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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Dann hatte sie eine Pause eingelegt, hatten sich in die Decken eingewickelt, die in den Matten trocken geblieben waren, beide so kalt wie Leichen und sich gegenseitig umklammernd. Es wurde warm, ihre Leiber und ihre Glieder erwärmten sich, genug, um eine Zeitlang zu zittern, genug, daß Shokas Bein wieder anfing weh zu tun, ein Schmerz, der ihn wachgehalten hätte, wäre er nicht todmüde gewesen. So wie die Dinge lagen, biß er eben die Zähne zusammen, versuchte an etwas anderes zu denken und wartete darauf, daß seine Erschöpfung die Oberhand gewann, entschlossen, sich den Schmerz in Taizus Gegenwart nicht anmerken zu lassen. Sie jedoch wimmerte mit jedem Atemzug, bis er ihr nasses Haar streichelte und sie umarmte, erst dann bemerkte sie, was sie tat, und hörte damit auf.
    Armes Mädchen. Ihr fehlte die Kraft zum Durchhalten, dachte er; nur die einfältige, dumpfe Vitalität der Jugend, der es an der Erfahrung mangelte, um ihre Grenzen zu erkennen, trieb sie vorwärts.
    Und als er sie am Nachmittag wieder umhergehen sah, mußte auch er sich wieder bewegen und sich um seine Ausrüstung kümmern. Eigentlich war das Wäschewaschen ihre Aufgabe. Aber sie befanden sich nicht mehr auf dem Berg, sondern in freiem Gelände; ein Mann kümmerte sich um seine eigenen Sachen, wenn er keinen Diener hatte. Und er hatte keinen.
    Es war aussichtslos, all den Schmutz wieder aus den Kleidern oder vom Leder entfernen zu wollen. »Wir sehen bestimmt wie Söldner aus«, sagte er, als sie mit einem Topf Ölseife ihre Ausrüstung und die Lederteile ihrer Kleider zu säubern versuchte.
    »Was für eine Schweinerei«, sagte sie.
    »Das läßt sich nicht vermeiden.« Der Schmerz in seinem Bein reichte aus, ihn von den übrigen steifen Muskeln abzulenken. »Ich glaube, irgendwas in meinem Knie ist gerissen. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist.«
    »Wir haben nur diese Lappen.«
    Er blickte auf die öligen Lumpen, die sie über dem winzigen Feuer in einer winzigen Pfanne erwärmte; und der Schmerz war so stark, daß ihm die Sicht verschwamm, der Gedanke an das Gelenk ließ ihn lallend sprechen. »Wir können es versuchen.«
    Es half. Es half so sehr, daß er sich zwischen den Weiden auf den Boden legte und die Augen schloß, und als er sie wieder öffnete, hatte sich die ganze Welt verdüstert.
    Es dämmerte.
    Taizu saß wartend neben ihm.
    Dann tranken sie Weidentee.
    Und er zeichnete Landkarten im verblassenden Tageslicht, und Taizu betrachtete die Linien mit nachdenklich gerunzelter Stirn und biß sich auf die Lippen, wie sie es immer tat, wenn sie verzweifelt war und sich Sorgen machte.
    Wenn sie Angst hatte.
    »Von hier aus stehen uns zwei Wege offen«, sagte er. »Am Hoi entlang zurück, bis wir ihn überqueren können; oder zum Chisei. Nach Westen oder nach Osten. Wie du willst.«
    »Wenn Ihr nicht bei mir wärt«, sagte sie mit geballten Fäusten, »Meister Shoka, dann wäre ich schon nach Taiyi unterwegs.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du wärst tot, sobald du das Flußufer erreicht hättest. Eine Menge Banditen würden es dir danken. Aber du wärst tot.« Er sah, daß ihr Kinn zitterte. Er dachte wieder an sein Zuhause auf dem Berg. Er dachte an die Mörder und Armeen, dachte an den schläfrigen Fürsten Reidi in Keido, der sich endlich gezwungen sehen könnte, etwas gegen den verbannten Fürsten Saukendar zu unternehmen, und sei es auch nur, daß er Nachricht nach Norden schickte.
    Er dachte an die Einwohner von Mon, die ihn all die Jahre über ernährt hatten, wie sie tot dalagen, nur weil sie ihm vertraut hatten.
    Er dachte an eine junge Närrin, die zuviel gewollt hatte und immer noch wollte und die, verflucht sollte sie sein, ihre Ausrüstung und ihre Rüstungen gereinigt und ihre Sachen gewaschen hatte und ihm Tee bereitete und jetzt die Unverschämtheit besaß, ihm vorzuhalten, er sei nutzlos und eine Belastung.
    Es mußte an seinen Schmerzen liegen. Seine Augen brannten, und er massierte sein schmerzendes Bein.
    Ihre Hand ruhte auf seiner. Sie beugte sich vor und legte ihren Arm um seinen Hals, ihre Wange an seine. »Laßt uns bitte nach Hause gehen. Laßt uns nach Hause gehen. Ich werde Euch heiraten.«
    Er schob sie von sich. »
Warum?
Damit ich nicht dazu beitrage, daß du ins Verderben rennst?«Im letzten Tageslicht sah er Tränen auf ihren Wangen glitzern. »Was geschehen ist, ist nicht mehr wichtig«, sagte sie. »Es ist nicht mehr wichtig. Ich werde Eure Frau sein. Laßt uns bitte nach Hause

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