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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie im nächsten Moment alles abstreiten. Doch sie stand einfach bloß am Straßenrand da, mit Jiros Zügeln in der Hand, neben sich die weißbeinige Stute, und er sagte:
    »Taizu.«
    Sie brachte ihm Jiro. Er nahm die Zügel, und sie stellte sich wortlos neben ihn.
    In Tengu im Norden waren Söldner. Die meisten befanden sich am Hisei bei Lungan.
    Also hatten Fürst Kegis Männer sie gewarnt. Schlechte Neuigkeiten, dachte Shoka. Er
wollte
vorwärtsstürmen. Er
wollte
soviel Strecke machen wie möglich, damit der Eindruck entstand, es handele sich um eine große Streitmacht – Täuschung und Verwirrung waren im Moment ihre besten Verbündeten.
    Aufgrund seiner Erschöpfung verschwamm ihm jedoch die Sicht, und seine Vernunft sagte ihm, daß es reiche: es konnte gut sein, daß sie hinter Choedri keine Gelegenheit mehr zum Rasten bekamen.
    »Kommt zur Burg von Choedri, Fürst«, dränge ihn Kegis Garde. »Unser Fürst möchte Euch begrüßen.«
    Shoka erwog das Angebot, er sehnte sich nach einem richtigen Bett und einer warmen Mahlzeit; der Gedanke, sich hinter jemandes Mauern zu begeben, jagte ihm jedoch Schauer über den Rücken. Reidi hatte versichert, daß ihnen Kegi wohlgesonnen war. Reidi hatte jedoch auch auf die Kundschafter geschworen.
    »Nein«, sagte er. »Sagt Eurem Fürsten, es täte mir leid, aber ich habe das Gelübde abgelegt...«, gütiger Himmel, was für eine gemeine Lüge! »...bis zum Hisei nirgends Obdach zu nehmen. Bittet Euren Fürsten, er möge so freundlich sein, sich heute abend mit uns vor seinen Toren treffen. Ich selbst – Fürst Reidi –, wir werden bis zum Einbruch der Dunkelheit auf dieser Seite des Waldes rasten. Es war ein verdammt langer Ritt bis hierher.«
    »Fürst«, sagten sie, »jawohl, Herr.« Und der befehlshabende Hauptmann ordnete an, die Barrikade zu entfernen, schickte einen Boten zum Fürsten und geleitete Reidi und seine Männer, nachdem sie zu ihnen aufgeschlossen hatten und auf dem laufenden waren, bis zum Waldrand und zu einem Hang, der Ausblick bot auf die weite Ebene, in der Choedri lag.
    Zusätzlich bot er ihnen das wenige an Nahrung und Wasser an, das er mit sich führte, außerdem die Hälfte seiner Leute als Wachen, solange sie ruhten, da er meinte, die Straße hinter ihnen sei einigermaßen sicher.
    »Können wir ihm vertrauen?« fragte Taizu leise, als die Übergabe des Proviants begonnen hatte. Sie war heiser. Er stellte sich die gleiche Frage; es war, als ließe ihn nun, da keine unmittelbare Gefahr mehr bestand, die Vernunft im Stich und als wollte blankes Mißtrauen ihre Stelle einnehmen.
    Seine Zweifel waren unbegründet, sagte er sich. Es war der sicherste Hinweis, daß er nicht mehr klar dachte, wenn er allem mißtraute, jedem Geräusch, das er hörte, dem klaren Wasser, das man ihnen reichte, sogar einem vernünftigen, gut vorbereiteten Verbündeten, dessen Anführer mehr als fähig schien.
    »Ich glaube, es bleibt uns gar keine andere Wahl«, sagte er.

17
    Nicht das Gefolge eines Fürsten näherte sich vor Einbruch der Dunkelheit über die Ebene, sondern eine Expedition mit Fahnen und Wagen rumpelte mit einem Lärm heran, der Shoka nach etwa einer Stunde Schlaf jäh erwachen ließ; einen Moment lang meinte er, ein ganzes Bataillon käme auf sie zu, doch die Fahnen waren die persönlichen Fahnen des Fürsten von Choedri, des Vasallen von Deigi von Taiyi. Die Wachen eilten umher, um ihren Fürsten zu begrüßen, und Fürst Reidi weckte sein Gefolge.
    »Es sind gar nicht so viele«, sagte Taizu im Flüsterton, enttäuscht über ihre geringe Anzahl, und Shoka dachte das gleiche.
    »Proviant«, erwiderte er. »Wahrscheinlich ist der Rest in der Stadt geblieben. Es wäre sinnlos, sie hier herauf- und dann wieder zurückmarschieren zu lassen.« Der Schmerz in seinen Knochen war jedoch schlimmer als eben noch, als er sich hingelegt hatte, und kurzzeitig empfand er aus Gründen, die er nicht zu fassen vermochte, Verzweiflung – abgesehen davon, daß die Soldaten bei der Annäherung einen Höllenlärm vollführten.
Du bist ein Narr
, dachte er,
ein Narr, hier zu sein, ein Narr, daß du dieses ganze Durcheinander auf dich nimmst – und du hast nicht einmal genug Männer, um ins Feld zu ziehen, es sei denn, sie sind ein ganzes Stück besser organisiert, als es den Anschein hat...
    Geh allein, nähere dich dem Feind, durchbrich seine Abwehrlinien...
    Wegen derart unbesonnener Überlegungen hatte er Taizu einen Narren gescholten.
Sieh mich an
, dachte er und

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