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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Städten, wo Unzufriedenheit gärte und sich junge Männer in Tavernen und Teehäusern versammelten.
    Und diejenigen, die übriggeblieben waren, würden ihre kostbare Befreiung bestimmt nicht aufs Spiel setzen. Darum würden sie nichts tun, nichts wagen; doch die Gefahr bestand, daß sie bei der Annäherung von Soldaten in Panik gerieten, daß sich herausstellte, daß sie eine Waffe mit sich führten.
    Darum ritt er plötzlich auf eine der Frauen zu, als sie wieder einmal auf eine Gruppe Flüchtlinge trafen – auf die hinterste, die unter einem viel zu großen Bündel einherstapfte und keine Möglichkeit zum Davonlaufen hatte. Als er vor ihr anhielt, sah sie hoch. Sie hatte ein recht hübsches Gesicht. Oder zumindest war es einmal hübsch gewesen, wenn man vom Dreck und dem Schweiß und der Angst einmal absah. »Mädchen«, sagte er, beruhigte sein tänzelndes Pferd und bemerkte aus den Augenwinkeln, daß der vorletzte Nachzügler der kleinen Schar zurückgeblieben war, ein alter Mann mit einem Karren, der aussah, als wollte er irgendeine Verzweiflungstat begehen – und als sei er sich über den Wert einer moralischen Handlungsweise nicht ganz im klaren.
    »Nur ein paar Fragen, Mädchen.« Diesmal mit einem kultivierten Akzent, in ausgesprochen höflichem Ton. »Ich will dich nicht aufhalten, ich werde dir nichts tun. Wer hat in Lungan das Kommando?«
    »Fürst Ghita«, stammelte sie.
    »Ist er persönlich anwesend?«
    Ein entschiedenes Nicken mit dem Kopf. Ein furchtsamer Blick, jedoch verbunden mit einer Neueinschätzung.
Wer seid Ihr?
bedeutete dieser ängstliche Blick, jedoch auch die plötzliche Erkenntnis, daß sie keinen Söldner vor sich hatte.
    »Wer greift ihn an?«
    »Herr?«
    »Wer greift Lungan an?«
    Ein Zögern. Das Pferd zerrte an der Kandare, und er hielt die Zügel straff, wartete auf die Antwort.
    »Die Fürsten aus dem Süden, heißt es.«
    »Wer führt sie an?«
    »Fürst Saukendar, sagt man. Man sagt, sie hätten Dämonen dabei. Man sagt...«
    »Was, Mädchen?«
    »Sie würden ihm helfen.« Ein rasches Schlucken, als hätte sie schon zuviel gesagt. Ihr Mund zitterte, und sie preßte ihn fest zusammen, ziemlich bleich im Gesicht.
    »Wo befindet sich der Kaiser zur Zeit, weißt du das?« Eine verzweifelte Bewegung mit dem Kopf.
Nein.
Sie sah auf seine Hände, dann wieder in sein Gesicht.
    Und der alte Mann schlich immer noch am Rand seines Gesichtsfelds herum.
    »Der alte Mann dort drüben scheint dir helfen zu wollen. Kennst du ihn?«
    Ein wilder Blick. »Nein. Nein. Tu ich nicht.«
    »An deiner Stelle würde ich mich an ihn halten. Er scheint was wert zu sein.«
    »Herr?«
    Er jedoch gab dem Pferd die Zügel frei, es ging weiter, und die wartende Gruppe schloß ebenfalls im Schrittempo zu ihm auf; nach einem langen Tag waren die Pferde müde.
    »Ghita ist in Lungan«, sagte er, »und man weiß, daß ich im Süden meine Hand mit im Spiel habe. Die Gerüchte haben den Norden erreicht.«
    »Jawohl, Herr«, sagte der Anführer. Das war schon die ganze Unterhaltung, die er für gewöhnlich mit den Männern führte. Aber sie waren verläßlich, und keiner von ihnen war schwer von Begriff. Nicht einer von ihnen machte mal einen Vorschlag. Wenn sie nebeneinander ritten oder eine Pause einlegten, unterhielten sie sich in gedämpftem Ton, manchmal warfen sie ihm oder Taizu Blicke zu. Manchmal wirkten sie ernsthaft besorgt. So wie jetzt.
    Ob sie sich wohl fragen, was wir vorhaben?
dachte Shoka.
Ob sie sich fragen, wie wir nach Lungan hineinkommen sollen, was wir dort machen werden und weswegen sie mitgekommen sind?
    Das
tue ich auch. Ich denke immer noch drüber nach. Oder vielleicht habe ich auch einfach nur eine Vorliebe für Frauen mit Körben.
     
    Mit dem letzten Rest Tageslicht fanden sie eine Mauer und eine Hecke, wo sie sich unterstellen konnten, ein alter Schrein, den die Männer für ein gutes Omen hielten; sie opferten etwas Reis, ein wenig Wein und erwiesen den Göttern und Ahnen mit größerer Inbrunst ihren Respekt, als man von Fremden eigentlich erwarten sollte.
    Vielleicht baten sie die Götter um Unterstützung. Oder sie beteten für das Wohlergehen ihrer Frauen und Eltern, die sie vielleicht nicht wiedersehen würden.
    Es war jedoch niemand da, der sie hätte sehen können; mit Einbruch der Dämmerung hatte die Zahl der Flüchtlinge stark abgenommen, und niemand wollte in ihrer Nähe sein. Keine Flüchtlinge und keine Anzeichen von anderen Einheiten, was seine größte Sorge gewesen war

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