architekten, Mitglieder der Bürgerschaft, Pressevertreter. Witja und ich sprechen natürlich Russisch mitein­ander. Irgendeiner wird das aufgeschnappt und seine Schlüsse gezogen haben. Aber Witja hält keine Anteile an der Firma. Und dieser Kirijenko schon gar nicht.«
    »Ist russisches Geld in den Bau geflossen?«
    Bartel schüttelte den Kopf. »Keine Kopeke. Das können Sie mühelos überprüfen. Eigenkapital, Privatanleger, Kredite, Fördermittel – alles ist lückenlos dokumentiert.«

46
    Kurz vor zwölf war Juli wieder in Stadtkoppel. Sie parkte das Auto vor einer leerstehenden Investruine mit zersplitterten Scheiben, gute hundertfünfzig Meter vom DRM-Gebäude entfernt. Sie wollte nicht, dass der Wachmann oder irgendein anderer Angestellter, der zufällig aus dem Fenster sah, sie mit dem Peugeot in Verbindung brachte. Schnell zog sie die rote Daunenjacke an und setzte die Baseballkappe auf. Im Rückspiegel prüfte sie, dass ihre blonde Perücke richtig saß. Dann nahm sie die Thermobox aus dem Kofferraum, hob leicht den Deckel an und machte sich auf den Weg. Der Duft der frischen Pizzen stieg ihr in die Nase. Genau aus diesem Grund war sie nicht mit einer leeren Box gekom men. Auch der Wachmann würde den Geruch bemerken und ihre Verkleidung umso bereitwilliger akzeptieren.
    Direkt vor dem Haus stand ein Seat, in dem ein Mann saß. Der Wagen hatte ein Behördenkennzeichen. Julis Alarmpegel stieg von Gelb auf Rot. Der Mann las die Bild-Zeitung, weshalb sie nicht viel von ihm sah. Sie überlegte. Wenn er auf sie warten würde, hätte er wohl kaum einen derart exponierten Platz zum Parken gewählt. Also schien er aus anderen Gründen hier zu sein. Kurz bevor sie die Tür des Gebäudes erreichte, wandte sich Juli ihm noch einmal beiläufig zu. Der Mann war ganz und gar in seine Zeitung vertieft. Nichts deutete auf eine von ihm ausge hende Gefahr hin.
    Sie betrat den gläsernen Eingangsbereich, der mit einer imposanten Empfangstheke, einer Sitzecke mit Glastisch und

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