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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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So wie wir es schon mal gemacht haben, mit Agent Holmes in Ihrer Rolle.«
    »Sie meinen, ein fingierter Autokorso? Ja, das ist gut. Und in der Zwischenzeit gelangen wir mit einem neutralen Kleintransporter dorthin, durch eine Hintertür vielleicht. Durch den Dienstboteneingang.«
    »Dürfen sowjetische Botschaften überhaupt einen Dienstboteneingang haben?« Hopkins lachte. »Klingt irgendwie antikommunistisch.«
    »Also, ich weiß nicht, ob ich es gut finde, dass sich der Präsident der Vereinigten Staaten aus irgendwelchen Gebäuden hinaus- und in andere hineinschleicht wie ein gewöhnlicher Dieb«, sagte Admiral King. »Das klingt irgendwie, na ja, Sir, unwürdig.«
    »Glauben Sie mir, Ernie«, sagte Roosevelt, »mit der Würde ist es nicht weit her, wenn man im Rollstuhl sitzt. Außerdem, was.
    auch passiert, mir wird es auf jeden Fall besser gehen als Hull.«
    Harry Hopkins lachte wieder. »Ich würde ihn jetzt gern sehen, den alten Mistkerl. Fagen Fie, waren daf Bomben, waf ich da eben gehört habe?«
    Roosevelt wieherte. »Sie sind ein gemeiner Halunke, Harry.
    Das ist es vermutlich, was ich an Ihnen mag. Und Sie haben Recht. Ich würde jetzt auch gern Cordell Hulls Gesicht sehen.«
    »Was ist mit Protokollen?«, fragte Hopkins. »Stenographen?«
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    Roosevelt schüttelte den Kopf. »Nein, wir tauschen einfach nur die Positionspapiere aus, die wir jeweils vorbereitet haben.
    Ansonsten wird es keine offiziellen Aufzeichnungen geben.
    Professor Mayer und Mr. Bohlen – wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie von jetzt an beim Vornamen nennen.
    Willard? Chip? Sie werden sich Notizen machen, soweit Sie sie zum Übersetzen benötigen, aber ich will keine Mitschrift dessen, was dort gesprochen wird. Jedenfalls nicht zu Beginn.
    Und alle Notizen sind anschließend zu vernichten. Chip?
    Willard? Haben Sie gehört?«
    Bohlen und ich nickten gehorsam, obwohl wir jetzt beide vollkommen irritiert waren. Ich dachte, dass da noch etwas sein musste, was man uns nicht gesagt hatte. Etwas, das uns vielleicht nicht gefallen würde. Averell Harriman wirkte jetzt noch nervöser.
    »Sir«, sagte Harriman, »der Verzicht auf ein Protokoll könnte gefährlich sein. Nicht mitzuschreiben, wenn Sie mit Mr. Churchill sprechen, ist eine Sache. Sie beide sind auf derselben Wellenlänge, jedenfalls meistens. Aber die Sowjets können es mitunter sehr genau nehmen. Wenn Sie etwas sagen, erwarten sie, dass Sie sich wortwörtlich daran halten.«
    »Tut mir Leid, Averell, aber meine Entscheidung steht fest. So wird es erst einmal gemacht.« Er sah Reilly an. »Mike, gießen Sie uns doch etwas von Sir Dingsbums’ Scotch ein. Ich bin sicher, wir können alle einen Drink vertragen.«
    Roosevelt blickte nachdenklich in sein Glas. »Ich wünschte, Churchill könnte sich damit abfinden.« Er nahm einen Schluck vom Whisky des Botschafters. »Averell? Hat er gesagt, was er heute Abend vorhat?«
    »Er sagte, er wolle sich früh zurückziehen und einen Roman von Charles Dickens lesen, Mr. President.«
    »Wir müssen Churchill noch mal bearbeiten«, sagte Roosevelt.
    »Er wird schon noch umschwenken, Mr. President.«
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    Roosevelt nickte, sah dann mein Stirnrunzeln und lächelte verlegen. »Willard, Chip. Sie beide fragen sich sicherlich, wovon zum Teufel hier die Rede ist?«
    »Die Überlegung habe ich tatsächlich schon angestellt, Sir.«
    Bohlen nickte nur.
    »Morgen früh wird Ihnen alles klar werden«, sagte Roosevelt.
    »Bis dahin muss ich Sie um Nachsicht bitten. Wenn es je eine Situation gab, in der der Präsident der Vereinigten Staaten das volle Vertrauen und die volle Unterstützung seiner Umgebung brauchte, dann ist es diese, meine Herren. Es steht viel auf dem Spiel, aber es ist auch viel zu gewinnen.«
    »Sie können sich auf uns verlassen, Mr. President«, sagte Bohlen.
    »Wie sind jetzt ein Team«, setzte Roosevelt hinzu. »Ich wollte nur sicherstellen, dass ihr Jungs euch dessen bewusst seid.«
    »Sie haben unsere volle Unterstützung, Sir«, sagte ich.
    »Gut, meine Herren, das wäre es für den Moment.«
    Wir waren entlassen. Ich leerte hastig meinen Scotch und folgte Reilly hinaus in die Eingangshalle, wo er mir ein offiziell aussehendes Schriftstück reichte.
    »Spionagegesetz, 1917«, las ich den Titel vor. »Was ist das, Mike? Eine kleine Bettlektüre?«
    »Ich möchte, dass Sie beide sich bis morgen früh mit dem Inhalt vertraut machen«, sagte er. »Es geht um die Weitergabe nichtsicherheitsrelevanter

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