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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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wachsam gewesen –, die sich in jener Nacht vielleicht darüber klargeworden war, daß seine Abwesenheit und die Tatsache, daß Ghita die Dienstzeiten dieses oder jenes Mannes im Palast verändert hatte, Schlimmes bedeuten könnte...
    Meiya hatte in dieser Nacht nach Heisu geschickt. Soviel wußte er.
    Und diese fadenscheinige Anschuldigung hatte Heisu das Leben gekostet; und sie hatte zum Becher Zuflucht genommen...
    »Herr.« Taizus Stimme, Taizus Hand auf seiner. Er wollte nicht mehr an Meiya denken. Es war die Halle, die er um sie herum sah, auf die er seine Augen scharf zu stellen versuchte, die exakte Erinnerung an den Palast, an den er sich all die Jahre über nicht erinnert hatte. Er war dort, und draußen lag Cheng'di, das Land ringsum, die Straße in allen Einzelheiten...
    »Nicht«, sagte er zu ihr. Es war alles ganz nah, er erinnerte sich ganz deutlich, an den Weg von Cheng'di nach Lungan, und an die Brücke dort...
    Genau.
    Er saß einen Moment lang da. Er baute das ganze Hafenviertel von Lungan in seiner Vorstellung auf, die große Brücke – die befestigte Garnison daneben an der Uferpromenade, die darunterliegende Straße, die durch eine Stadt der roten Ziegeldächer, braunen Mauern und blühenden Läden führte. Schmuckverkäufer und fliegende Händler, welche die Reisenden beschwatzten, die zum Tor des Himmels in Cheng'di unterwegs waren. Die Ausfallstraße, die durch wogende Hügel und fette Weiden führte...
    »Herr«, hörte er jemanden sagen, doch Taizu war es nicht. »Laßt ihn in Ruhe«, sagte sie bestimmt. »Er hat Euch gehört.«
    Und weiter, indem er sich von der großen Brücke über den Hisei vorarbeitete, bis zum flachen, langsam fließenden Paigij, der praktisch an jeder Stelle überquerbar war, bis er sich mit dem Tei vereinigte, ein gutes Stück hinter Botai...
     
    »Die Furt am Paigji wird auf unserer Seite offen sein«, sagte Fürst Kegi am Lagerfeuer über einem reichhaltigen Mahl aus Schweinefleisch, Reis und Honigkuchen, und Shoka hörte beim Essen zu. »Ich habe mir gedacht...« Kegi war ein leise sprechender, nervöser Mann, und die Schriftrolle, die Götter mögen ihm gnädig sein, waren die sechshundert Jahre alten Werke von General Bogi'in. Kegi hatte das Buch studiert: der alte Fürst war gestorben, sein Cousin Kegi war ihm in Choedri nachgefolgt, und obwohl sein Oberherr noch nicht auf Reidis mittels Vögeln übersandte Nachrichten reagiert hatte – und auch solange nicht reagieren würde, meinte Kegi, wie er sich nicht sicher war, daß noch andere mitmachten –, war Kegi mit nichts weiter als dieser moderigen Schriftrolle als Ratgeber in den Kampf gezogen, mit ihr und seinem Priester, seinem Koch, seinem Pferdedoktor und den Männern seiner persönlichen Leibgarde. Ständig hieß es Bogi'in hier und Bogi'in da: »Ich habe mir gedacht, nach allem, was ich gelesen habe – es kam mir durchaus einleuchtend vor –, Fürst Bogi'in jedenfalls meint, vor allem käme es auf die Straßen an, auf Straßen und Reis...«
    Shoka betrachtete den Mann voller Abscheu. Ein Unterrichtsraum fiel ihm ein und Meister Tagyan –
Straßen und Reis
und der einlullende Gesang der Zikaden; die Beratungszimmer, die ernste und schneidende Stimme des alten Kaisers, mit der er über den Einfall von Plünderern aus Fittha sprach und die Sicherheit des fernen Feiyan...
    »Offen – auf unserer Seite der Furt. Wieviele Männer hat der Kaiser am anderen Ufer?«
    »Ständig vier oder fünf, auf beiden Seiten.«
    Ein kalter Schauer durchlief ihn, als er sich vorstellte, wie die fünf am anderen Ufer aufgeschreckt die Flucht ergriffen und die ganze Gegend bis nach Cheng'di in Aufruhr versetzten. Damit würden sie nur erreichen, daß sie die Bauern erschreckten und der Verkehr überwacht wurde. Die Söldner konnten die Grenze unmöglich halten. Der Paigij war zu flach, die Übergänge zu zahlreich, um sie alle zu bewachen.
    »Ihr habt den Angriff befohlen«, sagte Shoka.
    »Geheim«, sagte Kegi.
    »Gütiger Himmel«, meinte Reidi.
    »Fürst«, sagte Kegi gereizt zu Shoka, »Eure Ankunft in Chiyaden ist bereits Gegenstand von Gerüchten. Und die Geschwindigkeit, welche die Straße ermöglicht, ist sicherlich das Risiko des Entdecktwerdens wert – die Fürsten werden sich um Euch scharen. Der Anschein von Stärke und Selbstvertrauen...«
    Als Shoka Reidi ansah, erblickte er das Gesicht einer Statue. Keine Panik. Eingedenk der Männer, die sich nur knapp außer Hörweite aufhielten, war der alte Mann zu

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