Der Pakt - Rügen Thriller
unter den … äh … Spitzen leuten eine Frau gibt. In den vergangenen Jahren ist es zu einer Reihe unaufgeklärter Morde gekommen, die eindeutig nach Auftragsarbeit aussahen und bei denen wir davon ausgehen, dass sie jeweils von einer Frau verübt worden sind.«
»Was bringt Sie zu dieser Annahme?«, fragte Manja.
»Verschiedenste Indizien. Fußspuren zum Beispiel. Die Größe eines Verstecks, in dem sich der Täter verborgen hielt. Beziehungs weise«, er lachte freudlos, »die Täterin. Zeugenbeobachtungen. Aufnahmen von Überwachungskameras wie in der Tiefgarage des Windwood. Allerdings haben wir nicht genügend Material, um ein Muster zu erkennen, Übereinstimmungen, Gemeinsamkeiten. Von einer Beschreibung der Frau ganz zu schweigen. Wir wissen nicht, wie sie aussieht, wie alt sie ist und welche Nationalität sie hat. Aber nach allem, was wir heute erfahren haben, würde ich sagen: Diese Kahlköpfige könnte es sein.«
Manja stand auf und sah Schilling aus ihrem unversehrten Auge an. »Wer waren die anderen Opfer?«
Der BKA-Mann zuckte die Schultern. »Vor allem Geschäftsleute. Banker, Unternehmensvorstände, Anwälte, Waffenhändler. Wie gesagt, es gibt kein Muster. Ich denke, dass diese Frau für Geld so ziemlich jeden Job übernimmt.«
Manja seufzte. »Dann spricht einiges dafür, dass sie auch für den Mord an Jörg Burow verantwortlich ist. Diesem Hotelmanager aus Dresden.« Sie sah Mast an. »Ich habe Ihnen davon erzählt.«
»Ja. Sie sagten, in Nähe des Tatortes habe es eine merkwürdige Auseinandersetzung zwischen einer kahlköpfigen Frau und drei slawisch aussehenden Männern gegeben.«
»Nach den Zeugenaussagen eine Art Schlägerei. Der Grund und der genaue Hergang blieben unklar. Wir haben keine Verbindung zwischen dieser Frau und dem Mord herstellen können. Aber auch hier, und jetzt erst recht, glaube ich nicht an einen Zufall.«
»In jedem Fall sollten wir sie schleunigst aus dem Verkehr ziehen«, sagte Mast. »Dank der Zeugenaussagen und Ihrer Beschreibung haben wir ein Phantombild. Sie ist um die dreißig, einssiebzig bis einsfünfundsiebzig, schlank, sportlich – und sie hat eine Glatze. In der Stadt hat bereits eine Fahndung nach dieser Frau begonnen. Ich schlage vor, dass wir uns derweil auf die Suche nach dem Auftraggeber machen. Wenn die Frau eine Berufskillerin ist, heißt das, irgendjemand hat sie für die Morde in Binz engagiert.« Kämpferisch sah er Schilling und Manja an. »Irgendwelche Verdächtigen?«
Manja strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und schluckte mühsam. »Dieses Hotelprojekt, Devin Residenz. Ich denke, das ist der Schlüssel. Weshalb sonst ist die Täterin heute bei DRM aufgetaucht? Die naheliegende Frage lautet: Wer war ihre vierte Zielperson?«
»Vielleicht Bartel, der Geschäftsführer«, sagte Schilling.
»Oder dieser Viktor Reznik.«
»Aber ich denke, der liegt im Krankenhaus«, wandte Mast ein.
»Möglicherweise wusste das unsere Täterin nicht.«
Schilling schüttelte den Kopf. »Wenn sie der Profi ist, für den ich sie halte, passiert ihr ein solcher Fehler nicht. Ich tippe auf Bartel.«
»Dann muss er etwas wissen«, sagte Mast. »Wir sollten noch einmal mit ihm reden.«
»Ja, aber vorher besuchen wir Nora Rottmann.« Manja zeigte auf ein Blatt Papier. »Die Bankverbindung von DRM. Die haben ihr Konto beim Bankhaus Dollinger. Frau Rottmann gehört dem Vorstand an. Bartel hat angeblich alle finanziellen Angelegenheiten in Rezniks Hände gelegt. Schauen wir uns doch einmal an, ob sein Freund Witja irgendwelche krummen Deals gemacht hat.«
50
Der Regionalexpress aus Binz erreichte den Stralsunder Hauptbahnhof um zehn nach zwei. Simon ging hinaus auf den Bahnhofsvorplatz und griff nach seinem Handy.
»Ich bin da«, sagte er. »Ich stehe jetzt auf dem Tribseer Damm.«
»Okay. Auf der anderen Straßenseite müsstest du links eine Avis-Filiale sehen.«
Simon ließ den Blick schweifen. »Ja, da ist sie.«
»Geh dorthin. Nimm dir irgendeinen unauffälligen Wagen, am besten einen Polo oder einen Seat. Anschließend rufst du wieder an.«
Zwanzig Minuten später wählte Simon erneut Julis Nummer. »Auftrag erledigt.«
»Was hast du bekommen?«
»Einen grauen Ford Focus.«
»Perfekt. Jetzt fährst du auf dem Tribseer Damm am Bahnhof vorbei und biegst dann rechts ab. Vor dem Frankenteich ist ein unbefestigter Parkplatz. Dort steige ich ein.«
Zufrieden registrierte Juli, dass Simon bislang keinerlei Fragen gestellt hatte, obwohl ihm
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