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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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bedacht haben.«
    »Wie der Führer sich gewiss erinnern wird«, sagte Roosevelt steif, »war die Verwendung der Formulierung ›bedingungslose Kapitulation‹ immer nur als ein Mittel gedacht, ihn an den Verhandlungstisch zu bringen.«
    »Da bin ich ja nun«, sagte Hitler. »Ich verhandle. Und einer der Trümpfe an diesem Spieltisch ist, neben dem Schicksal von zweihundertfünfzigtausend alliierten Soldaten, nun einmal das Schicksal der Juden in Europa. Marschall Stalin hat selbst ein paar ganz ähnliche Trümpfe auf der Hand, zum Beispiel das Schicksal der Don-Kosaken oder jener Weißrussen, die lieber für Deutschland kämpfen wollten als für Sowjetrussland.«
    »Wir waren immer für Kapitulationsverhandlungen«, sagte Stalin, »und wir waren immer der Meinung, dass die Äußerung 494

    des Präsidenten bezüglich der bedingungslosen Kapitulation die Deutschen nur zusammenschweißen würde. Aber das Schicksal der europäischen Juden kümmert mich, offen gestanden, nicht im Geringsten.«
    »Mich kümmert es sehr wohl«, insistierte Roosevelt. »Und wo wir gerade dabei sind, ich habe da auch noch ein paar Bedingungen. Ich würde mich möglicherweise mit dem Rückzug Deutschlands in die Grenzen von vor 1939
    einverstanden erklären, wenn damit auch die Rückkehr zur Verfassung von vor 1933 einherginge. Das heißt, freie und faire Wahlen und der Rückzug des Führers aus der deutschen Politik.«
    »Das würde ich vielleicht akzeptieren«, sagte Hitler, »wenn ich das Recht hätte, meinen Nachfolger als Führer meiner Partei zu benennen.«
    »Ich wüsste nicht, wie das gehen sollte«, wandte Roosevelt ein.
    Jetzt schüttelte Stalin den Kopf. »Ich für mein Teil muss sagen, dass mich das mit den deutschen Wahlen noch weniger kümmert als die europäischen Juden. Ich halte das deutsche Volk für nicht reformierbar und sehe wirklich nicht, dass eine Wahl ausreichen sollte, um den deutschen Militarismus zu zügeln. Soweit ich sehe, gibt es nur eine Bedingung, auf der ich bestehen würde, und das sind deutsche Reparationszahlungen an Russland. Das hätte einen doppelten Effekt. Erstens würde es viel dazu beitragen, das Deutsche Reich davon abzuhalten, jemals wieder einen Krieg zu beginnen. Und zweitens würde es nur das wieder aufzubauen helfen, was der deutsche Aggressionskrieg gegen Russland zerstört hat.« Stalin machte eine wegwerfende Handbewegung in Roosevelts Richtung.
    »Alles andere interessiert uns wenig, einschließlich der Frage, ob der Führer abtritt oder nicht. Ja, wir hätten wahrscheinlich sogar lieber einen starken Mann in Deutschland als die Anarchie, in der es nach seinem Abtreten zweifellos versinken 495

    würde. Zumindest aber würden wir es vorziehen, wenn er sich nur teilweise zurückzöge, nach Berchtesgaden vielleicht, während Reichsmarschall Göring die täglichen Regierungsge-schäfte übernähme.«
    Roosevelt lächelte verkrampft. »Ich wüsste nicht, wie ich einen solchen Deal je dem amerikanischen Volk begreiflich machen sollte«, sagte er.
    »Bei allem Respekt, Herr Präsident«, sagte Stalin. »Russland hat doch mehr Erfahrung, was Arrangements mit Deutschland angeht, als die Vereinigten Staaten. Es gibt keinen Grund, davon auszugehen, dass wir jetzt kein Arrangement erzielen könnten.
    Aber natürlich verstehe ich Ihre Probleme in dieser Hinsicht.
    Wenn Sie mir den Rat gestatten, wäre es für Sie vielleicht die beste Politik, dem amerikanischen Volk einfach zu erklären, dass da ein fait accompli zwischen Deutschland und der Sowjetunion bestand und Sie wenig anderes tun konnten, als diese Tatsache anzuerkennen und damit umzugehen.«
    Stalin war offenbar entschlossen, Frieden zu schließen, wenn auch zum richtigen Preis. Und mir fiel wieder ein, was ich bei dem Streit zwischen Ted Schmidt und John Weitz auf der Iowa gedacht hatte: dass es nicht die Deutschen waren, die Stalin am meisten fürchtete, sondern Meutereien in den eigenen Reihen, so wie 1917.
    »Ich habe zwei Bedingungen«, sagte Hitler und hob dabei fast schon gebieterisch die Hand. »Die erste ist, dass die Briten den Führerstellvertreter Rudolf Hess nach Deutschland zurückkehren lassen.«
    »Ich bin gegen die Herausgabe von Hess«, sagte Stalin. »Die Briten halten Hess zwar nur fest, um vielleicht irgendwann einen separaten Handel mit Deutschland zu schließen. Aber ein noch größerer Affront für uns ist, dass Hess nach England wollte, um die Briten als Verbündeten gegen Russland zu 496

    gewinnen. Das verzeihen wir

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