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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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aufsitzen. Die Männer wirkten bei Tageslicht ernüchtert, sorgenvoll, unrasiert, vielleicht wurde ihnen nun klar, daß sie sich in eine andere Art von Gefahr hineinbegaben als ihre Kameraden, die mit Reidi und Kegi im Süden zurückgeblieben waren, eine Gefahr, die weniger unmittelbare Tapferkeit als vielmehr starke Nerven erforderte.
    Vielleicht, dachte Shoka, wunderten sich die Männer, warum Taizu sich mit blutigen Bandagen einwickeln ließ, anstatt ihre Gestalt zu verändern; doch niemand stellte eine Frage – was vermutlich bedeutete, daß sie sich ihre eigenen Erklärungen zurechtlegten, nach denen er sich lieber nicht erkundigen und die er sich auch nicht vorstellen wollte.
    Verdammt, die Glaubensfähigkeit der Menschen, wenn sie dazu gezwungen waren – wo sie ansonsten hätten wissen müssen, daß sie bei ihrem Ritt nach Anogi auf sich selbst gestellt waren und sich auf keinen von den Göttern Gesegneten oder besonderer Taten Mächtigen verlassen konnten, der sie an den Söldnern des Regenten vorbeizaubern würde.
    Vor die Wahl gestellt, hätte er selbst ein oder zwei Dämonen vorgezogen.
    Doch als zweite Wahl, in einer Notlage, in der es auf Klugheit ankam, konnte er immer noch auf Taizu zurückgreifen.
    Es war eine erschöpfte Handvoll von Söldnern, die sich den vereinzelten braunen Bretterhäusern und Fischerhütten unterhalb der Südstadt von Anogi näherte – Shoka hoffte jedenfalls, daß es das war, was die Stadt sah, elf Männer in bunt zusammengewürfelten, mit gelbem Staub bedeckten Rüstungen und Pferde, die einmal braun gewesen waren und die wie ihre Reiter eine gespenstisch gelbe Farbe angenommen hatten; ein Reiter mit einem bandagierten Gesicht, dessen Kleidung von Dreck und altem und frischem Blut verkrustet war und der inmitten der anderen, von denen einige kleinere Verletzungen aufwiesen, vor Erschöpfung im Sattel zusammengesackt war. Kein imposanter Anblick – die Aufmerksamkeit, die ihnen die Stadt Anogi zukommen ließ, als sie die Straße entlangritten, beschränkte sich auf einen gelegentlichen verdrießlichen Blick und das wiederholte leise Schließen von Fensterläden und Türen.
    Klick. Bumm.
    Durch die Stadt hindurch und an den Söldnern vorbei, die am Fluß Wache hielten – ein verkommenes Lager, um ein Lagerfeuer aus Brettern herum und vor der Hütte des Fährmanns verstreute Ausrüstung...
    »Dort ist die reine Hölle«, sagte Shoka, der bei einem gelangweilten Söldneranführer hockte und ein bißchen Reis und Trockenfisch eintauschte, während seine Leute auf die Fähre warteten. »Hör mal, mach uns nicht arm. Das ist ein lausiges Stück.« Der Mann warf ein abgebrochenes Stück Fisch auf den schmutzigen Sack, sah mit dem Mehrgibtesnicht-Blick finster zu ihm auf. »Eins sag ich dir«, meinte Shoka im Plauderton, »ich bin aus Bagoi, und ich würde lieber früher als später dorthin zurückgehen. Nichts als Lügen.
Die kämpfen nicht
, sagt der Hauptmann. Blödsinn. Sie haben uns niedergemacht. Sie haben uns im Süden regelrecht niedergemacht.«
    »Wo nehmen sie Aufstellung?«
    »Überall und nirgends, das ist es ja! Die ganze Gegend wird von den Rändern her unsicher. Das gefällt mir nicht. Ich und meine Leute, wir würden uns am liebsten nach Mandi absetzen, machen, daß wir wegkommen, aber wir haben keine Bezahlung gekriegt, so war das, und es wird ein verdammt langer Winter...«
    »Dieser Saukendar – dieser Kriegsherr, der dort angeblich aufgetaucht sein soll. Habt ihr davon was mitbekommen?«
    »Ich nicht. Keine Ahnung, was da los war. Wir haben nichts gesehen, und da, wo wir unsre Leute treffen sollten, da waren sie, und ich weiß bloß, daß der Hauptmann tot war, es gab keine Bezahlung, und ich sagte zu meinen Leuten, wir reiten nach Norden, so war das – nach Norden, über den Fluß, irgendwohin, wo wir Geld kriegen, verdammt noch mal. Wo wir genug Geld im voraus kriegen, damit wir nach Hause kommen, wenn's schiefgeht...«
    »Glaubst du das?«
    »Keine Ahnung, Mann, keine Ahnung.« Mit Erleichterung sah er die Fähre aufs Ufer zukommen. Er faltete den Sackfetzen um den Fisch zusammen, stopfte ihn in seinen Beutel und erhob sich. »Ich sag dir was – ist gar nicht so verkehrt in diesen Zeiten, wenn man sich ein Hintertürchen offenhält. Von jetzt an verausgaben wir uns nicht mehr. So seh' ich das.«
    Der Söldner schaute ihn besorgt an.
    »Sie sind geradewegs nach Norden hoch«, sagte Shoka. »Nach Lungan, würde ich meinen; dort setzen sie über, greifen

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