Der Paladin
Wäsche, und das Haar bildete noch immer einen Wust. Die Haut war jetzt, da Flecken und Dreckkrusten verschwunden waren, sonnengebräunt – er hatte zwar nicht gerade das Elfenbein und Zinnoberrot einer Kurtisane erwartet, aber dennoch ein wenig Hoffnung gehegt.
Damit war es offenbar nichts; und die Narbe war nach dem Schrubben bedauerlicherweise noch häßlicher und röter geworden. Shoka empfand einen mitfühlenden Schmerz im linken Bein.
Er war sich nicht ganz sicher gewesen, ob sie nach dem Waschen zurückkommen würde. Wenn sie tatsächlich verrückt war, hätte sie auch wieder von vorn anfangen können; und daher hatte er Jiro nicht hinausgelassen. Aber er hatte auf der Veranda eine Schnur von Pfosten zu Pfosten gespannt, und als sie mit dem Korb ankam, wies er sie an, ihre Wäsche und Decken zum Trocknen aufzuhängen, während er zum Stall ging und Jiro hinausließ.
Das alte Streitroß schnaubte und wischte ihm mit dem Schweif eins aus, als es viel besser gelaunt in die Nachmittagssonne hinauslief. Jiro rannte ein wenig umher, dann legte er sich hin und wälzte sich auf dem Rücken, als wäre er soeben nach einem langen Tagesritt nach Hause gekommen. So kam Jiros Welt wieder in Ordnung.
Inzwischen hatte das Mädchen die Wäsche aufgehängt und erwartete Shoka auf der Veranda, als dieser über den Hang zum Haus heraufkam.
Er legte den Panzer ab und zog ein leichtes Hemd und Stoffhosen an, seufzte erleichtert und ließ sich auf der Veranda nieder, während er das Mädchen zum Unkrautjäten in den Garten schickte – damit kannte sie sich wohl aus, vermutete er, und für den ganzen ungebetenen Ärger war sie ihm ein wenig Arbeit schuldig, zumal er dem Nonnenkloster in Muigan die Einkünfte eines Jahres zahlen würde.
Sie erhob keine Einwände. Tatsächlich arbeitete sie sehr gewissenhaft und bot einen reizenden Anblick, während er ein wenig döste und so schwerwiegende Probleme wälzte, so etwa, wieviel Arbeit er ihr für seinen Unterricht wohl abverlangen dürfe; und ob sie wohl ordentlich kochen könne; und, um der Wahrheit Genüge zu tun, wie groß die Aussichten seien, daß sie sich niederließ und eine leidlich tüchtige Bedienstete abgab – denn wenn sie schon keine Lust hatte, Nonne zu werden, konnte sie ebensogut ihm dienen wie irgendeinem Kohlbauern unten im Dorf.
Sie war schlau: das hatte sie bewiesen. Eine Dame hätte im Gebirge niemals überleben können, aber ein Bauernmädchen schon; und ihn im Winter wärmen und für ihn kochen und den Garten jäten...
Er und Jiro könnten jagen und auf der Weide faulenzen, und er könnte die Hütte ein wenig vergrößern, schließlich war der Umgang mit Holz eine seiner Lieblingsbeschäftigungen...
Rache nehmen an Fürst Ghita. Bei den Göttern, auf solchen Unsinn konnte nur ein Kind kommen, das man mißbraucht hatte, das verrückt war vor Trauer um ihre Familie und den Verlust all dessen, was ihm vertraut gewesen war; mehr noch – das wußte er aus eigener Erfahrung –, ihr ganzer verrückter Traum war nur eine Zuflucht und ein Mittel, um nicht den Verstand zu verlieren, nachdem ihr das Schicksal alles andere genommen hatte.
Sie brauchte bloß einzusehen, daß sie noch etwas aus ihrem Leben machen konnte und daß ihr verrückter Racheplan für ein Mädchen vollkommen undurchführbar war – übrigens auch für jeden Mann, um genau zu sein; und dann würde sie zur Vernunft kommen. Der Berg würde ihr Frieden schenken. Nahrung, Ruhe, ein Dach über dem Kopf, und ein Leben lang brauchte sie vor nichts mehr Angst zu haben.
Wenn sie noch bei Sinnen war, was immer noch die große Frage war.
Verdammt, nein, sie war ein halsstarriges Luder. Wenn er eine Frau wollte, dann konnte er sich diese Annehmlichkeit auch im Dorf verschaffen: es gab arme Mädchen, die sich sehr wohl mit dem Leben hier oben abfinden würden und sogar dankbar dafür wären. Es war einfach so, daß ihm dieses Mädchen stets vor Augen war – und sich gerade über das Bohnenbeet beugte – und daß er seit neun Jahren keine Frau mehr gesehen hatte. Er konnte viel hübschere, sanftere und vernünftigere Mädchen haben, wann immer es ihn danach verlangte, sein Leben zu ändern – vielleicht eine gefügige, einfühlsame junge Frau, die gelegentlich kam und wieder ging, vielleicht einen Monat blieb, ein kleiner erfrischender Schauer, bei den Göttern, und kein Unwetter.
Er sollte sie zu den Nonnen schaffen. Mit einer guten Ausbeute an Fellen konnte er einem Ehepaar aus dem Dorf ihre
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