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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die Kälte hielt ihn fest und würde ihn nicht loslassen. Nicht jetzt, flüsterte sie ihm zu, wo es um Menschen ging.
    (Stirb, verdammt noch mal, und sie werden sagen, daß uns ein Dämon geleitet hat...)
    Taizu blieb sehr lange stumm. Männer kamen in ihre Nähe. Sie hatten nicht die Ruhe, um miteinander zu reden.
    Doch als sie abermals die Pferde wechselten, tauchte sie neben ihm auf und berührte ihn am Arm. »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Leid?« Er war verwirrt. »Weswegen, um Himmels willen?«
    Er verwirrte sie ebenfalls. Das merkte er.
    Wir können in einer Stunde tot sein. Sie ist ein Kind.
    Ein Mädchen. Was hat sie hier eigentlich verloren? Warum habe ich sie nicht aufgehalten?
    »Habe ich irgend etwas getan, was ich nicht tun sollte?« Um sie herum saßen Männer auf. »Stimmt das?«
    Es ging ihm zu Herzen. »Du solltest nicht hier sein«, sagte er. Und es fiel ihm wieder ein, daß es für sie als Saukendars Frau keine Sicherheit gab. Nirgendwo. Niemals. »Verdammt.«
    »
Was habe ich falsch gemacht?
«
    »Es ist meine Schuld.«
    »Es ist
nicht
Eure Schuld.« Sie versuchte zu flüstern, dennoch schnappte ihre Stimme über. »Verdammt noch mal, Ihr seid nicht verantwortlich für mich, niemand ist verantwortlich für mich außer mir selbst. Was habe ich getan?«
    Er schaute sie an, ging das Gesagte Satz für Satz durch. Sie hätten wieder auf der Veranda sein können. Bei ihrer Hütte. Vor einem Jahr. Aus irgendeinem Grund spürte er, daß er sein Gleichgewicht wiedergewann, genau im Schwerpunkt.
    »Nichts«, sagte er und nahm ihr Jiros Zügel ab. »Überhaupt nichts. Ich habe schon viel Schlechtere gesehen.«
Verdammt, warum konnte er es nicht offen aussprechen?
»Nur wenige, die besser waren. Dein Hals gefällt mir einfach so lang wie er ist. Paß auf ihn auf. Hör zu. Wenn es schiefgeht... wenn ich getötet werde...«
    »Sagt das nicht...«
    »Geh aufs Land.
Schnapp
dir Gitu. Laß den Schuft dafür büßen. Gefällt dir das?«
    Ein dunkles Feuer glomm in Taizus Augen. Sie hob ein wenig den Kopf und nickte, ganz leicht sehr selbstgewiß.
    Sie war nicht verrückt. Nein. Es war, als wäre eine Mauer eingerissen worden, die seit Tagen dagewesen war, und als blickten sie sich wieder an, ohne sich verstellen oder wegsehen zu müssen.
    Ein Pferd schnaubte. Überall um sie herum warteten Männer. Sie standen da wie Idioten.
    »Wir müssen aufbrechen«, sagte er barsch, drehte sich um und kletterte auf Jiros Rücken, während Taizu sich auf die Stute schwang.
    Saukendar und seine Dämonenfrau, würden sie sagen. Sie hatte ihn bestrickt. Sie kam zu ihm auf den Berg, sie verhexte ihn, sie willigte ein, ihm gegen seine Feinde beizustehen, solange er sie als Frau behielt und sie zur Herrscherin über Chiyaden machte; und sie würde niemals ihre wahre Gestalt annehmen, es sei denn, daß er sie verriet oder daß etwas den Zauber brach...
    Er sah, wie die Männer sie anschauten. Er sah, wie sie Taizu aus dem Weg gingen, und einige starrten sie hinter ihrem Rücken an. Taizu mußte damit leben – Bosheit war es jedenfalls nicht, bei den Göttern. Niemand hatte Erfahrung im Umgang mit einem Dämonen, doch andererseits – wenn eine Fuchsfrau oder ein Dämon auf ihrer Seite stand, wenn er eindeutig auf Saukendar hörte und zu Wohlverhalten verpflichtet war – schließlich gab es gute wie böse Dämonen, und ein wohlgesonnener war ein ebenso wertvoller Verbündeter wie Saukendar. Vielleicht würde sie sich ihnen in Dämonengestalt zeigen, würde mit den Zähnen knirschen und mit einem Blick bewirken, daß sie weiche Knie bekamen, würde mit Doppelschwertern aus Blitzen und Doppelspeeren aus Feuer kämpfen und Wind und Sturm heraufbeschwören...
    Dies erwarteten sie, so wie sie Einhörner und Götter an einsamen Orten erwarteten; und sie brannten ihre Räucherstäbchen zum Wohle der Toten ab; und sie trugen ihre Glücksamulette, um sich vor Schaden zu bewahren. Warum also sollte sich ihr Dämon gegen sie wenden, wie konnte überhaupt etwas schiefgehen, wenn sie Saukendar wie einen Talisman mit sich führten, genau wie die Glücksbringer, die sie um Hals und Knöchel trugen?
    Verflucht sollten sie sein für ihren allzu großen Glauben und dafür, daß sie ihm diese Last aufbürdeten.
    Vor allem aber dafür, daß sie sie Taizu aufbürdeten.
     
    Die Felder im Umkreis von Choedri waren bestellt: das Land zeugte von Ordnung, von der Arbeit der Bauern, von denen sich keiner zeigte. Kein einziger Ochse, keine einzige Kuh war

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