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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ging weiter, bis zum anderen Ende, wo Taizu schwor, sie würden auf trockenen Boden kommen und könnten dem Weg ein Stück weit trauen.
    »Laßt mein Pferd das tragen«, sagte sie. »Es geht ihm gut. Es geht ihm gut, Meister Shoka.«
    »Mir auch«, sagte er mit dem, was ihm von seiner Stimme noch geblieben war. Und fügte hinzu: »Aber Jiro ist dafür schon zu alt.«
    Sie legten seine Rüstung über den Sattel der Stute.
    Taizu ging weiter.
    »Wir haben uns verirrt«, sagte er zu ihrem Rücken. »Wir haben uns verirrt. Das weißt du.«
    »Wir sind richtig. Wir kommen hier raus. Es kann nicht mehr lange dauern.«
    Er antwortete mit einem Schwall von Flüchen und humpelte ihr nach.
    Die Sonne ging langsam am düsteren Himmel auf, als die Deichpfade einer Baumreihe wichen; und als sie zu der alten Weidengruppe gelangten...
    Ein unüberwindlich breiter Fluß.
    Taizu hielt an, als sie seiner ansichtig wurde – blieb einfach stehen. Ihre Schultern sackten herunter, und mit einem Ausdruck abgrundtiefer Verzweiflung wandte sie sich zu ihm um.
    »Wir sind richtig«, sagte er. »Wir sind richtig. Wir sind wieder am Hoi angelangt. Du hast uns wirklich nach Osten geführt. Wir sind richtig.«
    Ihre Lippen zitterten.
    »Der Fluß liegt zu unserer
Rechten.
Wir sind wieder am Ausgangspunkt!«
    »Nein«, sagte er. »Nein! Wir haben den Hoi überquert, in Ygotai. Derselbe Fluß, der an Mon vorbeifließt. Es ist
unser
Fluß, nachdem der Yan sich mit ihm vereinigt hat. Er führt bis nach Chaighin...
Karten
, Mädchen. Der Nutzen von Landkarten, weißt du noch? Der Hoi und der Chisei treffen sich am östlichen Ende von Hoishi... Taiyi liegt genau vor uns. Genau in unserer Richtung.«
    Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie trat zu ihm, umarmte ihn und legte den Kopf an seine Schulter, stand einfach nur zitternd da.
    »Du hast uns richtig geführt«, sagte er. »Du hast uns nach Osten gebracht. Wir sind die ganze Zeit nach Osten gegangen.«

14
    Shoka putzte sich die Nase und trank zum Abendessen einen angenehm dampfenden Weidentee – die alte Mutterweide und ihre Schwestern gewährten ihnen einen Unterschlupf, ein Dach aus bis zum Boden reichenden Zweigen, das sie, die Pferde, einen ebenen, leidlich trockenen Erdwall und ein kleines Stück Flußufer schützte. Manchmal kamen Kähne und Boote vorbei, unterwegs von Ygotai nach Mandi an der Mündung, das beiderseits des Chaighin lag, der sich mit dem Hoi zum Großen Fluß vereinigte; dieser floß anschließend weiter nach Sengu und Medang, zu abgelegenen Vorposten, zu denen wilde Stämme kamen um zu handeln. Und manchmal kehrten diese Boote flußaufwärts zurück, vermutlich beladen mit Gütern für die Bazare von Mandi. Mandi war ein rauher, ländlicher Ort, ohne die Annehmlichkeiten der Kaiserstadt – jedoch wohlhabend geworden aufgrund des Handels, der über die sich vereinigenden Flüsse und über Land abgewickelt wurde.
    Es war eine seltsame Vorstellung, daß diese große Stadt gar nicht weit weg war, während sie in ihrem Weidenzelt saßen, niesend und hustend und dem Himmel sei Dank im Warmen, da Weidenholz nur wenig Rauch machte, so daß sie es nun wagten, hin und wieder ein winziges Feuer zu unterhalten, das sie vor dem Wind und dem Nieselregen schützte.
    »Eigentlich«, hatte er zu Taizu an jenem ersten Morgen gesagt, »geht es uns doch recht gut. Laß die Aufregung sich erst einmal legen. Sollen sie sich ruhig den Kopf zerbrechen, wo wir sind. Anscheinend sind wir nicht in Gefahr, entdeckt zu werden, niemand geht am Ufer spazieren, alle fahren im Boot – einen besseren Ort kann ich mir im Augenblick gar nicht vorstellen.«
    Und Taizu: »Hoffentlich ist der Fluß im Norden nicht so breit, sonst müssen wir umkehren...«
    »Das ist er nicht.« Er nieste, putzte sich die Nase, und als er Taizus gedrückte Stimmung bemerkte, nahm er eine Weidenrute und zeichnete ihr das keilförmige Hoishi auf, zusammen mit den beiden wichtigsten Flüssen, dem Hoi und dem Chisei. Und Taiyi, auf der anderen Seite. »Der Chisei führt nie viel Wasser. Ein Soldat weiß über diese Dinge Bescheid. Sein Nachschub hängt davon ab. Ich habe deine Ausbildung in Landeskunde vernachlässigt, Mädchen; Landkarten sind die Basis jeden Feldzugs...«
    Ihm versagte die Stimme. Nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, hatten sie die Pferde abgerieben und mit vor Kälte klammen Fingern und taumelnd vor Erschöpfung am Rande des Deichs Gras geschnitten, damit Jiro und die Stute zu ihrem Frühstück kamen.

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