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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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len. Ich meine, diese Augenbinden, die Parallelen zu dem Mord in Wladiwostok.« Er schüttelte den Kopf. »Das sind zu viele …«
    »Code Z. Polizist in Stralsund getötet«, ertönte es in diesem Moment aus dem Funkgerät. »Ich wiederhole: Code Z. Polizist in Stralsund getötet.«
    Schilling schnellte nach vorn. »Gehen Sie ran!«, wies er den Beifahrer an.
    Wenige Sekunden später lauschten er und Mast atemlos einer monotonen Stimme, die im nüchternen Polizeideutsch die Geschehnisse im Gewerbegebiet Stadtkoppel wiedergab.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Schilling legte sich die Hände vors Gesicht. »Mein, Gott, der Junge war keine dreißig.«
    »Was ist mit Frau Koeberlin?«, fragte Mast tonlos.
    »Ihr geht es soweit gut«, sagte die Stimme im Funkgerät. »Hämatome am Hals und am Auge, Atem- und Schluckbeschwerden, ein paar blaue Flecken, sonst nichts. Allerdings hat sie ziemliches Glück gehabt.«
    »Wieso?«
    »Die Täterin war gerade im Begriff, sie zu erledigen, als jemand auf den Gang getreten ist. Diese Störung hat Frau Koeberlin vermutlich das Leben gerettet.«
    »Das kann doch nicht wahr sein«, murmelte Mast. »In was für ein Wespennest hat sie da bloß gestochen? Haben wir eine Beschreibung der Frau?«
    »Ja. Wir sind bereits dabei, ein Phantombild zu erstellen.«
    » Gut. In dreißig Minuten sind wir da. Ende.« Mast ließ das Fens­ter herunter und warf den Rest seiner Bockwurst hinaus.
    Derweil schnallte sich Schilling sorgfältig an. »Sirene anschalten und Vollgas!«, schnappte er.

48
    Juli fuhr mit dem Seat in Richtung Hauptbahnhof. Unterwegs hatte sie die Pistole des Polizisten in einem Gully verschwinden lassen. Ihr nächstes Ziel war die Mall, in der sie am Morgen eingekauft hatte. Sie brauchte neue Kleidung, denn sie musste neben dem Seat auch die rote Daunenjacke schnellstens loswerden. Ihre anderen Sachen lagen im Peugeot. Dummerweise hatte sie auch die SIG Sauer unter dem Fahrersitz gelassen, weil sie von einem reinen Undercover-Job ausgegangen war.
    Nachdem sie eine Parklücke gefunden hatte, betrachtete sie sich im Rückspiegel. Neben ihrer Perücke hatte sie vorhin auch die Baseballkappe eingebüßt. Aber es kam nicht in Frage, mit kahlem Kopf ins Einkaufszentrum zu laufen. Juli sah sich im Auto um. Natürlich lag keine Wintermütze auf der Rückbank. Solche Zufälle gab es nur im Film. Nach kurzem Überlegen nahm sie ihren roten Schal ab und drapierte ihn um ihren Kopf. Auf den ersten Blick sah das erstaunlich normal aus.
    Diesmal ging sie nicht zu Esprit, wegen des Risikos, wiedererkannt zu werden. Stattdessen schnappte sie sich bei H&M einen grauen Wollmantel und eine blaue Wintermütze mit großer Bommel. Sie zahlte bar und zog die Sachen anschließend sofort an. Die Umhängetasche der Staatsanwältin trug sie über der Schulter, ganz so, als wäre es ihre. Bei Tommy Hilfiger erstand sie ein Paar nicht ganz billige Hudson-Raulederstiefel, die ihren neuen Auftritt vervollständigten. Die Schuhe, die sie bei DRM getragen hatte, steckte sie in eine Tüte, um sie bei nächster Gelegenheit gemeinsam mit der roten Daunenjacke in einer Mülltonne zu entsorgen.
    An einem Obststand trank Juli einen großen Becher Kiwisaft. Dann fuhr sie mit dem Fahrstuhl ins Obergeschoss, wo sie sich in einem Sportgeschäft eine Dose KO FOG Pfefferspray besorgte. Da sie ab sofort vermutlich von jedem Bullen Stralsunds gejagt wurde, zog sie es vor, nicht unbewaffnet zu sein. Bei Polizistenmördern wurde im Zweifel erst geschossen und dann gefragt.
    In einem Pulk von Schülern, die hier offenbar ihre Mittagspause verbracht hatten, verließ sie das Einkaufszentrum durch den Haupteingang, wobei sie sich unauffällig nach allen Seiten umsah. Bewusst ließ sie alles auf sich einwirken, alle Wahrnehmungen, alle Signale.
    Vor ihr lag eine dicht befahrene Straße, die von Geschäften, Dönerbuden und Versicherungsbüros gesäumt war. Ein typisches Bahnhofsviertel, geschäftig summend, leicht heruntergekommen. Touristen und Einheimische strömten links und rechts an ihr vorbei. Keiner nahm Notiz von ihr. Weiter vorn liefen zwei ältere Frauen, die miteinander schwatzten. Harmlos. Gegenüber lag eine Bushaltestelle. Völlig leer. Offenbar war gerade ein Bus abgefahren. Auf der Straße herrschte ganz normaler Verkehr. Keine Fahrzeuge, die auf verdächtige Weise parkten. Keine Vans mit verdunkelten Scheiben. Keine Streifenwagen.
    Im Windschatten der Schüler überquerte Juli die Straße. Da sah sie, wie ein

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