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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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führt...«
    »Nein«, antwortete sie. Er seufzte. »Es sei denn, Ihr wollt dorthin«, sagte sie nach einer Weile.
    »Nein«, sagte er instinktiv und dachte darüber nach. Wieder einmal. Doch die feige Ausflucht war ihnen beiden verschlossen. Und er wußte es. »Ein ganz schöner Schlamassel, Frau.«
    »Nicht schlimmer als Hoisan«, sagte sie. Seine Schülerin. Das Mädchen mit dem Korb, das sich mit Fallen ausgekannt hatte, bevor er sie unterrichtet hatte, eine Frau, die in einer Zeit großgeworden war, wo Schweinehirtinnen lernten, Hinterhalte zu legen und mit dem Bogen umzugehen. Er
sah
, was aus Chiyaden geworden war: er stellte sich vor, wie ein Bauernmädchen damals wohl aufgewachsen war.
    »Du hast in Hua gekämpft«, sagte er. »Wie lange ist das her?«
    »Mindestens sechs Jahre«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Sieben, glaube ich. Alle versteckten sich, jedesmal wenn die Soldaten über die Grenze kamen. In Hua gibt es viele Berge. Bis die Soldaten anfingen, uns auszuräuchern. Dann meinte Fürst Kaijeng – meine Brüder waren meistens bei ihm –, wir sollten uns wehren, so gut wir können. Und wenn meine Brüder nach Hause kamen, brachten sie es uns bei. Als die Burg fiel, als Fürst Kaijeng starb, kehrten meine Brüder nach Hause zurück. Aber wir konnten nicht mehr viel tun. Niemand hatte die Verantwortung. Die Soldaten überrannten uns einfach.«
    »Dazu waren sie gezwungen«, meinte Shoka, als er daran dachte, wie Hua gelegen war, ein hügeliges Land, das an Angen grenzte und wie geschaffen war für Rebellen. »Andernfalls hätten sie Yiang, Sengu, Mendang und nicht einmal Taiyi halten können, und ohne Taiyi wäre die Lage für Hoishi aussichtslos gewesen – alles ist miteinander verknüpft, bis hinauf nach Yiungei, ein zusammenhängendes Gebiet, das sie nicht hätten halten können, wenn das kleine Hua ihnen Schwierigkeiten gemacht hätte. Ihr wart verdammt wichtig.«
    Soviel zum Thema Landkarten.
    Vielleicht dachte sie darüber nach. Oder sie dachte an ihre Heimat. Nach einer Weile sagte sie: »
Gitu
ist nicht so wichtig. Wovor sie damals Angst hatten, der Grund, warum sie uns überrannten – sie müssen doch auch heute Angst vor uns haben, nicht wahr, wenn sie uns nicht schnappen? Wenn sie die Fürsten und deren Leute im Süden angreifen – wir sind nicht dort. Aber sie werden erfahren, wo wir waren. Und nicht, wo wir sein werden. Sie werden versuchen,
Euch
zu töten. Vorher haben sie nicht gewonnen. Deshalb führen wir sie die ganze Zeit an der Nase herum.«
    »Ganz schön schlau. Verdammt raffiniert. Das ist das Kreuz mit euch jungen Denkern.«
    Sie sah ihn an. Im Licht der Sterne, das auf ihrem Kopf und ihren Schultern lag, konnte er es erkennen. Sie hatte keine Fragen gestellt, hatte ihn vor Zeugen kein einziges Mal herausgefordert. Wahrscheinlich erstickte sie inzwischen an Fragen.
    »Wie fangen wir es also an?«
    »Wir bringen Ghita in Verlegenheit«, sagte er. »Wir zwingen ihn zum Rückzug, wir machen ihn zum Narren. Das ist ein verdammt gefährliches Spiel. Hast du Angst?«
    »Die Leute
kennen
Euch«, flüsterte sie. »Sie reden, Meister Shoka, glaubt ja nicht, das täten sie nicht. Überall, wo Leute hingekommen sind, überall, wo die Vögel hinkommen. Heute nacht schläft Ghita nicht. Und Gitu oder der Kaiser auch nicht. Wir rauben ihnen heute nacht den Schlaf, wie Ihr gesagt habt. Und irgendwann werden sie eine Dummheit machen. Und die Leute werden aufhören, sich vor ihnen zu fürchten.«
    »Ich sag dir was«, meinte er, »wir sind zu viele, um heimlich zuzuschlagen, und zu wenige, um auf breiter Front anzugreifen, darum sind wir hier. Sie brauchen viel zuviel Zeit, um sich zu organisieren, und weiß der Himmel...«
Weiß der Himmel, was diese Männer in der Schlacht taugen.
Doch aus Rücksicht auf ihre Begleiter sprach er das nicht aus. »Ghita ist seit Jahren auf diesen Moment vorbereitet. Vielleicht allzusehr vorbereitet. Vielleicht macht er in der Eile einen Fehler. Vielleicht folgt er uns, wer weiß? Oder er ist dafür zu klug und tut etwas, womit wir nicht gerechnet haben. Das ist immer die Schwierigkeit, wenn man etwas plant.«
    Wieder blickte Taizu ihn an, eine Schattengestalt, die sich Gedanken machte, die er nicht lesen konnte.
    Sie war nicht verrückt. Vielleicht hatte sie vor langer Zeit so gewirkt, und ihre Verrücktheit war nur die Art und Weise gewesen, als vernünftiges Mädchen mit einem Mann umzugehen, der in seiner Einsamkeit ein wenig irre geworden oder der

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