Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
Chromstühlen sowie einem Feng-Shui-Wasserspiel an der Wand ausgestattet war. Gerade gingen drei Angestellte in fast identischer Aufmachung – dunkle Mäntel, dunkle Anzüge, schwarze Lederschuhe – am Empfangstresen vorbei, offenbar auf dem Weg zum Mittagessen. Die Thermobox vor der Brust trat Juli zur Seite, um ihnen Platz zu machen, dann nickte sie dem Wachmann routiniert zu und ging weiter in Richtung der Treppe.
    Sie war darauf vorbereitet, dass er ihr irgendetwas hinterher rufen würde: Zu wem wollen Sie denn, junge Dame? Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein? Für alle in Betracht kommenden Fragen hatte sich Juli Antworten zurechtgelegt. Aber genau wie bei dem Paketboten, den sie heute früh beobachtet hatte, sagte der Wachmann nichts.
    Als Juli die Treppe erreichte, sah sie, dass sich daneben auch ein Fahrstuhl befand, in erster Linie wohl für Gehbehinderte und schwere Transporte, denn es gab ja nur ein weiteres Stockwerk. Sie überlegte, den Lift zu nehmen, weil das für einen Boten nur natürlich wirken musste. Aber die Lifttür war zu, und Juli wollte nicht länger als unbedingt nötig im Sichtbereich des Wachmannes bleiben. Lautlos huschte sie die Stufen nach oben.
    »Ich bin hier jetzt fertig«, hörte sie eine Frauenstimme, als sie sich der oberen Etage näherte. »Wo sind … Ach, Sie stehen schon unten? Perfekt. Dann bin ich gleich bei Ihnen. Haben Sie denn …« In diesem Moment bog die Frau schwungvoll von links um die Ecke. Sie stoppte erst, als sie sich unmittelbar gegenüberstanden. Julis Herz setzte für einen Moment aus.
    Miss Supermodel.
    Ein zweites Mal binnen achtundvierzig Stunden trafen sich ihre Augen, ein Umstand, über den sich beide Frauen ersichtlich im Klaren waren. Manja Koeberlin hatte noch immer das Handy am Ohr, nahm es nun aber herunter. Ihr Blick wanderte von der roten Baseballmütze zu der Thermobox. Falten erschienen auf ihrer Stirn, als ihr klar wurde, dass etwas nicht stimmte an diesem Bild.
    Derweil fügten sich auch vor Julis geistigem Auge diverse Mo saiksteinchen wie von selbst zusammen. Die Ermittler hatten also Kirijenkos Spur zu Reznik verfolgt.
    »Staatsanwältin Koeberlin«, hörte sie die Frau sagen. »Dürfte ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
    Dann ging alles blitzschnell. Juli nutzte die Thermobox als Rammbock und warf sich mit voller Wucht gegen Manja. Die war so überrascht von dem Angriff, dass sie nach hinten geschleudert wurde. Das Handy fiel auf den Boden. Juli ließ die Thermobox los. Mit einem Schritt war sie über Manja und versetzte ihr einen Fauststoß aufs Auge. Dann hockte sie sich auf Manjas Oberkörper und krallte die Hände um ihren Hals.
    Manja versuchte, die Angreiferin von sich zu stoßen, packte sie an den Armen, um ihren Hals zu befreien, aber Julis Finger press­ten sich so fest wie ein Schraubstock in ihr Fleisch. In wilder Verzweiflung suchten Manjas Hände nach einem anderen Ziel. Doch wohin sie auch stießen und schlugen, die Treffer verpufften wirkungslos.
    Das Gesicht, dachte Manja, du musst an ihre Augen kommen! Ihre kunstvoll beklebten Fingernägel waren lang und hart genug, um der Angreiferin ein paar schmerzhafte Wunden zuzufügen. Doch Juli bemerkte das Manöver. Sie wandte den Kopf ab, ohne von Manja abzulassen. Die Nägel stachen ins Leere.
    Plötzlich spürte Manja Haare zwischen ihren Fingern. Sie griff zu und zog mit aller Kraft, die ihr blieb. Sie hörte indes weder den erhofften Schmerzschrei noch ließ der Schraubstock um ih­ ren Hals nach. Ihre Finger waren fest um das gekrallt, was sie für Haare hielt. Aber die Frau auf ihr drückte unerbittlich weiter zu.
    Manja spürte, wie ihr Kopf schwer wurde, immer schwerer, als würde er jeden Moment platzen. Eine Perücke, dachte sie ganz emotionslos, während das Gefühl der Benommenheit zunahm, sie trägt eine Perücke. Ihre Gedanken drifteten dahin wie ein losgerissenes Boot in der Strömung. Eine dichte Abfolge scheinbar zusammenhangloser Bilder tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Mittendrin plötzlich dieser Name. Witja. Mit einem Mal wusste sie, wo sie ihn schon einmal gehört hatte, genauer gesagt, gelesen. Aber auch das hatte keine Bedeutung mehr. Die Buchstaben verschwanden wieder im Nebel. Manja war erschöpft, so müde. Vor ihren Augen wurde es schwarz.
    »He, was ist denn hier los?« Ein Mann in gestreiftem Hemd und Khakihosen war aus der Männertoilette gekommen, keine drei Meter von ihnen entfernt.
    Mit dem gehetzten Blick einer von Jägern umzingelten

Weitere Kostenlose Bücher