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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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seitens der Fürsten und Geflüster unter den Soldaten.
    »Wir haben schon von ihr gehört«, sagte Lintai allzu rasch, und Maijun biß die Zähne zusammen, mit größerer Diskretion, und verneigte sich.
    »Meine Dame.«
    Bei dieser Anrede zuckte Shoka zusammen; und ihm wurde noch unbehaglicher zumute, als er die Zeichen der Soldaten beim Vorbeireiten sah, wie sie ihre Amulette berührten und die verstohlenen Blicke, die sie ihr zuwarfen.
    »Mach nicht so ein finsteres Gesicht«, flüsterte er ihr zu, als die Fürsten außer Hörweite waren. »Lächle, verdammt noch mal.«
    Sie lächelte. Sie wandte den Kopf, lächelte gezwungen, zeigte ihre Zähne und nickte den Vorbeireitenden zu, als beide Kolonnen sich in Bewegung setzten. Als sie sich wieder umwandte, funkelte sie ihn an.
    »Es ist von Mon bis hierher gedrungen!«
    »Sie haben es von Reidis Männern erfahren! Guck nicht so finster!«
    »Sagt ihnen, daß ich aus Hua bin!«
    »Ich hab's Reidi schon mal gesagt! Ich hätte es ihm noch mal sagen können. Würde das etwas ändern? Hat es bis jetzt etwas ausgemacht? – Fürst Reidi meinte, du wärst Kaijengs Tochter... Du wärst gekommen, um mich zum Kampf zu überreden...«
    »
Das ist eine Lüge!
« Ihr Flüstern war fast nicht zu hören. Sie sah aus, als wollte sie sich auf ihn stürzen.
    Ihre Entrüstung löste zumindest einige Knoten, die ihm, wie ihm jetzt bewußt wurde, zu schaffen gemacht hatten. »Glaubt Ihr das auch?«
    »Nein. Ich habe sogar aufgehört, deine Daumen zu untersuchen, wenn wir zusammen schlafen.«
    »Das ist nicht komisch, verdammt noch mal!«
    Das war es auch nicht. Es war keineswegs harmlos, für sie beide nicht. Lange schwieg er, während sie dahinritten, während Reidis Männer ihre Fahnen zusammenrollten und wieder zu Söldnern wurden. »Du bist meine Frau. Dafür mußt du einen Preis bezahlen. Du sagst, warte, bis wir in Cheng'di sind, dann ändere ich vielleicht meine Meinung. Ich sage... daß du meine Frau bist, und bei den Göttern, ich wünschte, ich könnte alles wieder ungeschehen machen, ich wünschte, ich wäre nicht darauf gekommen...«
    »Worauf?« fragte sie nach kurzem Schweigen. »...das Gerücht
benutzen
zu wollen. Ein bißchen Verwirrung zu stiften, es so aufzubauschen, daß niemand es glauben würde, daß der Hof es nicht ernst nehmen würde – oder daß uns irgendwelche Feinde bis nach Hause folgen würden, falls sie es glaubten – zur Hölle mit ihnen.«
    »Dann sagt Ihnen eben die Wahrheit!«
    »Das
habe
ich, glaub's mir.
Du
kannst ihnen die Wahrheit sagen, aber es wird dir nichts nützen. Nichts kann die Leute davon abhalten, zu glauben, was sie glauben wollen.« Er blickte in ihr entrüstetes Gesicht, das vor Aufrichtigkeit überquoll, und verspürte einen Stich ums Herz, »Ich bin ein Idiot. Ich dachte, du wüßtest das. Du hast es mir oft genug gesagt.«
    »Das ist nicht komisch, Meister Shoka!«
    »Ich scherze nicht. Ich weiß, was das heißt.
Verdammt noch mal
, ich weiß, was das heißt.« Er sah sie weggehen – sah sie ihn verlassen, selbst wenn sie überlebten... um sich zu retten; und selbst das würde zu neuen Gerüchten führen; und er würde zurückbleiben und wünschen, er wäre tot; vor Gram vergehen wie die verdammten Narren in den Balladen, aus denen er sich nichts machte. Doch auch ein lebendiges Herz konnte brechen, nach so viel Erlebtem und so langer Zeit. Er biß die Zähne zusammen und starrte auf die vor ihnen wogenden Hügel, die immer weiter nach Choedri hinunterführten – an dem sie schon bald und rasch vorbeireiten würden: Saukendars Gedanken, kälteste Vernunft, die Shokadem-Mann sagte, daß das, was er wollte und sich erhoffte, keinen Platz hatte in der Welt, und daß jetzt gewiß nicht die Zeit war für seine Sorgen. Die Gerüchte waren eine Waffe, er benutzte sogar Taizu, er umgab sich mit Angst, er schüchterte die Fürsten ein, weil sie sich irrten und er recht hatte, und es gab keinen anderen Weg als seinen, Saukendar kannte keinen Zweifel, keine Angst, kein Bedauern wegen der Dinge, die er tat.
    Außer wenn er das Mädchen an seiner Seite demütig sagen hörte: »Meister Shoka?«
    Er sah sie nicht an. Es tat zu sehr weh.
    »Herr? – Wie soll ich Euch anreden? Nichts paßt so richtig.«
    »Ganz wie du willst«, sagte er zu barsch. Seine Grobheit meldete sich wieder zu Wort. Außerdem überlegte er, kühl und distanziert, wie es wäre, wenn er vor Reidi und dessen Männern weinte, ob
dies
ihr Vertrauen erschüttern würde. Doch

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