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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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– nämlich auf irgendeine andere Gruppe von richtigen Söldnern zu treffen, die nach Lungan unterwegs war oder von dort kam. Bis jetzt war es gutgegangen, und entweder hatten sie das richtige Tempo vorgelegt, um niemandem zu begegnen, oder es waren nur noch sehr wenige Truppen nach Lungan unterwegs und niemand kam mehr heraus.
    Also gab es ein einfaches, nahrhaftes Mahl und ein Lager, wo man in Ruhe sitzen und wieder Atem schöpfen konnte, anstatt auf der Stelle einzuschlafen. »Wir könnten etwas Zeit gewinnen«, hatte Shoka zu ihnen gesagt, als sie angehalten hatten, »aber ich kenne die Straße, und bei den Göttern, ich kenne Lungan. Wir können jetzt rasten, ein bißchen schlafen und morgen gegen Mittag dort sein, und wenn der Verkehr dorthin nicht ganz eingeschlafen ist, kann uns das nur nützen. Ich würde lieber keine Fragen beantworten, wenn es sich machen läßt; wenn wir aber dazu gezwungen werden, dann tun wir's besser ausgeschlafen. Trinkt ein bißchen Wein. Was immer euch zur Ruhe kommen läßt. Alles klar?«
    »Jawohl, Herr«, sagte der Anführer. Sein Name war Chun.
    »Ich glaube, ich hatte noch nie bessere Leute als euch«, sagte Shoka nach einer Weile; die Männer schienen einen Moment lang verwirrt, dann taten sie es Chun nach, verneigten sich und murmelten: »Jawohl, Herr.«
    In den Blicken, die sie ihm im Schein ihres kleinen Feuers zuwarfen, lag inbrünstige Hingabe. Gewöhnlich waren ihm solche Mienen zuwider. In diesem Augenblick allerdings nicht. Es lag an beiden Seiten, dachte er. Das war der springende Punkt. Chun. Eigi. Jian. Panji und Nui, beides Vettern. Liang und Waichen, Yandai und Wengadi. Dem Himmel sei Dank, daß sie keine Wunder von ihm erwarteten, nur vernünftige Befehle. Und sie strengten sich an, sie strengten sich wirklich an – vielleicht weil eine Frau bei ihnen war, und sei es ein Dämon.
    »Hm«, machte er nach einer Weile, räusperte sich, stand auf und ging weg. Am liebsten wäre ihm gewesen, er hätte gar nichts gesagt. Es war eine Falle. Sie hatten keinen Grund, von ihm beeindruckt zu sein. Er hatte kein Recht dazu, sie zu benutzen. Verdammt noch mal, er vergaß das wenige, das er inzwischen gelernt hatte, nämlich sich von den Menschen fernzuhalten, nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen, sie nicht zu seinen Werkzeugen zu machen. Sich nicht gebrauchen zu lassen und andere nicht zu gebrauchen. Und alles zu vermeiden, was sie dazu brachte, ihn zu lieben.
    Verdammt noch mal.
    Warum lerne ich nichts dazu? Was treibt mich dazu, solche Dinge zu tun?
    Taizu stand neben ihm. Taizu berührte seinen Ärmel. »Meister Shoka.«
    Das traf. Er entzog ihr seinen Arm.
    »Meister Shoka.« Wieder die Berührung an seinem Arm, die ihn in das Dunkel bei der Hecke drängte.
    Er ließ sich mit ihr davontreiben, hinein ins Dunkel, und blieb dort stehen, ohne sich mit ihr zu unterhalten, ja, ohne sie auch nur ansehen zu wollen.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Natürlich ist alles in Ordnung.« Er hatte flüsternd gesprochen.
Ich habe keine Ahnung, was ich überhaupt tue. Ich habe keinen Plan. Ich habe keine Ahnung, wo der Feind steckt. Ich habe euch alle in die Patsche hineingeritten und finde nicht mehr heraus. Sicher, alles ist bestens.
Doch das hätte Taizu Angst gemacht, und wenn sie Angst hatte, würde sie womöglich einen Fehler machen, und ein Fehler konnte tödlich sein. Nirgends war man mehr sicher.
    Sie hakte sich bei ihm ein. Sie legte den Kopf an seine Schulter. Das war alles. Und er dachte an die Brücke, ging die in seinem Gedächtnis aufgespeicherten Bilder durch, jede einzelne Überquerung der Brücke von Lungan, jedes Kontruktionsdetail, an das er sich noch erinnern konnte, und überlegte, ob Ghita so weit gehen würde, sie unpassierbar zu machen – zumindest das Mittelstück. Oder wie viele kaiserliche Truppen Ghita wohl zur Verfügung standen und wie weit hinunter er die Offiziersränge mit eigenen Männern besetzt hatte...
    »Können wir zusammen schlafen?« fragte sie.
    Er sog den Atem ein und dachte an die Männer dort hinten, an Menschen, die ihm zu nahe waren, die ihn auseinanderrissen. Taizu klammerte sich an seinen Arm.
    Seit den Weiden hatten sie keine Gelegenheit mehr dazu gehabt. Sie hatten beieinander geschlafen, das ja – stinkend nach Blut und Schmutz und Pferden und Rauch, so erschöpft, daß sie zwei Atemzüge, nachdem sie sich hingelegt hatten, das Bewußtsein verloren und in derselben Position steif wieder erwachten; und heute war er nicht minder

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