Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
verfolgen.
Pferde
trifft man auf den Deichen nicht allzu häufig.«
    »Das macht nichts. Wasser deckt eine Menge zu. Pferde können genauso gut waten wie wir.«
    »Dann laß uns im Dunkeln aufbrechen. Bevor es zu regnen beginnt.«
    Als er sich erhob, herrschte einen Moment lang Schweigen. Ein jämmerliches Stöhnen, als Taizu sich hochrappelte. Von Jiro kam mehr Protest, er stampfte und scheute, als er gesattelt und beladen wurde – diesmal nicht mit einem Reiter, sondern mit den Rüstungen und ihrem Gepäck.
     
    Als sie den Hauptdeich erklimmen mußten, trug Shoka die Rüstungen. Er reichte sie Taizu, die sie auf dem Boden absetzte, kletterte seinerseits den Erdwall hoch und zog Jiro an den Zügeln nach. Worauf Jiro hochgestürmt kam und ihn umwarf.
    »Verdammt noch mal!« keuchte er, rücklings am Boden liegend, im Schlamm neben dem Deich. Und er drehte sich um, rappelte sich hoch und kletterte auf den Deich, während in seinem Bein ein heftiger Schmerz aufflammte.
    Taizu versuchte ihm das letzte Stück hochzuhelfen, ein dunkler Schatten, der über ihm aufragte. Er stieß sie weg. Sie stand ihm im Weg, er hatte Schmerzen, und er stieß sie weg. Und weil er wußte, daß er im Unrecht war, wurde er wütend. »Verdammt noch mal, steh mir nicht im Weg!«
    Es nieselte. Es war naß und rutschig. Jiro war erschöpft und schleppte sich keuchend durch den Schlamm, sie hatten auf mehr als einem Deich eine Spur hinterlassen, der kinderleicht zu folgen war, und ihre ständigen Kehrtwenden, jede Entscheidung zwischen verschiedenen Wegen, ihr Zickzackkurs zwischen den Deichen, manchmal einen langen Arm entlang, manchmal einen kurzen, manchmal einfach dort entlang, wo sie hochklettern konnten, wurde zu einem Alptraum mondloser, sternenloser Entscheidungen.
    Er hob seine durchnäßte Rüstung auf, die Taizu fallengelassen hatte, während sie ihre Ausrüstung aufhob und der Stute wieder über den Sattel legte. Sein Bein schmerzte, Himmel, tat es weh! Er häufte alles auf den Sattel und band es fest – dem Himmel sei Dank für die Schnur, die sie den Banditen abgenommen hatten.
    »Wir müssen wieder runter«, sagte Taizu plötzlich mit heiserer, zitternder Stimme.
    »Was soll das heißen, wir müssen wieder runter? Wir sind gerade erst
hochgekommen.«
    »Wir sind auf dem falschen Weg. Wir gehen in die Irre. Ich weiß es.«
    Er erstarrte, und der Wind peitschte gegen seine nassen Kleider. Der Schlamm hatte das Gewicht seiner Stiefel verdoppelt. Und bei jeder Kehrtwendung hatte es geheißen:
Ich weiß es, ich bin mir sicher. Ich weiß, wohin wir gehen.
    »Hör zu«, sagte er heiser, »hör zu, Mädchen, du hast keine Ahnung, wohin du gehst. Was hast du vor, willst du solange marschieren, bis sich eins der Pferde ein Bein bricht? Machen wir, daß wir von diesen verdammten Deichen runterkommen und ruhen wir uns aus, bis es hell wird, damit wir sehen, wohin wir gehen.«
    »Wir sind richtig«, sagte sie. »Wir sind nur dort hinten falsch gegangen, und wir müssen ein Stück zurück.«
    »Wir wissen nicht, wo es langgeht, wahrscheinlich gehen wir längst wieder nach Norden – direkt zu der verdammten Straße zurück!«
    »Nein. Es geht hier lang.«
    »Du siehst den Mond nicht, du siehst die Sterne nicht,
du kannst den Weg durch diesen Irrgarten nicht erraten!«
    »Ich habe den Wind!«
    »Der Wind dreht sich, verdammt noch mal!«
    »Und mein
Gefühl!
So wie das Land ist, so wie die Deiche sind, weiß ich, was ich tue, verdammt noch mal,
ich weiß, wo Osten ist!
«
    »Gütiger Himmel«, stöhnte er, als der Schatten, der Taizu war, wieder den Deich hinabkletterte.
    Er sollte das Miststück verlassen. Sollte sie doch ohne ihn ins Dunkel marschieren, bis sie merkte, daß sie allein war.
    Es war zu kalt, um anzuhalten. Er war fast soweit, mit den Zähnen zu klappern.
    »Dieses verfluchte Mädchen«, sagte er zu Jiro, band das Gepäck und die Rüstung los und schulterte sie.
    Er hatte bereits solche Schmerzen, daß es kaum noch schlimmer kommen konnte. Um Jiros Beine machte er sich Sorgen – ein altes Pferd, das seinen eigenen Panzer trug und dessen Muskeln vor Kälte steif geworden waren.
    An der Böschung rutschte er aus; er fiel ins Wasser und in den Schlamm, und kurzzeitig bekam er weder Luft noch konnte er die Beine unter sich hervorziehen. Er hatte es geschafft. Es war die schlimme Seite. Verdammt, das war sie. Doch er rappelte sich hoch. Jiro stand unversehrt auf allen vieren.
    »Komm schon«, sagte er und fand die Zügel. Und er

Weitere Kostenlose Bücher