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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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schießen die Gerüchte ins Kraut – in Taiyi soll's angeblich einen Drachen geben. Und einen Dämonen in Saukendars Armee. Die sind verrückt, wenn Ihr mich fragt.«
    »Hat ihn jemand gesehen?« Der Hauptmann sah aus, als käme er aus Fittha. Seine Rüstung war mit Amuletten behängt, und an den Handgelenken trug er geflochtene Talismane aus Roßhaar. »Was für ein Dämon soll das sein?«
    »Wenn ich's nur wüßte. Wenn's dort einen gab, hab' ich ihn nicht gesehn, ist mir auch lieber so. Da müssen die Priester ran. Die sollten besser mal was unternehmen und ihre Räucherstäbchen anzünden, verdammt noch mal, also ich werd' mich hüten und nach ihm suchen, ich nicht.«
    Der Hauptmann kratzte sich und rieb an einem seiner Talismane. »Und was macht die Truppe im Süden?«
    Shoka zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wer sich da rumtreibt, ich hab' nichts gesehn.
    Was im Dunkeln über uns hergefallen ist, war verdammt schnell, und wir kamen mit dem Leben davon, das ist alles. Wir wissen bloß, daß Hoishi verloren ist. Von dort haben wir Berichte bekommen; Hoishi gehört zu den Rädelsführern, und im Westen haben wir Fahnen gesehn. Also, ich weiß bloß, daß niemand was weiß, aber ich schätze, jemand sollte Bescheid wissen, bevor das Vieh über'n Hisei kommt. Ich mach' mich besser mal auf den Weg.«
    »So etwas können wir hier nicht gebrauchen«, sagte der Wachhauptmann und nickte in Taizus Richtung, die ihr Pferd an Land gebracht hatte und mit allen Anzeichen von Erschöpfung aufsaß, während das Pferd scheute und sich solange im Kreis drehte –
du
    meine Güte, von hinten! –,
bis Taizu torkelnd herumsprang und sich in den Sattel zog, während das Pferd dem Hauptmann die Sicht auf ihr weibliches Hinterteil versperrte. »Den solltet ihr besser in einem Lazarett lassen.«
    »Mein Vetter«, meinte Shoka. »Hab' ich ihm auch gesagt. Aber er will nicht. Hat Angst, er könnte von uns getrennt werden. Und ich hab' seinem Vater versprochen, ich würde ihn wieder nach Hause bringen.« Shoka saß auf und zog die Zügel straff. »Lungan. Wir werden's schon schaffen. Würde am liebsten hierbleiben. Ist viel sicherer hier...«
    Das Pferd wollte sich bewegen. Er tippte es mit den Hacken an, und die anderen folgten ihm, klapperten den steinernen Landeplatz hoch und auf die Straßen von Anogi hinaus.
    Alle sind in Lungan.
    Auch Ghita?
    Wo, zum Teufel, ist der Kaiser zur Zeit?
    Oder diese verdammte Taube.
    Taizu schloß zu ihm auf. Sie sagte nichts. Fast wäre ihm das Herz stehengeblieben, als sie vor den Augen des Hauptmanns hatte aufsitzen müssen. »Der Mantel ist nicht lang genug«, sagte Shoka. »Sei vorsichtig, wenn ein Mann hinter dir ist.«
    »Ich hab's gemerkt«, sagte sie mit zusammengepreßten Zähnen. »Meint Ihr, er hat was gesehen?«
    »Du hast es überspielt. Hoffentlich.« Um sie herum breiteten sich die Straßen Anogis aus, der Markt am Fluß, eine Straße, die zum Stadtrand führte, und sie beschleunigten etwas das Tempo und rückten zusammen, passierten im Gänsemarsch einen Wagen und sammelten sich wieder, während sie am Ufer entlangritten, vorbei an vertäuten Lastkähnen und kleinen Handelsbooten.
    Dabei ging ihm nicht aus dem Sinn, daß es nicht klappen würde, daß die Wachen sich über Taizus Eigenheiten Gedanken zu machen oder daß sie sich an seinen Akzent erinnern und Verdacht schöpfen würden. Nicht weniger nervös als die Männer an seiner Seite rechnete er ständig damit, verfolgt zu werden, und er wagte nicht, sich häufiger umzuschauen, als von jemandem, der seine kleine Schar auf einer Stadtstraße zusammenzuhalten versuchte, zu erwarten war.
    Doch da kam schon das Stadttor – ein bloßes Wahrzeichen, da sich Anogi längst über seine alten Grenzen hinaus ausgedehnt hatte, so daß man in die Mauer Häuser und Geschäfte hineingebaut hatte und das bogenförmige Tor zu einem Unterschlupf für Bettler geworden war.
    Schrecklich viele Bettler gab es, Lahme und Verstümmelte, von denen einige zweifellos einmal Soldaten gewesen waren.
    Oder Bauern.
    Bei diesem Gedanken wurde er wütend. Er sah ihre Anzahl – er sah die Wunden, die Art Wunden, die Schwerter schlugen, er sah den Haß, der ihnen entgegenschlug, als sie durch den Schatten ritten...
    ...Haß auf Fremde, auf angeworbene Soldaten, auf zehn Jahre Unterdrückung.
    Taizu fiel ihm ein, wie sie zu ihm auf die Veranda heraufgeblickt hatte.
    Gerechtigkeit, Meister Saukendar.
    Und voller Schmerz dachte er:
Junge Närrin,

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